Diskrepanz zwischen Einkommen der Bevölkerung und Lebenshaltungskosten
Diskrepanz zwischen Einkommen der Bevölkerung und Lebenshaltungskosten
Hallo an alle hier im Forum! Wir (mein Mann und ich ) sind erst seit ca. 6 Wochen hier in Uruguay, Montevideo. Neben vielem positiven fällt uns aber etwas auf, was wir nicht verstehen. Es ist die Diskrepanz zwischen dem angeblichen Durchschnittseinkommen der Bevölkerung und dem beobachteten Lebensstil der Menschen hier und den Preisen für alles, was über Gemüse, Fleisch und Brot hinaus geht. Man liest immer, das Durchschnittseinkommen der Einheimischen liege so zwischen 350 und 500 Euro. Wir sind nicht wegen der Preise nach Uruguay gekommen, aber uns fällt doch auf, das vieles hier im Verhältnis zu den Einkommen doch ganz schön teuer ist. Das betrifft Kosmetik, Toilettenpapier oder Mineralwasser (alles teurer als in Deutschland) ebenso wie Kino, Eisdielen, Restaurants, Elektroartikel, Möbel und vieles mehr. Von Autos mal ganz zu schweigen. Hier mal ein paar Beispiele: 2 Portionen extrem leckeres Eis: 150 Pesos= ca. 5 Euro. Mittelgroße Pizza mit Belag jenseits von Mozzarella mind. 220 Pesos, Kino am Wochenende 190 Pesos ( fast so teuer wie in Deutschland), Zigaretten 62 Pesos (ca. 2 Euro). Elektronik ist hier viel teurer, Autos ohnehin. Wer hier für unter 8 Euro pro Person essen gehen möchte, bekommt nur Hamburger, Chicago oder Pizza mit Mozzarella, also eher Fastfood, zumindest in Montevideo. So weit so gut, aber: die teuren Restaurants sind voll zur Mittagszeit, hier fahren viele ein neueres, gutes Auto, die Eisdielen sehen nicht aus, als stünden sie vor dem Bankrott und die Einkaufswagen in den Supermärkten sind gut gefüllt. Wer also finanziert die teuren Einkaufszentren, Kinos, Eisdielen? Der größte Teil der Bevölkerung Uruguays lebt in und um Montevideo, wo es verhältnismäßig teuer ist. Wie also passt das alles zusammen? Wir waren auch schon in Buenos Aires und dort sind die Kosten verglichen mit Montevideo deutlich niedriger, vieles wie Markenkleidung, Elektronik, Zigaretten kostet mind. 30-50% weniger. Auch die Mietpreise kommen uns dort günstiger vor bzw. man bekommt fürs gleiche Geld besseren Standard. Warum kostet Importware in Argentinien ziemlich genau die Hälfte wie in Uruguay? Vielleicht kann ja jemand hier zur Aufklärung beitragen. Gute Grüße, jalapeno
Re: Diskrepanz zwischen Einkommen der Bevölkerung und Lebenshaltungskosten
Hallo Jalapeno,
herzlich willkommen im Forum.
Ein durchschnittseinkommen ist gerade dies: Durchschnitt. Dies heisst aber nicht, dass dieses ein Mindesteinkommen ist. Ich weiss nicht in welcher Nachbarschaft Du Dich bewegst, aber glaube, dass es meistens Pocitos und Punta Carretas ist, wenn nicht Carrasco. Dies sind Nachbarschaften wo von Mittelschicht aufwärts Leute wohnen und deshalb immer Betrieb herrscht auch in den verschiedenen Geschäften.
Es gibt aber Nachbarschaften, wo es einfach nur ein paar Pizzerías gibt und "Almacenes" (ein Laden wo es alles gibt wie im Supermarkt, aber ganz einfach) wo es auch keine Qualitätsartikel gibt, sonder gerade diese die die Nachbarn einfach kaufen können. Da gibts auch keine Kinos oder viele Lokale zum ausgehen. Dort gehen die Leute praktisch nie aus. Manchmal versammeln sie sich am Wochenende und es wird gegrillt.
Wenn Du in Pocitos auf der 21 de Setiembre ins Buffet 21 gehst, dann kannst Du für ca. 8 Euro (ohne Getränke) in einer Mahlzeit so viel essen wie Du möchtest oder kannst.
Argentinien ist zwar augenblicklich noch billiger, doch dies wird sich in nächster Zeit ändern. Die Regierung hat kein Geld mehr über um Subvenzionen zu zahlen. Dort wurde absolut alles subvenzioniert: Energie, Esswaren, Transport, etc. Da aber die Regierung kein Geld mehr hat, haben sie schon vergangene Woche die Preise von Zigaretten um ca. 30% angehoben und alles was Elektronik ist wurde mit einer neuen spezifischen Steuer um 35% extra versteuert. Energie wird auch nicht mehr subvenzioniert. Dies heisst, dass die Produktion aller Artikel teurer wird. Markenkleidung wird teilweise dort hergestellt, doch die Schwierigkeiten irgend etwas zu importieren, haben auch da schon einige Fabriken geschlossen oder sind gerade dabei.
Du kanst aber Argentinien nicht mit Uruguay vergleichen. Obwohl beide Länder nebeneinander liegen sind sie politisch und finanziell zwei ganz unterschiedliche Welten. Deshalb gibt es soviele Argentinier die hier in Uruguay leben (ständig) wo der Mann entweder (wenn sie in Colonia leben) jeden Tag über den Fluss mit der Fähre sich nach BA bewegt und abends zurück, oder in Montevideo und Punta del Este, wo der Mann am Montag zeitig nach BA fliegt und am Freitag Abend dann zurück kommt. Natürlich sind dies nicht die ärmsten, aber diesen Entschlñuss haben sie aus Sicherheitsgründen genommen.
Du kannst aber auch in Buenos Aires viel teurer leben als in Uruguay. Es ist nur eine Entscheidung, welche Du selber nehmen musst. Wenn Du alles immer vom Besten haben möchtest, kannst Du in Buenos Aires auch nicht mjit 1000 Euro auskommen.
Wenn Du aber in Uruguay in kleineren Ortschaften im inneren des Landes lebst, wirst Du merken, dass die Preise für Nahrung deutlich niedriger sind als in Montevideo. Man muss sich halt umschauen. Uruguay isty nicht ein Billigland und obwohl landschaftlich es anders sein kann, ist Argentinien kein Paradies.
Re: Diskrepanz zwischen Einkommen der Bevölkerung und Lebenshaltungskosten
Hallo Peter,
Deinem Beitrag kann ich nur zustimmen. Unsere naechste Einkaufsstadt ist Minas. In Minas bekommen wir alles was wir brauchen (und mehr). Und wenn wir mal in Maldonado/Punta - z.. Punta Shopping - oder in Atlantida (Tienda Inglesa) einkaufen, dann bemerken wir, dass viele Dinge wesentlich teurer sind als im Inland. Da hat man schnell pro Produkt 30 Pesos mehr bezahlt. Und die Supermaerkte von Minas TATA oder EL DORADO sind auch nicht klein.
Aber ich denke, die Kuestenbewohner kennen mit der Zeit die Einkaufsmoeglichkeiten wo man ebenfalls sparen kann. El Pinar ist z.B. heute noch ein guenstiger Einkaufsort. Bin selten dort, aber wenn, dann verglich ich mal die Preise der "Cabaña".
LG Cheetah
Re: Diskrepanz zwischen Einkommen der Bevölkerung und Lebenshaltungskosten
Hallo nochmals,
habe soeben Komentare gelesen, dass in Argentinien Gas um ca. 400% steigen wird und Elektrizität um ca. 300%. Offiziell ist aber die inflationsrate unter 1% trotz Preissteigerungen. Wie die kalkulieren können ist mir ein Rätsel.
Re: Diskrepanz zwischen Einkommen der Bevölkerung und Lebenshaltungskosten
Hallo Peter! vielen dank erst einmal für die Antwort. Vielleicht hast Du mich auch etwas missverstanden, es geht mir nicht darum, ob es in Uruguay teuer oder billig ist. Es geht mir um die Menschen, die hier leben. Wir wohnen an der Küste, aber etwas außerhalb und halten uns nicht nur in Pocitos und co auf. Ich kann mir halt einfach nicht vorstellen, wie man hier mit 350 oder 500 Euro im Monat leben kann, z.B. ein Auto kaufen kann. Und im Landesinneren lebt doch prozentual gesehen eher die Minderheit der Uruguayaner, oder? Und wir können halt nicht verstehen, wie sich die teuren Geschäfte und Kinos hier rechnen können. Was verdient denn hier z. B. ein Lehrer oder ein Angestellter in einem Büro? Kannt Du mir vielleicht ein Quelle nennen, wo ich etwas über die wirtschaftliche Entwicklung in Agentinien nachlesen kann, es würde mich interessieren. Der aktuelle Buenos Aires Harold schreibt eher das Gegenteil, von wegen Wirtschaftswachstum im Vergleich zum Vorjahr. Gute Grüße, jalapeno
Re: Diskrepanz zwischen Einkommen der Bevölkerung und Lebenshaltungskosten
Hallo,
die Hälfte der Bevölkerung Uruguays lebt in Montevideo und die andere Hälfte verteilt im restlichen Land. Hast Du schon bemerkt wieviele Leute in den Bussen fahren und wie oft diese fahren. Ich kann Dir versichern da bewegen sich mehrere zehntausende fort jeden Tag. Autos haben nicht alle. In Montevideo und an der Küste entlang nach Osten, wo die Grundstücke teurer sind haben die Meisten natürlich mindestens ein Auto im Haus. Wenn Du aber auf der nördlichen Seite der Interbalnearia schaust, wirst Du viele ziemlich einfache Häuser sehen, wo nicht gerade ein Auto vor der Tür steht. Vielleicht ein Moped oder gar ein Motorrad.
Von wegen Nachrichten im Buenos Aires Herald. Ich finde diese Zeitung nicht ganz objektiv und genau. 1982, während des Falklandkrieges, war Argentinien (nach der Zeitung) bis am Tag vor der Kapitulation, dfabei den Krieg zu gewinnen. Genau das Selbe geschieht jetzt. Sie geben die Nachrichten durch, so wie sie die Regierung bekanntgibt. Es ist gewusst, dass die offizielle Inflationsrate ca. 7,5% im Jahr ist. Privatunternehmen messen mindestens 20 bis 25%.
Heute erschien in La Nación, dass die Steuereinnahmen gegenüber dem letzten Jahr um 73% gefallen sind. Was für ein Wirtschaftswchstum haben die Argentinier denn?
Uruguay hat in den letzten zwei Jahren mehr Fleisch exportiert als Argentinien. Man sagt auch, dass sogar dieses Jahr Paraguay mehr Fleisch exportiert hat als Argentinien. In Argentinien spekuliert man, dass wenn die Regierung so weitermacht, gegen Ende nächsten Jahres wird das Land Getreide, Fleisch und Milch importieren müssen. Die Regierung ruiniert das Land. Die einzigen die immer reicher werden sind die Regierungsmitglieder. Die Familie Kirchner hat ihr Vermögen in den letzten 6 Jahren (so lange sind sie schon an der Macht) praktisch verzehnfacht. Ein Sekretär von ihnen hat vor 3 Jahren angegeben $ 15.000 Vermögen zu haben. Sein gesamtes Einkommen in diesen 3 Jahren waren $ 540.000 und seine jetzige Vermögenserklärung hat er über $ 780.000 gemacht. So sollte man wirtschaften. In 3 Jahren 50% mehr Geld haben als das was man als Einkommen bekommen hat.
Dies sind nur Beispiele. Einer der wichtigsten Gewerkschaftler sagte vor kurzem: "Man sollte im Land nur für 2 Jahre das Klauen der Politiker einstellen und Argentinien wäre dann eine Macht". Leicht zu sagen, schwer durchzuführen.
Um aktuelle und bessere Nachrichten über Argentinien zu bekommen, musst Du die lokalen Zeitungen durchlesen und zwar nicht nur eine, sondern mehrere. Im Internet findest Du: La Nación (die wichtigste), Clarin (zweitgrösste Zeitung) und Infobae. Pagina 12 brauchst du nicht anfassen, dies ist die Regierungszeitung und so wird auch berichtet.
Re: Diskrepanz zwischen Einkommen der Bevölkerung und Lebenshaltungskosten
____________________ Hasta la vista!
Re: Diskrepanz zwischen Einkommen der Bevölkerung und Lebenshaltungskosten
Ihr dürft nicht davon ausgehen, dass hier nur Singles wohnen, die jeder 500 USD verdienen. Das Durchschnittseinkommen je HAUSHALT in Uruguay liegt bei ca 1000 Dollar. Beispielsweise Vater arbeitet, Mutter arbeitet, Tochter (22) arbeitet und Sohn (25) arbeitet. Vater und Mutter zahlen alles, Sohn und Tochter haben ihren gesamten Verdienst für sich.