IG ADHS SCHWEIZ

Stärken von ADHS-Betroffenen

Stärken von ADHS-Betroffenen

Obgleich das Symptomspektrum der ADHS die Betroffenen auf vielen
Ebenen einschränkt, werden den Defiziten in der Literatur oftmals auch
Vorteile und Stärken gegenüber gestellt, die mit der ADHS einhergehen
können sollen. Dabei ist unklar, ob eine psychische Störung wie die ADHS
abseits von adaptiven Coping-Mechanismen eine Entwicklung besonders
ausgeprägter Fähigkeiten begünstigen kann, wie es etwa bei einigen
Fällen von Autismus im Sinne von Inselbegabungen (Savant-Syndrom)
vorkommen kann. Bemerkenswert ist jedoch, dass auch im Rahmen
vereinzelter Studien
auf deskriptiver Ebene bereits gewisse Korrelate beobachtet wurden, die
möglicherweise als zur ADHS gehörende Stärken betrachtet werden können.
So machte eine Studie von White und Shah deutlich, dass die kreativen
Denkleistungen ADHS-Betroffener im Durchschnitt deutlich höher liegen.

Auch eine erhöhte Ausprägung divergenter Denkstrukturen wird in der Praxis oft beobachtet.

Bei der Entfaltung vorhandener Ressourcen spielen mehrere
Faktoren eine Rolle. Ein förderndes, liebevolles und akzeptierendes
psychosoziales Umfeld, das den Betroffenen Möglichkeiten der Potential-
und Persönlichkeitsentfaltung bietet, korreliert mit der positiven
Entwicklung der Betroffenen auf sämtlichen Ebenen. Wenngleich ein
gesicherter Zusammenhang zwischen Intelligenz und genetischer
Veranlagung besteht, spielt das soziale Umfeld in der Kindheit eine
entscheidende Rolle bei der Entwicklung von Intelligenzressourcen.

Der negative Einfluss insbesondere von Komorbiditäten auf die Leistungsfähigkeit von Betroffenen ist evident,[2] weshalb der Prävention sekundärer Störungen in der Kindheit, und der Behandlung derselben im Erwachsenenalter besondere Aufmerksamkeit gewidmet werden sollte. Dabei beeinflusst ADHS selbst den Gesamt-IQ nicht, allerdings können mögliche Hoch- oder Teilbegabungen überdeckt werden. Letztlich ist es auch eine Frage des individuellen Schweregrads der Erkrankung und der vorhandenen Gesamtressourcen, inwieweit die Betroffenen individuelle Potenziale entfalten konnten und können.

Der US-amerikanische Psychologe William James (1842-1910) war überzeugt, dass viele Revolutionäre und bekannte Persönlichkeiten der Geschichte einem „unruhigen und unaufmerksamen Persönlichkeitstypus" angehörten. Siehe auch: Geschichte der ADHS.

Siehe auch: Prominente und bekannte Persönlichkeiten mit ADHS und: Hochbegabung und ADHS