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Russische Aktien sind gefragt

Russische Aktien sind gefragt

Auch wenn die Prozesse gegen Chordokowski und Yukos Fragen zur Rechtsstaatlichkeit aufwerfen, zeigen Performance und Zahl der Börsengänge, daß russische Aktien nicht an Attraktivität verloren haben. Der RTS-Index, eines der russischen Börsenbarometer, stieg um rund fünf Prozent auf 639 Indexpunkte und schnitt damit besser ab als der Dax.

Auch die Einführung von 30 Prozent Aktienkapital der Kaufhauskette Pyateroschka an der Londoner Börse wird als eindrucksvoller Beweis für Investoren gewertet. Der Börsengang brachte einen Erlös von 600 Millionen Dollar ein. Am 9. Mai erfolgte ebenfalls ein Listing an der Berliner Börse im geregelten Freiverkehr (WKN AOEASX, Kurs 12,67 Euro).

Andreas Männicke, Geschäftsführer der East Stock Informationsdienste (ESI), sagt: "Mit einer Marktkapitalisierung von fast zwei Milliarden Dollar zählt Pyateroschka zu den Blue Chips in Moskau. Im vergangenen Jahr konnte Pyateroschka erstmals in der jungen Unternehmensgeschichte die Umsatz-Milliarde auf Dollar-Basis überschreiten. Mit einem Volumen von 150 Milliarden Dollar wird Konsum als eine der großen Wachstumsbranchen gehandelt."

Ein weiterer Boomsektor sei die Stahlindustrie. Das erkläre die Absicht, daß neben den Stahlwerten Mechel und Severstal auch die größte russische Stahlgesellschaft Evraz-Holding Anfang Juni einen Börsengang in Londoner plant.

In der Evraz-Holding stecken die Stahlgiganten ZSMK und NTMK. Sie repräsentieren das zwölftgrößte Stahlunternehmen der Welt. Die Konzerne gehörten zu den rentabelsten Stahlkonzernen der Welt, sagt Männicke. Zehn Prozent des Aktienkapitals sollen an der London Stock Exchange plaziert werden, Marktkapitalisierung sechs Milliarden Dollar.

Die Stahlunternehmen Mechel und Severstal hätten im Jahr 2004 jeweils mehr als eine Milliarde Dollar netto verdient und gelten bei einem KGV (Kurs-Gewinn-Verhältnis) zwischen drei und vier als besonders preiswert. Hohe Dividendenauszahlungen für das Jahr 2004 machten die Aktien zusätzlich interessant.

Ob die Erfolgsstory anhalte, hänge allerdings von der Nachfrage in China und der Entwicklung der Stahlpreise ab. Unterdessen wird der nächste Coup aus Rußland angekündigt: In Kürze werde der russische Autokonzern Severstal-Avto um einen Platz auf dem Londoner Kurszettel bitten. khm


Artikel erschienen am 15. Mai 2005 in der Welt am Sonntag