Baltic young scientific students

Die Neuerweckung des Jugendimpulses und Jugendbewegungen

Die Neuerweckung des Jugendimpulses und Jugendbewegungen

Autor: Benjamin Zöllner, Vice President of the UN Organisation - Akademy of Nordic Student Scientific Society

Im Stil einer fast aphoristischen Rede und im Ton der Begeisterung entwickelt Benjamin Zöllner einige grundlegende Ideale für die Jugendbewegung.

Die Neuerweckung des Jugendimpulses, Jugendbewegungen und Jugendideale

Wenn wir heute eine Erneuerung der Jugendbewegung fördern wollen, so müssen wir uns zuerst einige Fragen stellen. Diese Fragen stellt das Leben an sich und es fordert einen regelrecht da zu auf, diese zu beantworten. In einer Erneuerung der Jugendbewegung könnte es hauptsächlich um die fünf Begriffe gehen:
Wie können wir in der Welt Begegnung, Austausch, Verständnis, Vertrauen und Liebe fördern? Und wie kann man eine Bewegung gestalten, in der junge Menschen, aus allen Fach und Lebensrichtungen, sich begegnen und austauschen können. Liebe Freunde, ich möchte einen Stein ins ruhige Wasser werfen, und die Kreise mögen sich ausbreiten.
- Jugend, das ist ein Abschnitt in unserem Leben
- Jugend, das heißt, in gewisser Weise noch frei sein
- Jugend, das kann ein Ideal sein, das oft nur sehr schwer zu verwirklichen ist.
In jedem Jugendlichen wohnt ein innerer Impulssame. Es liegt an ihm und seinem Umfeld, diesen Samen aufzubrechen. Wenn er sich zum ersten Mal in seinem Leben fragt „ WER BIN ICH?“ und „WAS SOLL ICH HIER?“, so können wir sagen, daß dieser Same dabei ist, aufzubrechen. Das geschieht meistens in der Pubertät.

Nun, diese Frage kennzeichnet doch eine wirkliche Suche, es ist ein Impuls. Dieser Impuls öffnet dem Jugendlichen die Augen und macht ihn wach. Nun wird es sehr wichtig sein, diesen Samen zu gießen, und hier versagt oft das Umfeld bei seiner Aufgabe. Unter uns Jugendlichen sind oft so viele Ideen, Ideale und Ziele vorhanden und zu finden, doch sie werden viel zu wenig von Erwachsenen unterstützt.
Wie oft habe ich erleben müssen, dass Jugendliche wirklich gute Ideen hatten, und ihre Eltern oder andere Freunde sagten: „Sag mal warum denkst Du überhaupt über so einen Quatsch nach? Mach lieber deine Hausaufgaben oder lern mit dem Computer umgehen, das bringt Dir im Leben wenigstens was."
Ich glaube, das ist ein noch nicht wirklich ernst genommener Bereich an Kraft, Ideen, Idealen, die in dieser Welt wirken wollen, und dieses Leben farbig und impulsiv machen könnten. In dieser Zeit des Interesses, des Entdeckens, beginnt ein jeder, sich zu orientieren und sein Leben mit allem Drum und Dran in die Hand zu nehmen. Das Leben ist ein Impuls, den wir in wachem Erleben wahrnehmen können.

In unserem "Netz" („Unternehmen Lichtblick“) geht es vor allem darum, wie junge Menschen in der heutigen Zeit ihre Ideale finden und umsetzen können. In einer Zeit, die eher zur Verdummung der Jugend, als zur Idealbildung, zu einem tiefen inneren Bild oder Gedanken, neigt. In dieser Zeit ist es schwer geworden, einen Austausch oder Begegnung untereinander stattfinden zulassen. Eine relative Begegnung wie sie z.B. in der Internet- Zusammenkunft stattfindet, ist im Grunde genommen keine wahre Begegnung.
Aus unserer Vergangenheit haben wir lernen können, wie wichtig Begegnungen sind Meistens entstehen Freundschaften wenn wir Jugendlichen uns begegnen und austauschen. Freundschaften entfalten später Verständnis und daraus resultierend Vertrauen. Dass wir einander verstehen lernen müssen, ist in unserer Zeit deutlich und wichtig geworden. Erst wenn wir gelernt haben, uns richtig zu verstehen und Verständnis füreinander zu haben, erst dann werden wir auch Vertrauen aufbauen können. Notwendig wird sein. ernsthaft und mit großer Begeisterung an diesem Thema zu arbeiten.


An dieser Stelle erlaube ich mir, ein Gedicht, geschrieben von einer Jugendlichen, vorzustellen:

Mut nur Mut
Und wenn sich tosende Stürme
und schlingende Wogen gegen Dich stellen;
Siehst Du die Sonne?
Sie, die uns mit ihrer goldenen,
Kraftbringenden Wärme umgibt,
die auf und untergeht selbst wenn
die Wetter noch so toben
jeden Tag aufs Neue
Sei wie die sprudelnde Bergquelle,
ihr frisches, klares Wasser
schenkt unaufhörlich neues Leben der Natur.
Nimm das Ruder, das Dir zur Hilfe steht,
nütze die Dir gegebene Kraft.

Und wenn Du niemanden um Dich siehst,
der Dir zur Seite steht,
Du wirst es spüren:
Du bist nicht allein nie!
Du hast eine Kraft in Dir
die unaussprechlich ist.
Doch musst Du es wollen
Nur Mut!


Wenn man sich mit der Arbeit von Jugendlichen oder sich mit ihnen zusammen beschäftigt, wird man pulsierendes Leben entdecken können.

Um einen weiteren Eindruck von dem zu bekommen, was in unserer Bewegung leben könnte, möchte ich an ein paar Punkten andeuten.
Nehmen wir den Begriff Kunst und betrachten wir ihn ein wenig näher. Beim ersten Gedanken fallen einem sicherlich zehn verschiedene Beispiele ein, die zur Kunst gerechnet werden.
Nun, da haben wir Architektur, Design, Schauspielerei, Malerei, Lyrik, Eurythmie, und vieles mehr. Wie viele Begegnungsmöglichkeiten bietet uns allein diese Gebiete! Die Fülle von Möglichkeiten eröffnet uns schönere Kommunikation, denn sie wird gestaltend wirken in allen anderen Bereichen.

Wie natürlich werden hier die Wirtschaft, Wissenschaft, Politik, das Sozialleben und die Religionen, in das Geschehen der Kunst eingebunden sein. Und noch viel tiefer wird in der Kunst das Vertrauen, von allen unterstützt und akzeptiert zu werden, leben. Irgendwann wird auch einmal die Kunst im Stande sein, sich selber zu ernähren, und zwar dann, wenn wir das rechte Verständnis für die Kunst aufgebracht haben.
In der Kunst haben wir auch eine der einfachsten Sprachen der Völkerverständigung. Betrachten wir da einmal ganz kurz die Musik an dieser Stelle, so sehen wir, dass sie überall in der Welt gespielt wird. Meistens wird die Musik zur Völkerverständigung benutzt, um eben das zu sagen, was man über die Sprache nicht vermag zu sagen, denn aus ihr spricht eine ganze Menge Fragen, Antworten und Geschichte, Menschheitsgeschichte.

Wir wollen uns einen Blick gönnen in die Wirtschaft, und da bitte ich auch die Landwirtschaft mit einzubeziehen. Wir sehen oft die vielen Probleme und Fragen, die in ihr entstehen. Wir sehen sie in Form von Arbeitslosigkeit, Automatisierung und Ausnutzung aller Ressourcen. Liegt das nicht auch an unserer Einstellung zur Welt, bzw. zu Arbeit und Lohn? Liegt es nicht auch daran, dass wir zuwenig Liebe in der Welt haben? Viele Ideen und Ideale lassen sich erst richtig umsetzen, wenn wir Menschen in der Welt haben, denen wir vertrauen, und die bereit sind, für ihre Ideale Einzustehen.

Wir haben doch in der Welt und in unseren Köpfen Ideen, wie wir alle anders, sozialer und besser leben könnten. (Sie liegen in der Schublade). Nehmen wir einmal die Idee an, eine Wirtschaftsbeziehung zu schaffen, die vielleicht ohne Geld funktioniert, aber auf keinen Fall den Machtinteressen, sondern nur dem Bedürfnisaustausch dient.( Das ist natürlich etwas grob gesagt). Ich meine damit, dass es um die Sache gehen muss, und nicht um irgendwelche Finanz- oder machtpolitischen Extravaganzen. Wie viel könnten wir in der Welt schaffen, wenn wir ein ergreifendes Ziel vor Augen haben?
Dazu noch ein Gedicht, auch wieder von einem Jugendlichen.

Der schlafende Geist
Sie reden und reisen und reden
Die Stunden verstreichen, und sie reden
Die Lippen und Arme in fortwährender Bewegung
Es scheint mir, sie hören niemals auf.
Verstummen sie dennoch einmal
Breitet sich eine gähnende Leere im Herzen aus
Die den Geist in Dunkelheit taucht.

Hört man ihnen zu, versucht man zu verstehen,
Was sie mit dem sinnlosen Reden ausdrücken wollen,
Schwinden einem vor Enttäuschung die Lebenskräfte.
Eine Mauer, Kälte oder ein Kloster,
Welche das Kostbare verstecken?
Nein, ihr Kopf ist leer,
Leer außer dem noch schlafenden Geist.
Er schläft in tiefem Unbewusstsein.
Ein Unbewusstsein, das den Tod unterstützt,
Nur Not, Kummer, Sorge, Zerstörung,
Mühe, Einsamkeit und Erkenntnis
Können den schlafenden Geist erwecken,
Dass er aktiv wird und Gutes tut
Dass er gegen den Tod zu kämpfen vermag.

Ich sprach vorhin von einem Ziel, das man vor Augen haben sollte. Im Grunde genommen ist es die thematische Fragestellung, die hier zu Grunde liegt. Austausch, Begegnung, Verständnis und das daraus entstehende, freie, in gewisser Weise offene und trotzdem intime Vertrauen.
Nun müssen wir uns allerdings die Frage stellen: ist in dieser Zeit unser Denken noch zeitgemäß? Sind die Arten der Fragestellungen, so wie wir sie vielleicht stellen, noch zeitgemäß? Oder ist es nicht an der Zeit, durch eine ganz neue Art zu denken auch dementsprechend zu handeln?
Muss unser Denken nicht lebendiger gemacht werden, um all das, was wir tun auch mit Leben zu bereichern, und dem "Todschaffenden Denken "ein Ende zu machen? Um die Frage zu beantworten, die wir uns zu Anfang gestellt haben: müssen wir nicht sozialeres, pulsierenderes, atmendes lebendiges Denken haben?

Florin Lowndes, der sich auf Beschreibungen von Dr. Rudolf Steiner stützt und sie genauer untersucht hat, schreibt in seinen Büchern sehr ausführlich über dieses neue Denken.
Um kurz die Thematik zu beschreiben, muß man wissen, dass er zur Grundvoraussetzung das logische Denken stellt. Doch dieses logische Denken ist im Kern eigentlich ein totes Denken. Dieses Denken führt nur dazu, dass sich Bibliotheken noch mehr vergrößern, aber es trägt nicht da zu bei, fruchtbar in der Welt zu wirken.
Florin Lowndes beschreibt dazu in seinem Buch, "Das Erwecken des Herzdenkens", zuerst den Begriff des Neuen. Er beschreibt anhand eines EKG Diagramms die verschiedenen Schaubilder von Leben, Krankheit und Tod. Beim lebendigen, gesunden Menschen ist darauf zu erkennen, dass es sich um ein klar rhythmisches Bild handelt, und beim kranken Menschen erkennen wir ein völlig gestörtes Bild, beim toten Menschen ist dort dann ganz deutlichen eine Linie zu erkennen.

Das bezieht er dann auf unser Denken und zeigt, dass es sich bei unserem logischen Denken klar um ein lineares, also von a nach b, von b nach c, handelt. Das lebendige Denken hingegen, und so beschreibt das auch Dr. Rudolf Steiner, wird zu üben sein. Dieses Denken hängt ganz stark mit dem Herzen zusammen, weshalb es auch das Herzdenken genannt wird. Es ist ein organisches Denken. Stellen wir uns dieses Denken so vor, wie wir uns die Urpflanze vor Augen führen. Den Prozess des Organismus vom Blatt bis zum Samen.(Skizze). Das Leben geht doch auch durch alle Bereiche dieser Urpflanze.

Wenn man sich dieses einmal klar gemacht hat, so muss man erkennen, dass wir mit unserem logischen Denken nur Totes geschaffen haben. Und wenn sie sich in der Welt umschauen, sehen wir, wo logisch gedacht wird und wo nicht. Die schlimmste Form davon ist schlussendlich der Krieg. Der Krieg ist in meinen Augen das Ergebnis vom logischem Denken. Das lebendige Denken schafft hingegen Leben.
Dieses zu erforschen, zu leben, zu erleben, könnte ein neuer Jugendimpuls in der Welt sein. Sich mit der Weltnatur und der Wahrheit zu verbinden, ihren Gesetzen zu vertrauen und sie zu lieben und zu pflegen. Und so lasst uns neben unsere menschlichen Beziehungen auch ganz neu unsere natürlichen pflegen.

Die Natur hat sich geändert, das irdische ist dem luftigen Element gewichen und nun sind auch wir an der Reihe, uns zu ändern und uns an die neue Ordnung uns anzupassen. Wahrnehmen mit dem Herzen, lasst es uns versuchen. Ich glaube es gibt nichts Schöneres auf dieser Erde, als sich mit neuen Fähigkeiten auseinanderzusetzen, und das Göttliche darin zu erkennen. Wir müssen nun aufgewacht sein, denn nun geht es darum, zu handeln, um zu setzen, was schon lange gedacht wurde.
Die Haupttätigkeit des Netzwerkes wird sein, Menschen zusammen zu bringen damit sie sich gegenseitig ergänzen können. Stellen wir uns das folgendermaßen vor: Wir haben hier eine Gruppe von künstlerisch begabten Menschen, sie malen Bilder, schaffen aus den unterschiedlichsten Materialien Kunst. Sie malen gut und finden, dass man einen Teil davon einmal präsentieren könnte.

Doch so recht wissen sie nicht, wie und wo und was das alles kostet. Nun gibt es in unserem Netzwerk vielleicht jung Menschen die Spaß am organisieren haben, andere, die die passenden Raume und Menschen kennen usw...
Diese beiden Gruppen setzen sich nun aus den unterschiedlichsten Menschen zusammen, die eines gemeinsam haben, nämlich das was sie tun, gerne tun, aber auf die anderen angewiesen sind, weil ihnen etwas fehlt, um weiter zu machen. Vielleicht gibt es dann noch eine Gruppe, die findet, dass zur entsprechenden Kunst auch entsprechende Musik gehört, und die der Ansicht ist, dass man beides eigentlich gut zusammen präsentieren kann. Und so fügen sich Menschen an Menschen, um gemeinsam an Zielen, Ideen und Idealen zu arbeiten.

Und so möchte ich mit den Worten enden: Lasst es uns, meine Freunde, wagen zu leben und zu erleben, aber mit einem ganz wachen Bewusstsein, lebendig, kreativ, pulsierend und heilend in dieser Welt zu helfen und zu wirken.
Wir stehen heute wieder einmal an einer Prüfung. In dieser Prüfung werden wir auch gerade in unseren Werten und unserem Vertrauen geprüft. Wenn wir es schaffen, dass die Liebe über den Hass gewinnt, so haben wir als Menschen eine der größten Herausforderungen bewältigt.


„Es sind durchaus zwei verschiedene Quellen in der menschlichen Natur, die zugrunde liegen dem Nationalismus und dem Internationalismus. Der Nationalismus ist die höchste Ausbildung des Egoismus. Der Internationalismus ist dasjenige, was in uns immer mehr und mehr hereindringt, wenn wir uns verständnisvoller Menschenauffassung hingeben können. Man wird in diesem Lichte das menschliche Zusammenleben ansehen müssen über die zivilisierte Erde hin, namentlich wenn man zu einem richtigen Verständnis dessen kommen will, was im Internationalismus und Nationalismus aufeinander stößt." .....in dem wir die Menschheit in ihren verschiedenen Völkern auf ihren verschiedenen Gebieten verständnisvoll lieben können, in dem Maße wächst unsere innere Internationalisierung.

Dr. Rudolf Steiner 1919

*Benjamin Zoellner war auch Mitbegründer der Initiative "Das Netz", an deren Ideen das Unternehmen Lichtblick anschließen will. Aus dieser Initiative entstand auch die Zeitschrift "Zukunft-Heute". (www.zukunft-heute.net).

Dieser Artikel wurde am 15.September 2002 beim Unternehmen Lichtblick veröffentlicht.
Quelle:
https://www.unternehmenlichtblick.de/licht/public/article.php?story=20020915203144345
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