Traditional Wicca - Outer Circle

Was macht WICCA aus

Was macht WICCA aus

Hey Ihr´s...

Dieser Beitrag ist aus einem anderen Forum und wurde von Barraskar geschrieben, der ihn uns freundlicherweise zur Verfügung gestellt hat....

Liebe Grüße
Bb

Mo

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Was macht denn nun Wicca aus?

Es ist gesagt worden, daß Wicca ein Mysterienkult ist, und das allein macht es eben schwierig über Wicca zu sprechen, und gleichzeitig seine Integrität zu bewahren.

Manches kann nicht gesagt werden, und manches darf nicht gesagt werden. Das macht auch schon einen Punkt aus, der die Wicca von vielen anderen unterscheidet. Wicca schwören einen Eid, bestimmte Dinge zu tun und bestimmte andere Dinge zu unterlassen. Zu den Dingen die wir zu unterlassen geschworen haben, gehört es bestimmte Dinge nicht gegenüber Außenstehenden zu erwähnen, oder mit ihnen zu diskutieren.

Aber der wirklich wichtige Punkt ist: es gibt in der Tat Dinge im Erfahrungsbereich der Wicca, über die man nicht sprechen *kann*, selbst wenn man es wollte und dürfte. Jeder Einzelne wird bestimmten Erfahrungen ausgesetzt (unter anderem in den verschiedenen Einweihungen, aber nicht nur dort), die bestimmte Erkenntnisse und innere Vorgänge auslösen. Nicht immmer gleich sofort, es kann eine Weile dauern.

Das, über das man reden könnte, aber nicht soll (bestimmte rituelle Details, zum Beispiel), und das ich hier mal mit "Geheimnis" beschreiben möchte, sind *Schlüssel*, die die Tür zu dem öffnen *können*, über das man nicht reden *kann*, und das ich hier mal unter dem Begriff "Mysterium" führen möchte. Daher "Mysterienkult". Beginnend mit der Einweihung in den ersten Grad, ist ein Teil der Arbeit der Wicca die Arbeit mit diesen Schlüsseln, um in Kontakt mit unseren spezifischen Mysterien zu kommen, und danach diesen Kontakt aufrechtzuerhalten und auszubauen.

Über diese Schlüssel Bescheid zu wissen, über sie gehört oder gelesen zu haben, heißt noch lange nicht, daß sie für einen selbst funktionieren, weil die direkte, unmittelbare Erfahrung fehlt. Allerdings könnte das Wissen *über* diese Schlüssel dazu führen, daß die Erfahrung, wenn sie denn eines Tages verfügbar wird, an Kraft und Wirksamkeit verliert. Unter anderem deswegen die Geheimhaltung. Die wirksame Erfahrung (nicht das Wissen um) dieser Schlüssel ist es, was sowohl die religiöse Praxis als auch die Magie der Wicca erst richtig zum Kochen bringt.

In der Einweihung - und ich meine nicht eine allgemeine Einweihungserfahrung, die bestimmt auch viele haben, die nicht zu den Wicca gehören (einschließlich katholischer Priester, zum Beispiel, aber auch anderer Hexen, Schamanen und so weiter) - werden nun dem Einzuweihenden Möglichkeiten eröffnet, Schlüssel angeboten. Einweihung in Wicca ist Voraussetzung dafür zu den Wicca zu gehören. Einweihung direkt durch die Götter (nicht irgendwelche, sondern die der Wicca), ohne menschliche Vermittlung ist etwas das die meisten Wicca die ich kenne, für möglich halten, aber ebenso für in der Praxis äußerst selten. Und auch das ist keine Selbsteinweihung.

Selbsteinweihung im Sinne von Autoren wie Ravenwolf, Cunningham (mögeerinfriedenruhen) und anderer mögen in der Tat ihren Wert in und für sich selbst haben, sind aber keine Einweihung in Wicca. Diese Autoren mögen ihre Systeme nennen wie sie mögen, und sie mögen irgendwann einmal sogar in Wicca eingeweiht worden sein, aber das ändert nichts an der Tatsache daß das, was sie in ihren Büchern beschreiben (und verkaufen) eben nicht Wicca ist.

Ein anderer Gesichtspunkt der Einweihung in Wicca ist die Aufnahme - die Adoption - in die Familie. Die Familie besteht aus den Menschen, die bereits Familienmitglieder sind und aus den spezifischen Göttern der Wicca, sowie einigen anderen Wesenheiten. Hier haben wir einen der Gründe, warum Selbsteinweihung in Wicca nicht möglich ist. Nicht verboten, oder unbeliebt. Sondern: Nicht möglich.

Wie könnte sich jemand selbst in eine Familie hinein adoptieren? Das kann doch wohl nur ein (dazu authoriertes) Mitglied dieser Familie tun, oder? Und wenn es jemand dennoch versucht, indem er behauptet er gehöre dazu, ist es dann nicht das Recht und gelegentlich sogar die Pflicht der wirklichen Familienmitglieder, zu sagen: "Nein, er gehört nicht dazu"?

Einweihung in Wicca ist auch ein magischer Akt, der bestimmte Verbindungen herstellt. Nicht etwa symbolisch, sondern tatsächlich. Es geht auf dieser Ebene um viel tiefere Dinge als die Aussage "Du hast die Mutprobe bestanden und darfst nun in unser Baumhaus." Viel tiefer. Wie tief kann man wirklich erst feststellen, wenn man bereits seit einiger Zeit eingeweiht ist. Wenn jemand die "rote Pille" gewählt hat, und diese gewirkt hat.

Die Wicca sind außerdem eine Priesterschaft. Nicht in dem Sinne eines (christlichen) Gemeindepriesters, der einer Gemeinde, seiner Amtskirche (und natürlich seinem Gott) dient. Und auch nicht im Sinne der (im eigenen Kontext sicherlich richtigen) Aussage daß "jede Frau eine Priesterin" und "jeder Mann sein eigener Priester" ist. Sondern im Sinne von Leuten, die ihren (!) Göttern in bestimmter Art und Weise dienen, und engen Kontakt mit diesen Göttern halten. Die Wicca Priesterschaft ist dazu geweiht, spezifische Aufgaben wahrzunehmen, und diese Aufgaben umfassen nicht den Dienst an einer Gemeinde von Laien. Mit anderen Worten: Es gibt unter den Wicca keine Laien. Aber dennoch gehen die Aufgaben der Priesterschaft über den Kontakt zwischen dem Individuum und den Göttern hinaus.

Ein weiterer Aspekt von Wicca ist, daß es - neben all den bisher angerissenen Dingen - auch ein Handwerk ist - das Handwerk der Hexen. Englisch: Witch-Craft, the Craft ... Wicca sind nicht nur eine Mischung aus Priester und Schamane. Jede/r Wicca ist auch Hexe. Und das bedeutet, wir betreiben Magie. Wir zaubern. Für oder gegen alles mögliche. Nicht nur Theurgie, sondern Thaumaturgie, nicht nur Magia, sondern auch Goetia.

Und wir benutzen dafür ganz bestimmte Methoden, die sich von vielen der allgemein üblichen und bekannten Methoden im Kern unterscheiden. Es gibt noch viele andere Arten von Hexen, außer den Wicca. Soweit ich weiß, sind deren Methoden Magie zu wirken denen der Wicca oft und in vieler Hinsicht verwandt, aber eben nicht dieselben.

Dieser Handwerksaspekt ist hier schon angessprochen worden. Er bedeutet, daß wie in anderen alten Handwerkskünsten auch, bestimmte Dinge so getan werden wie sie sich bewährt haben. Und daß an einem bestimmten Punkt ein "Lehrling" zum "Gesellen", später vielleicht sogar zum "Meister" erklärt wird, von denen, die es bereits sind. Eigentlich ganz normal, wenn solche Denkweisen auch nicht zu den beliebtesten im Bereich der New Age, Heiden und Esoterik Szene gehören. Aber Wicca versuchen ja auch nicht ihre Denkweisen anderen Heiden, der New Age und Esoterik Szene aufzuoktroieren. Interessanterweise ist es im Gegenteil oft die New Age und Esoterikszene, die den Wicca versucht vorzuschreiben was sie zu tun und zu denken haben. Und was sie zu sein haben.


Zu den Themenkreisen Hierarchie und Struktur:

Ja, es gibt eine Hierarchie, aber die ist extrem flach. Es gibt Coven, und die werden von einer Hohepriesterin und einem Hohepriester als Paar geleitet. Oder vielleicht sollte man eher sagen "betrieben". Die Funktion ist eigentlich nicht die eines Vorabeiters oder Abteilungsleiters, sondern die eines Elternpaares. Wir reden hier nicht so sehr über verliehene Autorität, sondern über erworbene, natürliche. Schwer zu beschreiben. Und es muß überall und immer, wo immer Menschen etwas in Gruppen unternehmen, jemand da sein, der - wenn alle Stricke reißen - schnell und effizient sagen kann wo's langgeht. Und das ist bei den Wicca eben die Hohepriesterin, in den meisten Situationen zusammen mit dem Hohepriester.

Ich habe persönlich oft den Verdacht, daß es so etwas auch in solchen Gruppen gibt, die jegliche Autorität ablehnen. Meist kann man doch erkennen, daß sich da doch jemand herauskristllisiert hat, der oder die ... persönlich halte ich es für besser, wenn solche Dinge von vornherein klar sind.

Über den Coven hinaus gibt es keine Hierarchien. Jeder Coven ist autonom, und nur der Tradition als ganzer und den Göttern verpflichtet.

Es gibt auch Strukturen in der Praxis der Wicca. Diese Strukturen haben ihren Sinn, und werden übrigens üblicherweise nicht sklavisch befolgt, sondern im vernünftigen Maße. Es gibt immer Variationen über das Thema. Und solange das Thema nicht verändert wird, und bestimmte zentrale und wichtige Details nicht verändert werden, wirken solche Variationen belebend. Aber das heißt eben nicht "Tu was Du willst und nenn' es Wicca."


Ich hoffe, daß dieser - sicher unvollständige - Überblick zumindest dazu beiträgt ein wenig Licht in die Sache zu bringen. Es handelt sich um ein Angebot, um Sichtweisen aus der Erfahrung als Wicca heraus, nicht um etwas das aus einem Buch stammt. Es liegt bei jedem selbst, ob er oder sie es annimmt oder nicht.

Es soll mir leidtun, wenn das vielleicht dem einen oder anderen hier unangenehm aufstößt, oder vielleicht hier und da im Gegensatz zu den von den Betreibern dieses Forums festgesetzten Definitionen steht, aber so ist es nun mal. Im wesentlichen handelt es sich bei dem hier gesagten um Tatsachen, nicht um Meinungen.


Ich verstehe - wirklich, und auch aus eigener Erfahrung - das Problem derjenigen, die sich entweder vom Atheismus, oder von irgendeiner der Amtskirchen lösen und nun im spirituell aber auch sozial in der Luft hängen. Und das Bedürfnis verspüren zu etwas dazu zu gehören. Sich zugehörig zu fühlen, das größer ist als man selbst ist ein menschliches Grundbedürfnis.

Allerdings hat das "Hängen im leeren Raum" auch Funktion. Siehe die Tarotkarte "Der Gehängte", nur mal so als Beispiel. Wenn man sich zu schnell festlegt, und sei es nur indem man behauptet zu etwas zu gehören ohne es wirklich zu sein, weil man vielleicht im Moment kein anderes Wort für das findet was man wirklich ist, dann kann es sein, daß man sich Wege verbaut, oder einfach nicht sieht, die viel besser für einen selbst geeignet sind.


Noch ein letztes Wort an diejenigen, die meinen daß Wicca bedeutet was immer der Einzelne beschließt: Ein Begriff, der alles mögliche bedeuten kann, bedeutet am Ende garnichts mehr. Ist das in unserem Sinne?

Möge jeder von uns seinen Weg finden, und ihn zusammen den Göttern und Geistern dieses Weges gehen und seine Bestimmung finden.

BB
Barraskar

Kochend rasselte der Kessel
Drei der Nächte nacheinander,
Drei der Tage in dem Frühling;
Schaut dann nach ihrer Salbe,
Ob sie schon recht geraten,
Ob das Mittel jetzt schon tauge....