Hallo an alle, die mir auf "die Sprünge" helfen können.
Ich heiße Doris, bin knapp 35 und aus dem Süddeutschen Raum. Außerdem habe ich eine 2jährige Tochter und arbeite hier in Deutschland teilzeit als Sozialpädagogin. Seit geraumer Zeit drängt und zieht es mich von hier fort. Deutschland mit den eingefahrenen Ideen, wie man zu leben hat, hat mir nichts mehr zu bieten, und ich merke wie mein Herz immer wehmütiger werde, wenn ich ans Auswandern denke. Ich überlege nun, in 2-3 Jahren wegzugehen. Nach vielen Erfahrungen, auch mit todkranken Patienten fürchte ich mich mehr vor einem "toten Leben" als vom Tod. Ich habe, wenn alles gut geht noch mal 35 Jahre zu leben und glaube, genug von dem erfüllt zu haben, was man ein konventionelles Dasein in Deutschland nennt . Und wenn ich in Schottland scheitere, dann komme ich eben wieder zurück und kann mir immerhin noch gut 30 Jahre lang griesgrämige Kleingärtner anschauen. Oder, was meint Ihr dazu!? Nun ist das nicht so leicht, wenn man allein ein kleines Kind hat. Welche (alleinstehende) Frau hat Erfahrungen. Zwischen dem Kind und dem Vater gibt es eine enge Verbindung. Hier an dieser Stelle möchte ich bitten, von Vorhaltungen und Vorwürfen Abstand zu halten. Da mach ich mir schon einen eigenen Kopf. Für konstruktive Kritik und Erfahrungen bin ich aber immer offen. Hat vielleicht jemand Erfahrungen mit Sozialpädagogen-Jobs in Schottland. Früher habe ich als Reittherapeutin gearbeitet. Mit Pferden könnte ich auch umgehen. Welche Möglichkeiten der finaziellen Sicherung habt Ihr getroffen? Wir habt Ihr den Umzug mit dem Haushalt organisiert? Wer hat Erfahrungen mit Kindergärten und Schulen in Schottland? Mit dem Kauf eines Objektes? Ich freue mich auf jede Antwort. So long. Doris
Allein mit Kind nach Schottland !
Hallo Doris, Gratulation zu so einem Entschluß, gibt eben solche und solche Menschen. Will doch die eine oder andere Erfahrung mal schreiben. Es ist schon so, nur anwesend sein im Leben und mehr oder weniger zu Gunsten anderer leben, das kann es nicht sein. Die Unfähigkeit Deutschlands, die Energie und Aktivitätsbereitschaft des Einzelnen zu nutzen, führt oft zwangsläufig zur Absicht, ins Ausland zu gehen. Mag vielleicht derzeit auch gewollt sein, mit all diesen "Mobilitätsaktivitäten" lassen sich vielleicht viele Leute aus DE wegorganisieren, so daß eben der Kuchen weniger geteilt werden muß und letzlich nur unter "eignen" Leuten. Allerding: irgendwann ist ohne frische Entwicklung Ende: Rom ist untergegangen, Pharaonen sind verschwunden und nix geblieben. Mag eine etwas radikale Sicht sein, aber Erfahrungen bringen manchmal eigenartige Erwägungen. Nun ja, persönliche Eindrücke sollte man vielleicht nicht so doll veröffentlichen. Also: Bin vor zwei Jahren selbst los, allerdings nach Irland. Einiges habe ich schon hier geschrieben als "Monte". (kann mich nicht mehr unter dem Namen einloggen,wer weiß wieso) Sicher hat jedes Land seine Spielregeln und ähnlichen Konstruktionen, in denen man sich bewegen muß. Vielleicht stellt jeder irgendwann fest, daß es grundsätzlich nicht viel anders ist als in DE. Dann sage ich jedoch: der Neuheitseffekt hat für fünf Jahre gereicht. Ist der schlimmste Fall und dann wieder zurück nach DE. So habe ich Dich eigentlich auch verstanden. Und dieser schlimmste Fall ist doch garnicht so schlimm. Vorhaltungen und Vorwürfe gibt es in jedem Fall und leider meist von den Menschen in der Familie oder von anderen Nahestehenden. Mag es sein, aus unbewußtem Gefühl eigener Ängstlichkeit, Veränderungsfurcht, Verlusterwartung. Wie auch immer, mein Umfeld war überwiegend so, allein zwei Personen hatten mir Mut gemacht. Ist echt wenig. Ich hatte nicht allzu tiefgründig mir Informationen zu den detaillierten Bedingungen in Irland gemacht, meine Sprachkenntnisse waren 20 Jahre alt, aber ich war eben neugierig, komme mit wenig aus und in DE hatte ich mich extrem eingedrängt gefühlt. Selbst heute, wenn ich ab und an wieder dort bin bleibt ein ungutes Gefühl. Manche mögen mich sicher für verrückt halten - aber lieber verrückt, als normal und eigentlich schon tot.
Schottland kenne ich nicht, werde vielleicht Mitte nächstes Jahr für ein Jahr nach Glasgow gehen, denke aber, so gewaltig wie die Unterschiede von DE nach IE sind, sind sie es nicht zwischen IE und SC. Zu Irland ist in meinen alten Beiträgen sicher einiges enthalten. Wie immer, ist gute Informationsvorbereitung das A und O. Habe mir vorher ein halbes Jahr alles besorgt, was zu bekommen ist. Außer diesem ganzen Kram für Touristen und "ach die lieben Schafe auf dem schönen grünen Gras". Dann einige Male für paar Tage her, in der Woche, am Wochenende und an Feiertagen. Persönliche Gesprächstermine vorbereitet mit allen, die in meiner Tätigkeit in Betracht kommen könnten. Einige Ämter und Institutionen, einschließlich Einrichtungen für Förderungen aus EU-Mitteln. Großer Merksatz (wie auch wohl anderswo): Es geht alles auch nicht annähernd so schnell, wie ich es mir vorstellte. Da ich eher praktisch veranlagt bin, schnell denke und eher handle als diskutiere sehr schwer zu schlucken für mich. (Wäre vielleicht Kabul oder Kiew besserer Standort) Wie auch immer, zusammengefaßt sage ich, ich würde es wieder so tun, egal ob mal Glasgow oder sonstwo.
Schreibe dies eigentlich so, weil ich Menschen anerkenne, die handeln, statt sich behandeln zu lassen. Hoffen, daß Dir der eine oder andere Gedanke hilfreich ist. Viele Erfahrungen und Erkenntnisse aus dem täglichen Leben ließen sich noch schreiben, da wäre allerdings vieles auch kritisch und das will ich lieber nicht so öffentlich im Forum machen.
Denke, so im Herbst habe ich so eine Art Handbuch "Leben und Arbeiten in Irland" fertig, da werde ich wohl mal alles zusammenstellen.
Für Arbeitsstellen ist eventuell EURES eine Anfangsadresse.
Ich habe keine Ahnung, wie der Bedarf für Sozialpädagen ist. Teilweise bin ich in der deutschsprachigen Gemeinschaft in Belgien, dort sind regelmäßig solche Stellen ausgeschrieben. Ist aber nicht Schottland :-)
Zu den Fragen noch: <Welche Möglichkeiten finanziellen Sicherung habt Ihr getroffen?> Sollte schon schlimmstenfalls für Wohnung/Essen ein halbes Jahr reichen, wenn noch kein Job organisiert ist. (ich bin da sicher extrem: mit 1000 euro, einem alten Auto und einer patentierten Maschine über Belgien nach Roscoff, dann 20 Stunden Wasser und halbtot (wegen links fahren) in shared house bei Dublin)
<Wir habt Ihr den Umzug mit dem Haushalt organisiert? > Kleine Grundausstattung im Auto, Wohnung war möbliert und mit Messer und Gabel. Ich habe individuelle Sachen in DE gut verwahrt, alles andere ist weg. Ich war erstaunt und fühlte mich sehr gut nach der Erkenntnis, mit wie wenig ich doch auskommen konnte. Das macht irgendwie frei. <Wer hat Erfahrungen mit Kindergärten und Schulen in Schottland?> Leider keine Ahnung, Kinder sind über 18.
<Mit dem Kauf eines Objektes?> In SC auch keine Ahnung, bestimmt teuer und deutlicher Unterschied zu in DE bekannter Bauqualiät speziell Heizkosten und so. Manchmal hier in IE schrecklich, bin in dem Bereich doch etwas beruflich sachkundig, wie gesagt vooooorsicht.
Nun denn, hoffe mein Geschreibe ist brauchbar für Deine Überlegungen.
Dein:"fürchte ich mich mehr vor einem "toten Leben" als vom Tod" hat mich eigentlich bewogen zu schreiben, schade, daß so wenige Leute so denken.
"Und wenn ich in Schottland scheitere, dann komme ich eben wieder zurück und kann mir immerhin noch gut 30 Jahre lang griesgrämige Kleingärtner anschauen" Da sage ich zum Schluß auch mal meinen Text: "Und wenn ich im Norden nicht klar und zur Ruhe komme, gehe ich nach Portugal und mache Hausmeister und schreibe nebenher Bücher"