Auswandern - Süd- und Mittelamerika

Peru - und ich

Peru - und ich

Hallo Ihr Lieben,

ich bin 24 Jahre alt und bei einem großen, internationalen Anlagenbauer beschäftigt. Ich habe kaufmännischen Hintergrund, aber es war schon lange mein Wunsch den Bau einer solchen Anlage mal "live" mitzuerleben um auch die technische Seite besser kennenzulernen. Meine Firma hat mir jetzt eine Stelle "vor Ort" angeboten.

Die Anlage befindet sich in Chilca im Süden Limas und es soll im Oktober diesen Jahres losgehen. Der Bau wird 2 - 3 Jahre dauern.

Ich kenne noch nicht viele Details, da ich mich aber schon immer für Mittel- und Südamerika begeistern konnte bin ich generell geneigt, zuzustimmen - zudem es auch finanziell absolut lukrativ ist, ich bekomme weiter mein (gutes) deutsches Gehalt plus jeder Menge Delegationszulagen, Übernachtungskosten usw. Aber es gibt natürlich auch jede Menge Fragen. Allein Themen bzgl medizinischer Versorgung, Krankenversicherung, hygienischen Standards und und und.

Nächste Woche wird's genauere Informationen geben - dann erhoff ich mir von Euch natürlich bei dem einen oder anderen Thema einen guten Rat

Re: Peru - und ich

Hallo Cassie
Hört sich doch gut an, gerade da du ja scheinbar "gesichert" auswandern kannst.

2 bis 3 Jahre ist ja auch schon was, jetzt musst du nur noch Spanisch lernen um dich dort auch unabhängig ohne Übersetzer unterhalten zu können. Die Fragen die du angesprochen hast lösen sich vor Ort sicher schnell. Die dort ansässigen Mitarbeiter wissen sicher wo man hingeht sollte man mal krank werden. Und am Anfang kann es schnell passieren sich einen Durchfall anzueignen. Das kann am Wasser liegen oder das sich ungewaschene Gemüse im Restaurantessen sich auf den Magen legen. Eis gerade wenn manuell hergestellt (hielo casero), ist oder kann auch von Tücken sein. Der Magen muss sich halt auch erst einmal daran gewöhnen.

Viel Glück und halte uns auf dem laufenden,
Arnego2


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paquetes-hoteles-margarita.com/

Re: Peru - und ich

Hallo Cassie,

so wie Du es beschreibst, wird Dich Dein Arbeitgeber wahrscheinlich nach Peru ENTSENDEN bzw. DELEGIEREN. Du wirst für diesen Fall also Deinen deutschen Arbeitsvertrag beibehalten, ebenso Versicherungspflicht und Versicherungsberechtigung. Ferner wirst Du höchstwahrscheinlich Krankenversicherungsschutz für Deutschland beibehalten und für den Auslandsaufenthalt eine zusätzliche Krankenversicherung erhalten, die Du in Peru bzw. auf Reisen in Anspruch nehmen kannst (Rücktransport nach Deutschland im Krankheitsfall oder bei Unfällen sollte gewährleistet sein). Sollte dies alles der Fall sein (ÜBERPRÜFEN!), fliegst Du also „mit Fallschirm und Schutzengel“ und für peruanische Verhältnisse VIEL Kohle in der Tasche.

Sollte Dir hingegen ein Arbeitsvertrag nach ausländischem Recht angeboten werden bzw. Du für den Job in Peru Deinen deutschen Vertrag kündigen müssen, dann dürfte an der Sache vielleicht etwas faul sein. ALSO UNBEDINGT VORHER ARBEITSRECHTLICH UND AUCH BEI KRANKENKASSE UND SOLZIALVERSICHERUNG BERATEN LASSEN.

Medizinische Versorgung
in Peru ist für die meisten Fälle gut und ausreichend, wenn Du die Dollars/Soles in der Tasche hast, was bei den genannten Konditionen kein Problem sein sollte. Komplexere Operationen oder Transplantationen wirst Du bei Deinen jungen Jahren wohl nicht zu erwarten haben, denn dafür würde ich wieder nach Deutschland gehen.

Hygienische Verhältnisse:
Klar sind die schlechter als in Deutschland. Aber wenn Du in einem guten Hotel wohnst oder Dir ein Apartment oder ein Haus in einer guten Gegend mietest, dürftest Du südeuropäischen Standard erreichen. Wohnst Du im „Arbeitscamp“ der Firma, dürfte es „kasernenmäßig“ rein sein. Sollte Dich mal MONTEZUMA erwischen, so kennt die Farmacia um die Ecke bzw. der einheimische Arzt ziemlich genau das Medikament, was die Scheißerei schnell wieder abstellt. Ansonsten hilft aber ein Schnaps (Pisco oder dergleichen) nach dem Essen, das übelste sicher zu vermeiden. Nicht „auf der Straße essen“, Zähneputzen mit Mineralwasser, wenn man anfällig ist, nur abgekochtes Wasser oder Markenmineralwasser trinken (nicht auf der Strasse kaufen, da es zuweilen gefälscht wird), Obst schälen, etc. Alles, was Mama uns mal als kleinen Bengels beigebracht hat.

Essen:
Ist sehr gut und abwechslungsreich. Fleisch, Früchte, Obst, Gemüse, Alkohol, alles wirklich gut in Hülle und Fülle. Nur beim Wein muß man einige Abstriche machen und meist auf einen chilenischen oder argentinischen zurückgreifen (vom Gran Tacama vielleicht mal abgesehen). Für meinen Gaumen ist mir die peruanische Küche einer der liebsten.

Kriminalität:
Ist in Südamerika generell viel höher als in Deutschland. Aber in den einzigen Überfall, in den ich bisher geraten bin, war in einem ALDI im ach so sicheren Bayern! Meist können Dir die Leute vor Ort genau sagen, in welche Gegenden man seinen Fuß besser nicht setzen sollte, und das sollte man für den Anfang auch beachten.

Verkehr, Ämter, Polizei, etc.
Alles viel chaotischer und korrupter als in Deutschland. Aber man gewöhnt sicher erstaunlich schnell daran.

Stadtbild:
Außer in guten Gegenden meist stark gewöhnungsbedürftig. Aber auch das gibt sich rasch.

Spanisch:
Solltest Du unbedingt lernen, denn das erleichtert vieles. Es ist keine besonders schwere Sprache, so dass man solide Grundkenntnisse relativ schnell aufbauen kann.

Ansonsten:
Du wirst in Peru wahrscheinlich die 2-3 aufregendsten Jahre Deines Lebens verbringen – und vielleicht sogar nicht mehr nach Deutschland zurück wollen. Das Land ist interessant und abwechslungsreich, die Menschen offen und nett. Klar, Idioten gibt es überall, aber eher weniger als in Germanien. Du wirst unglaubliche Armmut, großen Reichtum und große Gegensätze sehen. Du wirst vielleicht merken, dass die reale Welt anders aussieht als im sterilen Hochsicherheitstrakt Deutschland. Du wirst für Dich und Deine Handlungen selbst Verantwortung übernehmen müssen. Du wirst Probleme lösen müssen. Du wird eventuell klar werden, dassman nicht alles so eng wie in Deutschland sehen muß. Du wirst vielleicht ein Anderer werden.
Aber was soll´s? Du hast offensichtlich eine Chance, die nicht jeder bekommt. Willst Du was erleben, neue Erfahrungen machen, Deinen Horizont erweitern, Auslandspraxis sammel, Deine eigenen Fähigkeiten kennenlernen - oder lieber vorm Fernseher und hinterm warmen Ofen hocken? No risk – no fun!
Ach ja, zu guter Letzt: Die peruanischen Girls sind wirklich süß und stehen auf Gringos.
Also Hombre, was willst Du NOCH?!

Hope it helps! Mucha suerte (viel Glück) – und berichte hier bitte, wie es läuft.

Saludos,

Gringo



Re: Peru - und ich

Hi Gringo,

ich denke, vielleicht einen peruanischen BOY?! Man weiß es ja nicht, aber im "Normalfall" gehe ich nicht davon aus, daß Julia (alias Cassie) sich so sehr nach irgendwelchen Mädels sehnt...

Ansonsten denke ich, daß meine beiden Vorredner schon sehr gut erläutert haben, was Julia so erwarten könnte - tolle Arbeit, Jungs!

Gruß,

Thomas

_________
Carpe diem

Re: Peru - und ich

Damit hier keine Mißverständnisse aufkommen:
Wer meint, bei den lateinamerikanischen Mädels
der wird hier wie woanders ziemlich schnell vor die Wand laufen.

Gringo,




Re: Peru - und ich

Hallo Cassie,

da hast du ein interessantes Angebot. Handelt es sich um das Heizkraftwerk? Ich bin in Lima und habe auch mit Anlagenbau zu tun. Ich weiss nicht, mit welcher Firma du kommst, aber wenn es ein grosser Anlagenbauer ist, kümmert er sich um die Themen wie Gesundheitsversorgung und Arbeitserlaubnis.

An deiner Stelle würde ich nur bedenken, dass Chilca in der Wüste liegt, wie wir alle an der Küste, aber in Chilca bist du halt doch etwas in der Pampa.

Folgende Anregungen, was du mit deinem Arbeitgeber noch klären könntest:

Dabei würde ich nicht auf Kleinigkeiten bestehen, sondern das ganze schnell klären, um den Vertrag nicht kaputt zu reden.

Da dieses Forum scheinbar mit den Kommentaren etwas aus den Fugen gerät, kannst du mir auch gerne eine private Nachricht zukommen lassen.

Alles Gute
JC


Re: Peru - und ich

Hi JC,

bin ich doch nicht alleine der hier im Anlagenbau sich tummelt.
Bei Interesse kanst du mir ja mal eine pm schicken vielleicht gibt es Gemeinsamkeiten.
Natürlich auch Cassie, wenn du Infos benötigst wie sich ein Anlagenbauer hier so fühlt melde dich einfach

Gruss Lizma

Re: Peru - und ich

Wow, erstmal vielen Dank für Eure Antworten! Fühl mich schon ein wenig beruhigter

Also, ich weiss inzwischen genaueres, insofern "update" ich Euch mal ein wenig.

Offenbar gibt es nicht nur die Anlage bei Chilca (ja, ist das Kraftwerk) sondern noch eine weitere direkt bei Lima. Offenbar soll ich jetzt dahin, weil's terminlich besser passt. Der Vertrag geht erstmal nur für 12 Monate, weil's eine kleine Anlage (Single Cycle) ist. Soll dann im Anschluss noch ne Anlage machen, aber man weiss ja vorher nie und ich bin ganz froh, dass ich mir die Option erstmal offen halten kann.

Es handelt sich um eine sog. Host Based Montageprojektdelegation, das bedeutet ich habe einen Arbeitsvertrag in D und einen für die Projektlaufzeit vor Ort. Bekomme also mein Gehalt in Soles - 1:1 umgerechnet und zu 70% wechselkursgesichert - bei den anderen 30% geht man davon aus, dass ich es verbrate, was gut sein kann Werde während der Zeit disziplinarisch aus Deutschland und fachlich aus den USA geführt, sollte also "in ganz guten Händen" sein. Was die Steuerthemen sowie Sozialversicherung und Rente angeht schickt die Firma mich erstmal zur Beratung zur PWC, denke aber dass ich eher doppelt als zu wenig abgesichert werde.

Spanisch habe ich mal 3 Jahre in der Schule gelernt und hab's damals eigentlich sehr gut gekonnt, dummerweise weiss ich nicht mehr viel. Denke aber das kommt relativ schnell wieder, ist ja meistens so wenn man ein Grundverständnis von der Sprache hat.

Leben werde ich in der Stadt, um die Wohnung kümmert sich unsere Peruanische Gesellschaft, sollte da was nicht passen werd ich denen einfach drohen Auf jeden Fall 24/7 Security. Mal schauen was die mir da suchen. In jedem Falle wird's gezahlt und der Kollege der letztens da war hatte wohl ne ziemlich imposante Wohnung mit Meerblick in nem netten Viertel.

Wie sieht denn das mit der Fortbewegung aus? Mein Chef meinte ich könne die Distanz easy mit dem Taxi fahren. Darf ich da denn selbst fahren mit meinem dt. Führerschein? Ratet ihr mir dazu, Taxi zu fahren, oder lieber nen Wagen anzuschaffen???? Ich bin ja doch gern mobil Kostentechnisch ist das unproblematisch.

Ach ja, es gibt jede Menge zu klären - und es soll schon am 01.09. losgehen, inklusive vorher noch 2 Wo Einarbeitung in den USA.

PS: an die Kollegen vom Anlagenbau:
Aber jetzt bombardiert mich nicht mit technischen Details, ich bin Commercial

Re: Peru - und ich

FÜHRERSCHEIN:
„Personen, die sich vorübergehend zu touristischen Zwecken bzw. besuchsweise in Peru aufhalten und über 21 Jahren alt sind, können den von ihrem Heimatland ausgestellten gültigen Führerschein in Peru zum Führen eines Fahrzeugs (außer Lastkraftwagen und Busse) für einen Zeitraum von maximal 6 Monaten verwenden. In diesem Fall ist es nicht erforderlich, einen Internationalen Führerschein (erhältlich in Deutschland beim ADAC) zu beantragen.“
Quelle: Konsulat der Peruanischen Botschaft Berlin https://conperberlin.embaperu.de/

Für 6 Monate dürftest Du keine Probleme haben. Wenn Du also nicht mal zwischendurch aus- und dann wieder einreist, mußt Du nach 6 Monaten eigentlich den peruanischen Führerschein machen. Andererseits ...soll es bei polizeilichen Verkehrskontrollen in Peru (wenn es keine Großrazzia ist) kaum ein Problem geben, was nicht mit 30 Soles aufwärts lösbar wäre. Is so...

TAXIFAHREN:
In Lima und anderen Städte, und selbst für weitere Entfernungen, überhaupt kein Problem. Ein vertrauensvoller Taxista mit einem soliden Auto ist empfehlenswert. Hier sollte Dir die Firma vor Ort aber einen Tip geben können.

WAGEN ANSCHAFFEN.
Lohnt sich für kurze Zeit nicht. Die meisten Gebrauchten sind echter Schrott. Wenn Du allerdings länger bleibst...

SELBST FAHREN:
Lass erst mal die chaotischen Eindrücke auf Dich wirken und überlege dann, ob Du mit Deinem gesitteten deutschen Fahrstil damit klarkommst. Andererseits gibt es nichts, was man nicht verderben kann. Ich fahre in Peru selbst.

Saludos,

Gringo



Re: Peru - und ich

besonders den fahrstil sollte man sich ein wenig ansehen, weil es schon eine weile braucht um sich daran zu gewöhnen. wenn du nur für 1 jahr bleibst, lohnt sich der autokauf in arica oder iquice in chile, sind freihäfen, besonders gebrauchtwagen superbillig und gut.