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Auswandern in die Schweiz als Ehepaar - Entscheidungshilfe

Auswandern in die Schweiz als Ehepaar - Entscheidungshilfe

Hallo zusammen,

dies ist mein erster Beitrag in diesem Forum und wie allen Auswanderungswilligen lasten auch mir viele Punkte auf der Seele. Ich würde mich sehr freuen, die eine oder andere Antwort auf meine Fragen und Euren entsprechenden Rat sowie Erfahrungen von Eurer Seite zu erhalten, die uns bei der Entscheidungsfindung helfen können.

Kurz etwas zu meiner Person:

Ich bin 34 Jahre alt, seit 9 Jahren überglücklich mit meiner Frau (27) verheiratet und lebe in der Nähe von Köln. Wir haben noch keine Kinder, planen die Familiengründung allerdings für die nähere Zukunft.

Beruflich bin ich als Technischer Zeichner und Konstrukteur im Maschinenbau seit 10 Jahren in unbefristeter Anstellung im jetzigen Unternehmen tätig, bei dem Unternehmen zuvor war ich incl. meiner Ausbildung 8 Jahre beschäftigt. Seither zu keinem Zeitpunkt arbeitslos, beide Arbeitgeber stets sehr zufrieden.

Meine Frau ist Hausfrau, ich bin also Alleinverdiener. Von meinem Gehalt können wir beide leben, auch im Hinblick auf zukünftige Kinder.


Für viele stellt sich jetzt natürlich die Frage, warum wir auswandern möchten und warum in die Schweiz.

Hier spielen einige Faktoren hinein. Unser Wunsch ist zunächst ein Ortswechsel, da wir uns in unserer Region und Wohnort seit Jahren nicht wirklich wohl und heimisch fühlen. Dazu kommt die schlechte Infrastruktur an unserem Wohnort, einkaufen ist erst mit mind. 30 Minuten Fahrzeit möglich, die meisten Geschäfte vor Ort haben aufgegeben. Prinzipiell hält uns hier nichts - unsere Familien wohnen einige hundert Kilometer entfernt.

Der zweite Aspekt ist schlichtweg: Zukunfts- und Existenzängste. Die haben wir, sehr große sogar. Wer die Entwicklungen auf dem Arbeitsmarkt in Deutschland intensiv verfolgt hat, weiss das die Zukunftsaussichten alles andere als rosig sind.
Für mich wird es sehr schwierig werden, mit knapp Mitte 30 ein Unternehmen zu finden, was mir das Gehalt zahlt, was ich heute nach über 10 Jahren Unternehmenszugehörigkeit verdiene. Es ist nicht so, das wir in den letzten Jahren einen Ortswechsel innerhalb von DE unversucht gelassen hätten. Meine Chancen standen überall gut - beim Gehalt trennten sich die Vorstellungen. In Zeiten von Leiharbeit und salopp "Flatrate-Gehältern" leider kein Wunder, eine besorgniserregende Entwicklung, die mir als Arbeitnehmer wirklich Angst macht. Ich stelle seit Jahren fest, das es immer mehr Luxus ist, Alleinverdiener zu sein und davon mit zwei Personen leben zu können.

Dazu kommt die aktuelle politische Situation hinsichtlich Finanzkrise und "Rettungsschirmen" - niemand kann erahnen, was da in Zukunft auf uns zukommt. Solange wir noch jung sind und es noch selbst in der Hand haben, möchte ich nicht als Leiharbeiter mit einem geringen Einkommen oder gar in der Arbeitslosigkeit enden.

Ich mache mir große Sorgen um unsere Zukunft. Wir wissen, das es keine Garantien gibt und das es jeden treffen kann, doch wünschen wir uns eine halbwegs sichere Zukunft, für uns und gerade für unsere geplanten Kinder. Ich wünsche mir eine gute Schulausbildung für unsere Kinder und eine realistische Perspektive. Es bedrückt mich, wenn ich heute sehe, das Jugendliche mit einer guten Schulausbildung oder Studium es schwer haben, überhaupt eine Chance auf einen Ausbildungsplatz zu erhalten.

Wir mögen unser Land, schließlich sind wir hier aufgewachsen. Doch ein immer weiter sinkender Lebensstandard, wirtschaftliche Instabilität und mangelnde Perspektiven für die Zukunft machen uns schlichtweg große Sorgen und lassen uns immer wieder den Gedanken fassen, vielleicht doch in ein Land auszuwandern, welches einen höheren Lebensstandard, Stabilität und Perspektiven bieten kann - solange wir es noch können, da wir noch jung sind und noch keine Kinder haben. Dennoch ist ein ein sehr großer Schritt, der sehr gut überlegt, geplant und in allen Aspekten abgewogen werden muss.

Nach umfassenden Recherchen fiel unsere Wahl letztendlich auf die Schweiz, welche unseren Vorstellungen am nächsten kam und womit wir uns neben den anderen Ländern auch am meisten identifizieren können.


Daraufhin haben wir uns umfassend über das Land, Rechte und Pflichten informiert und Arbeitsmarkt sowie Gehälter unter die Lupe genommen - denn hiervon hängt es letztendlich ab.

In meiner Branche kann ich mit einem Gehalt zwischen 6.000 - 7.000 CHF monatlich rechnen. Nach Ermittlung unserer Lebenshaltungskosten und Recherche sämtlicher Kosten, angefangen über Quellensteuer, Krankenversicherung, Mieten, Strom, Lebensmittel, etc. haben wir ermittelt, das ich als Alleinverdiener ein Gehalt von Brutto 6.500 CHF verdienen müsste, um die Kosten für unseren Lebensunterhalt zu decken - das wäre als gemäss den Durchschnittsgehältern meiner Branche realistisch - wie seht Ihr das nach Euren Erfahrungen? Wird dies auch mit einem Kind noch realisierbar sein?

Im Sommer haben wir unseren Urlaub zur Recherche vor Ort genutzt, um Preise zu vergleichen und eine Region zu finden, in der wir uns vorstellen können, ansässig zu werden. Hier sagt uns die Zentralschweiz sowie die Umgebung von Bern und Luzern sehr zu. Landschaftlich natürlich ein Traum, gerade in den Bergen. Unternehmen meiner Branche wären vorhanden. Kosten vor Ort und Mieten entsprechen unseren Recherchen.


Nun sind wir zurück und befinden uns in der Entscheidungsfindung. Hierzu würde ich Euch gerne nach Eurem Rat und Euren Erfahrungen fragen:

1.) Bedingung für alles ist natürlich, das ich eine Anstellung finde, die Jobsuche würde ich starten, sobald wir uns entschieden haben. Worauf legen Schweizer Unternehmen bei der Bewerbung wert? Ist es üblich, Gehaltsvorstellungen anzugeben? Wie war der weitere Ablauf dann bei Euch?

2.) Sollte die Arbeitsplatzsuche erfolgreich sein, würden wir nach Unterschrift des Arbeitsvertrages zunächst übergangsweise gerne in ein kleines möbliertes Appartement ziehen und unsere Möbel in DE einlagern lassen, um die nötigen Kosten für den Umzug zu sparen und Zeit für die Wohnungssuche vor Ort zu haben, bevor wir letztendlich den "großen" Umzug durchführen. Ich gehe nicht davon aus, das Unternehmen diese Kosten tragen, die Zeiten sind auch in der Schweiz sicher schon lange vorbei. Was haltet Ihr von diesem Vorgehen? Gibt es kostengünstige möbliertes Appartements, die man auf Zeit mieten kann? Oder gibt es auch andere Möglichkeiten?

3.) Arbeitsplatz: Wie sehen Eure Erfahrungen hinsichtlich der Arbeit in der Schweiz aus? Durchschnittlich erwarten mich 40-45 Stunden die Woche (wie aktuell auch) - wird sich auch an diese Vorgaben gehalten? Gesetzlich besteht Anspruch auf 1 freien Tag pro Woche - wie sehen die Büroarbeitszeiten aus, ist eine 5 oder eher 6 Tage Woche Standard?

4.) Das Rentenversicherungssystem hat mich ein wenig nachdenklich gemacht, da die Absicherung für jeden obligatorisch ist, was heisst das konkret in unserem Fall? Da ich Alleinverdiener bin und meine Frau Hausfrau, zahle ich (wie jetzt auch) Beiträge in die Rentenversicherung - muss ich in der Schweiz eine separate Versicherung für meine Frau abschließen, damit sie abgesichert ist? Hierbei interessiert mich insbesondere, wie es im Rentenalter aussieht - gibt es eine Seite, wo ich die Rentenansprüche berechnen kann? Mir ist wichtig, das meine Frau abgesichert ist, falls mir etwas zustossen sollte oder ich im Rentenalter früher dahinscheide.

5.) Das Krankenversicherungssystem ist recht komplex und ähnlich der Privaten Absicherung in DE. Mir ist bewusst, das ich uns beide absichern muss und hätte über Zusatzpakete gerne eine ähnliche Abdeckung entsprechend der gesetzlichen KV in DE, also incl. Zahnarztkosten. Hierbei sollten Franchise und Eigenanteil so gering wie möglich bemessen sein (schlägt sich auf die Prämie nieder, ich weiss). Mit welcher KV habt Ihr die besten Erfahrungen machen können?

6.) Mögliche Startschwierigkeiten: Meine Frau und ich sind aufgeschlossen, freundlich und höflich im Umgang mit anderen - ich denke, das dies eine gute Voraussetzung für das Zusammenleben und -arbeiten ist. Ich habe dennoch viel über die (verständliche) Skepsis der Schweizer den deutschen Einwanderern gegenüber gelesen - wie waren Eure Erfahrungen?


Aktuell sind wir hin- und hergerissen. Wir beide haben natürlich Angst vor diesem großen Schritt, meine Frau sogar etwas mehr als ich. Der Schritt bietet uns sicherlich Chancen und auch Vorteile, ein kleines Abenteuer und ein vollkommener Neuanfang wäre es dazu - doch sicher sind wir jung, aber nicht zu blauäugig.

Ich bin ein sehr skeptischer und vorsichtiger Mensch, gerade in finanziellen Dingen, muss aber zugestehen, das ich diesmal seltsamerweise recht euphorisch bin (regulär gar nicht meiner Art) und diesen Schritt durchaus wagen würde und - natürlich nur unter der Voraussetzung, das meine Frau dies auch möchte. Aus wirtschaftlichen Gesichtspunkten habe ich nur wenig Zweifel, natürlich aber auch Sorgen vor Dingen, die man bei der Planung möglicherweise vergessen haben könnte. Ich wünsche mir einfach, das es meiner Frau und mir gut geht und könnte mir durchaus vorstellen, in der Schweiz zu leben - es gibt allein landschaftlich so vieles zu entdecken und einen Aspekt, der hier immer mehr zurückfällt: Ruhe und Besinnung. Am Wochenende an den See oder von einer Alm einfach nur ins Tal blicken und die Aussicht geniessen - einfach Lebensqualität.

Meine Frau ist hierbei deutlich skeptischer als ich. Sie hat Angst vor diesem Schritt, weiss aber nicht warum. Sie möchte auch, das wir etwas verändern, Ihr gefällt die Schweiz auch, allerdings kann sie sich nur schwierig mit dem Gedanken anfreunden, das wir ins Ausland gehen. Ich kann ihre Angst verstehen, ich vergesse hierbei auch nicht, das sich unser kompletter Alltag verändert und sie während meiner Arbeitszeit tagsüber mehr oder weniger auf sich allein gestellt ist. Völlig neue Umgebung, neue Menschen, Freundschaften müssen geschlossen werden, das ist alles nicht so einfach - man muss diesen Gedanken erst mal sacken lassen und für sich bewerten, ob man sich das vorstellen kann. Dennoch glaube ich, das uns das überall erwartet - jeder Ortswechsel würde dies mit sich bringen.

Ihr seht, es ist alles ganz schön schwierig derzeit für uns - die Entscheidung könnt Ihr uns sicher nicht abnehmen, aber vielleicht Eure eigenen Erfahrung teilen und uns vielleicht einen Rat für unsere Entscheidung mit auf den Weg geben.


Vielen Dank im Voraus & liebe Grüße


Bergfreund

Re: Auswandern in die Schweiz als Ehepaar - Entscheidungshilfe

In Anbetracht der sehr schwierigen Arbeitsmarktlage in D würde ich nur bei einer absolut sicheren Stellenzusage nebst unbefristetem Angestelltenverhältnis in der Schweiz diese Aktion starten.

D.h. nur nach Überstehen der Probezeit beim zukünftigen Arbeitgeber. Dafür müßte man mal für die Dauer der Probezeit eine Wochenendbeziehung in Kauf nehmen, es sei denn man wohnt nicht unweit von der Grenze.

Die Arbeitsstelle in D mit der scheinbar guten Bezahlung werden Sie so schnell nicht wieder bekommen, wenn überhaupt.
Gute Firmenzeugnisse sind m.E. Nebensache geworden. Insoweit meine eigenen Erfahrungen.

Alles Andere halte ich für Glücksspiel ;-)


Gruß technikus


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DIE MENSCHHEIT IST EIN IRRTUM

Re: Auswandern in die Schweiz als Ehepaar - Entscheidungshilfe

Hallo technikus,

vielen Dank für Ihre schnelle Antwort.

Wir haben schon von vielen Auswanderern gelesen, die sehr blauäugig mit befristeten Arbeitsverträgen o.ä. in die Schweiz umgesiedelt haben - das ist ein unkalkulierbares Risiko, welches wir nicht eingehen würden. Bei vielen scheint dies aber keine Seltenheit zu sein - für mich vollkommen unverständlich.

Maßgabe für mich ist genau das, was Sie geschrieben haben: Nur unter der Maßgabe eines vorliegenden unbefristeten Arbeitsvertrages würden wir diesen Schritt überhaupt vornehmen - davon hängt alles ab, denn dies ist unsere Existenzgrundlage. Alles andere wäre, wie Sie schon sagen, reines Glücksspiel.

Wie waren Ihre Erfahrungen am Arbeitsplatz im Vergleich zu Deutschland, wenn ich fragen darf?


Viele Grüße

Bergfreund

Re: Auswandern in die Schweiz als Ehepaar - Entscheidungshilfe

Ich bin nicht im Ausland, wollte aber auch mal auswandern und zwar war die Schweiz auch einer meiner Favoriten. Es scheiterte an einem entsprechenden Arbeitsplatz. Somit hatte ich ähnliche Überlegungen wie Sie. Heute bin ich immer noch in D und habe mich damals mit eigener Firma selbständig gemacht. Die Arbeitgeber suchten zwar qualifizierte Fachkräfte, wollten aber meist nur geringe Gehälter zahlen. Das ist leider nicht nur in D so, es sei denn, man ist ein besonderer Spezialist.
Vielleicht wäre eine Selbständigkeit in der Schweiz eine Möglichkeit für Sie ? Man muß natürlich der Typ dafür sein.

Gruß technikus


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