Windenergie: Logistiker profitieren. WZ vom 11.07.2015
Windkraftanlagen / Speditionsunternehmen F.A. Kruse jun. erweitert
Lagerflächen erheblich
Von der Logistik, über die Lagerung bis zum Bau: Neben der
Chemieindustrie hat die Westküste am Standort Brunsbüttel in Sachen
Windenergie die Nase vorn. Die geballte Wirtschaftskompetenz in diesem
Bereich kam am Donnerstagabend zum 5. Stammtisch des Vereins Windcomm
Schleswig-Holstein zusammen. Dabei wurde
deutlich, welchen Einfluss Logistikunternehmen spielen, bis am Ende
irgendwo auf der Welt eine neue Windkraftanlage die Flügel dreht.
Von weit her kommen dabei teilweise die Produktionsteile, erläuterte
Stephan Werner, Vizepräsident des Windkraftanlagenherstellers Senvion SE
(früher Repower). Senvion ist ein Unternehmen mit Standorten in aller
Welt. In Deutschland werden beispielsweise in Bremerhaven, Husum und
Trampe Maschinenhäuser und Naben gefertigt. Die Rotorenblätter hingegen
würden in Kanada hergestellt. Die Standorte machen schon deutlich, dass
Logistik eine Rolle spielt, brachte es Stephan Werner auf den Punkt.
Wir haben früher versucht alles aus einer Hand zu machen, erklärte
er. Doch dies sei wenig erfolgreich gewesen. Einige Lager habe das
Unternehmen zwar noch, doch einen eigenen Fuhrpark könne man sich nicht
mehr leisten. Wer in der Windenergie tätig sei, so Werner, brauche
flexible Partner. Denn: Wenn ein Auftrag auf dem Tisch ist, muss er
schnell erledigt werden.
Um die logistischen Herausforderungen im Bereich der Windenergie zu
meistern, kommen in der Herstellungskette einer Windkraftanlage deshalb
Dienstleistungsanbieter, wie die Logistikservice-Agentur
LSA und mittelständische Fuhrunternehmen wie das Speditions- und
Logistikunternehmen F.A. Kruse jun. in Brunsbüttel ins Spiel. Sie
organisieren den Transport, bieten Lösungen an, um die Wege kurz zu
halten, stellen Lagerhallen und profitieren so mit von der weltweiten
Nachfrage an Windkraftanlagen.
Logistik beginnt mit der Planung und Steuerung, stellte Roger
Heidmann, Geschäftsführer der LSA GmbH mit Sitz in Bremerhaven, klar.
Wir bündeln, versuchen die Anzahl der Logistikunternehmen zu reduzieren
und die Logistikdienstleister zentral zu steuern, umriss er kurz das
Aufgabenfeld eines Logistikmanagers. Welcher Koordination das bedarf,
machte er an Beispielen fest. So seien beim Aufbau einer Anlage in den
USA bis zu 20 Dienstleister in der Kette. Nur über eine effiziente
Koordination dieser Transportunternehmen sei es möglich, die
Projektlaufzeit im Beispielprojekt von 15 auf zwölf Monate zu verkürzen.
Bis zu einem Cent pro Kilowattstunde Offshore-Strom
können wir einsparen, wenn wir die Logistikkonzepte von Windparks sowie
die Beschaffungs- und Produktionslogistik verbessern, ist Heidmann
überzeugt. Doch dazu müssten die Standorte, insbesondere für den
Umschlag und Transport von Großkomponenten, schwerlastfähige und
wassernahe Industrieflächen vorhalten.
In Brunsbüttel geht der Trend genau in diese Richtung. Nicht umsonst
fand der Stammtisch auf dem Gelände der Firma Kruse statt. Die
Profiteure der Windenergie veranstalteten ihren Stammtisch in einer
frisch aufgebauten Halle mit 3000 Quadratmetern Lagerfläche. Noch ist
sie leer, doch in wenigen Wochen sollen dort etwa 4000 Palettenplätze
entstehen. 10 000 Quadratmeter neue Lagerfläche befinden sich im Bau, um
Stückgüter mit bis zu 25 Tonnen pro Packstück unterbringen zu können.
Damit erweitert das Unternehmen seine schon jetzt 12 000 Quadratmeter
große Hallenfläche erheblich und rüstet sich weiter für den Markt, der
sich im Bereich der Windenergie auftut. Die Erweiterung des Brunsbüttler
Mittelstandunternehmens reiht sich ein in eine
unternehmensübergreifende Entwicklung am Standort. Erst kürzlich hat die
Brunsbüttel Ports GmbH eine neue Schwerlastenfläche am Elbehafen
eingeweiht (wir berichteten). Mit der erfolgreichen Planung eines neuen
Multifunktionshafens könnten wir unser Angebot für die Windbranche
zukünftig noch erweitern, erklärte Roy Kühnast von der Egeb-Wirtschaftsförderung zum Abschluss der Veranstaltung.