Gerade ist ein Buch mit dem Titel "Lob der Disziplin" herausgekommen. Der Schriftsteller plädiert für einen härteren Umgang mit Schülern. Diese haben sich an Regeln zu halten, zu gehorchen und nicht zu diskutieren. Der Schriftsteller ist sehr stolz auf sich, denn er bahauptet als Vorreiter endlich einmal ausgesprochen zu haben, was alle anderen nur denken, aber nicht zu sagen wagen.
Erziehung mit Schlagstock und unreflektierte Gehorsamkeit?
Was meint ihr dazu?
Re: Schlagstockpädagogik
Hallo Iwan, Ich sehe dieses Thema von zwei Seiten:
1. Einerseits ... halte ich nichts davon mit Schlagstock persönliche Unfähigkeit zu verschleiern - weder bei Lehrern, noch bei Eltern, noch bei Großen gegen Kleine. Daher wäre die Erlaubnis einen Schlagstock in der Schule (wieder) einzusetzen für mich ein Eingeständnis, dass unsere Bildungs- und Integrationspolitik endgültig gescheitert ist!
2. Andererseits .... muss auf die Einhaltung von Regeln (im bestenfall abgesprochene) bestanden werden können - notfalls auch mit scharfen Sanktionen (jedoch meiner Meinung nach nicht mit Schlägen, das wäre Rückkehr ins finsterste Mittelalter).
Statt "Lob der Disziplin" käme hier für mich eher das Buch "Kinder brauchen Grenzen" in Frage. Wobei ich den Autor des ersten Buches in Schutz nehmen muss: Ich habe gerade ein Interview mit ihm gesehen. Darin erklärte er sehr klug, dass Kinder in den Lehrern eine Respektsperson sehen müssen - allerdings würde man die Sicht der Kinder auf den Lehrer kaum ändern können. Der LEHRER müsse sich - aus SICH HERAUS - so verhalten, dass die Kinder ihn natürlicherweise respektieren können...........
Intellektuelles Gelaber, merke ich gerade!!!! Ich zeigs an einem Beispiel: Mein "alter" (tschuldigung) Englischlehrer Herr Heinrichs (so manch einer kennt ihn noch) kam in den Klassenraum - und es herrschte Totenstille! ALLE saßen an ihrem Platz, NIEMAND hätte sich getraut ihn NICHT zu respektieren!!! Dabei tat er gar nicht viel, um diesen Respekt zu bekommen - er HATTE ihn einfach! Mein "alter" ....lehrer (nenne mal keine Namen, ist eh nicht mehr da) hätte brüllen und schlagen können - es hätte ihm nix genützt, er hätte NIEMALS Respekt von uns bekommen!! Gut, es wäre vielleicht ruhiger gewesen, hätte er den Stock anwenden dürfen, aber ob wir dadurch mehr gelernt hätten.......
Statt Schlagstock also mehr Persönlichkeitsarbeit?
Soweit meine Gedanken dazu, hope
********************************* die Hoffnung stirbt zuletzt
Re: Schlagstockpädagogik
Ich würde ihr da absolut zustimmen, da ich selber Herrn Heinrichs für knapp 4 Jahre als Englischlehrer hatte, würde allerdings noch einen anderen Vorschlag machen, der eine neue Pädagogik beinhalten könnte. Meiner Meinung nach besteht der Unterricht zu sehr aus einem vorgetäuschten Ratequiz des Lehrers, der die Schüler dann selektiv einordnen und beurteilen soll. So hat man als Schüler finde ich nur zwei Möglichkeiten nach der Parole "Friss oder Stirb" an diesem Spiel teilzunehmen oder unter zu gehen. Deshalb würde ich sagen, dass der Frontalunterricht überholt ist und abgeschafft werden muss durch einen praxisorientierten Unterricht, in dem der Schüler aus seiner passiven Rolle herauskommt und die Dinge selbst in der Hand hält. Der Lehrer könnte trotzdem auf diesen Lernprozess regulierend einwirken und Denkanstöße geben. Meiner Ansicht nach würde der Schüler dadurch wieder mehr das Gefühl bekommen, selbst an etwas teilzuhaben und sich sein Wissen selbst zu erarbeiten und nicht zu sehr nach dem Lehrer zu schauen um ein "Hast du toll gemacht" von ihm zu ergattern. Ich hoffe auf positive wie auch negative Antworten.
"Es irrt der Mensch, so lang er strebt!"
Re: Schlagstockpädagogik
Zitat: Hauke
Ich würde ihr da absolut zustimmen, da ich selber Herrn Heinrichs für knapp 4 Jahre als Englischlehrer hatte, würde allerdings noch einen anderen Vorschlag machen, der eine neue Pädagogik beinhalten könnte. Meiner Meinung nach besteht der Unterricht zu sehr aus einem vorgetäuschten Ratequiz des Lehrers, der die Schüler dann selektiv einordnen und beurteilen soll. So hat man als Schüler finde ich nur zwei Möglichkeiten nach der Parole "Friss oder Stirb" an diesem Spiel teilzunehmen oder unter zu gehen. Deshalb würde ich sagen, dass der Frontalunterricht überholt ist und abgeschafft werden muss durch einen praxisorientierten Unterricht, in dem der Schüler aus seiner passiven Rolle herauskommt und die Dinge selbst in der Hand hält. Der Lehrer könnte trotzdem auf diesen Lernprozess regulierend einwirken und Denkanstöße geben. Meiner Ansicht nach würde der Schüler dadurch wieder mehr das Gefühl bekommen, selbst an etwas teilzuhaben und sich sein Wissen selbst zu erarbeiten und nicht zu sehr nach dem Lehrer zu schauen um ein "Hast du toll gemacht" von ihm zu ergattern. Ich hoffe auf positive wie auch negative Antworten.
"Es irrt der Mensch, so lang er strebt!"
man hauke, warum machst du von deinem wortschatz nicht mal gebrauch, wenn wir unterwegs sind xD
Re: Schlagstockpädagogik
Kein Neid, böser onkel! Es gibt eben eloquente Schüler trotz der schlechten Unterrichtsbedingungen! Zur Sache: Wenn man als Lehrer nicht tatsächlich verschnarcht ist, warum auch immer, kann man der Forderung nach selbst entdeckendem Lernen doch wohl nur zustimmen. Vielleicht niicht in Frankreich, aber im Pisa-gebeutelten Deutschland. Zu diesem Procedere, vor allem in den Naturwissenschaften, gehören aber auch Bedingungen, die zur Zeit in Hamburg nicht erfüllt werden. In den glorreichen 70ern hatten wir zwar Mittelstufen-Tut-gruppen von 35 Schülern, Horror auch das, aber in Physik hatte ich die Gruppe geteilt! Mit 17 konnte ich sogar mit den damaligen Mitteln Schüler-Experimente machen. Wie viele seid ihr jetzt in Bio im LK? Und was bewirkt der Lehrplan, der nur auf das Zenrtralabitur fixier ist? Und was meint Frau Dingsda? Lerngruppengrößen sind zu vernachlässigende Größen für den Lernerfolg. Wo fände das Endeckende Lernen denn statt bei 26 LK-Schülern?? Die ATW-Bioräume/Physikräume sind für maximal 20 eingerichtet. Da hilft eben nur noch Lehrervortrag mit anschließenden Übungsaufgaben! Aber die Poltiker denken ja gerade wieder viel über euch nach!
Re: Schlagstockpädagogik
Hallo maestro,
grundsätzlich habe ich nix gegen die Aufteilung zu grosser Gruppen, um "anfassbaren" Unterricht möglich zu machen. Ich erinnere mich eben auch an grosse Gruppen in den 70ern, ist ja nicht unbedingt ein Exklusivphänomen von heute (wenn es damals auch andere Gründe hatte als heute).
Ich habe allerdings etwas dagegen, wenn Teilung heißt, dass für die andere Hälfte der Gruppe der Unterricht ausfällt! Auch wenn ich mittlerweile erfahren habe, dass das rechtens zu sein scheint, heißt das in der Praxis z.B, dass regelmässig und geplant für die Kids 1 Std. Physik/Woche weniger stattfindet, weil für die andere Hälfte der Unterricht einfach ausfällt! Und auch hier muss der Gedanke (zurück zur Schlagstockpädagogik) erlaubt sein, ob es denn immer wirklich an zuviel oder zu schwierigen Schülern liegt, dass Unterricht schlecht vermittelt werden kann!
Um das Ganze "rund" zu machen und Haukes Gedanken des selbst bestimmten und verantwortlichen Lernens einzubringen: Wenn die Gruppe zu gross ist und die Räume zu klein und man Gruppen teilen wollte.... warum nimmt man sich als Lehrer dann nicht gute und verantwortungsvolle Schüler und ernennte sie z.B. zu "Gruppenleiter"?
Statt dem Anspruch (wessen eigentlich?) genügen zu wollen und alles allein frontal zu unterrichten, könnten Lehrer doch schon jetzt einen Schwerpunkt "Teamwork" einrichten und den Schülern beibringen sich selbst zu "regulieren" - und ihnen dadurch vor allem zeigen, dass sie ihnen dies ZUTRAUEN!
Lach, ich sehe Ihre Gedanken, maestro: "Die hat keine Ahnung, was für Chaoten unter den Schülern heutzutage sind!"
Mag sein, aber NOCH sind diese Chaoten Kinder und NOCH haben wir Einflussmöglichkeiten! Kann sein, dass - würde man es so machen - eine Zeitlang die eigentlichen Unterrichtsinhalte vernachlässigt würden, aber, hey, so wie es gerade ist, bekommen die eh nicht viel mit vom Unterricht! Warum also es nicht mal anders versuchen?
Lieber Gruß, hope
********************************* die Hoffnung stirbt zuletzt
Re: Schlagstockpädagogik
Hallo hope, den Schülern das selbstverantwortete Lernen zu vermitteln und sie dazu zu bringen ist natürlich das Schwierigste an der ganzen Sache. Aber wenn man zum Beispiel 1-2 mal in der Woche eine Ergebnisrunde macht (mit oder ohne Zensur) damit den Klassenkameraden gegenseitig das Erlernte vorgestellt wird, kriegt der Schüler immer auch ein Stück Anerkennung für seine Arbeit. Und ich bin der Überzeugung, dass wenn man erstmal begriffen hat, das man den Unterricht selbst steuern kann und für sich selbst lernt, als Schüler viel mehr auch in Bildung wieder investiert. Aber ich lasse mich auch gerne vom Gegenteil überzeugen lg Hauke