BIAB: 25 Jahre Kampf für saubere Luft. WZ vom 27.05.2015
Es war im Mai 1990, als sich eine knappe Handvoll Menschen aus
Rethwisch und der Umgebung zusammentrafen. Sie hatten das gleiche
Anliegen und sie wollten nicht länger schweigen. So wurde von Wolfgang
Lüdtke, Bernd und Martina Papenfuß und Rosemarie Kath die
Bürgerinitiative zur Verhinderung gesundheitsgefährdender
Abfallbeseitigung, kurz BIAB, gegründet.
Inzwischen, nach 25 Jahren des Kampfes für eine saubere Luft in der
Region, können die Mitglieder auf eine bewegte Vergangenheit blicken
mit Erfolgen, Rückschlägen, Morddrohungen und vielen weiteren
Erlebnissen. Und: Meines Wissen nach könnte die BIAB die einzige
Bürgerinitiative sein, die eine so lange Zeit besteht zumindest in
Schleswig-Holstein, sagt Vorsitzende Sabine Dammann.
Dass es viele Unterstützer in der Region gibt, haben die BIAB-Mitstreiter
immer wieder erlebt. Zwölf Mitglieder traten direkt bei der Gründung
ein damals, um die Verbrennung von Altöl zu verhindern, das mit PCB
verseucht sein sollte. Bei Dioxin gingen alle Alarmglocken. Wir dachten
sofort an den Skandal 1976 in Seveso in Italien, erinnert sich
Wolfgang Lüdke. Es gab eine Versammlung. Die Bürgerinitiative hatte
eingeladen. Bürgermeister, Einwohner aus der Region, viele waren
gekommen und schon damals war die Stimmung sagen wir mal,
angespannt. Denn schon damals gab es bei weitem nicht nur
Sympathisanten.
Auch Anfeindungen bis hin zu offenen Drohungen mussten die BIAB-Mitglieder
über sich ergehen lassen. Zum Beispiel als demonstriert wurde. Wir
waren sieben, und zur Absicherung war die Bereitschaftspolizei vor Ort,
beschreibt Lüdke die Situation. Ein Bürger aus dem Ort habe mit dem
Fahrrad gehalten und gesagt: Ich fahre jetzt nach Hause, hole meine
Pistole und knall dich ab. Die Ankündigung, die Polizei zu holen hat
damals gereicht. Niemand wurde gewalttätig.
Aber der Umgang sei damals auch offener gewesen, beschreiben die
Gründungsmitglieder. Wir haben sogar mit der Geschäftsführung an einem
Tisch gesessen. Das war ein langsames Rantasten, ein vernünftiges
Gespräch, beschreibt der damalige BIAB-Vorsitzende Lüdke. Es gab so eine Art Fairness.
Dabei könnte auch eine Rolle gespielt haben, dass es der BIAB nie
darum ging, das Zementwerk schließen zu wollen. Wir wollten miteinander
leben. Uns war immer bewusst, dass es dabei damals um mehr als 500
Arbeitsplätze ging, sagt Wolfgang Lüdke. Zumal Alsen Breitenburg eine
Heilige Kuh war. Es war für die gesamte Region undenkbar, dass da
plötzlich ein paar Bürger aufstehen und Kritik an dem Unternehmen üben,
sagt Sabine Dammann.
Der erste Erfolg kam relativ schnell. Ab 1993 wurde das hochviskose,
gesundheitsgefährdende Schweröl nicht mehr eingesetzt. Doch schon ein
Jahr später beantragte das Zementwerk, mit Ofen 11 eine neue Brennanlage
bauen zu dürfen. Die BIAB lief erneut Sturm und wehrt sich gegen die
geplante Verbrennung von Altölen, Reifenschnitzeln und Papierschlämmen.
Ein Lägerdorfer, der stellvertretend für die BIAB klagt, hat einen
Teilerfolg und erreicht eine Aufschiebung der Betriebsgenehmigung.
Ein deutlicher Erfolg gelingt der BIAB 2012: Die Anerkennung als
Umweltverband ermöglicht der ehemals kleinen Bürgerinitiative das
Klagerecht. Bis heute wird allerdings immer wieder versucht, uns den
Status abzuerkennen bisher ohne Erfolg, sagt Sabine Dammann.
Zurzeit läuft wieder eine Klage. Vor dem Verwaltungsgericht in
Schleswig kämpft die BIAB darum, dass die Grenzwerte, zum Beispiel beim
Quecksilberausstoß, den strengeren Auflagen, die für eine
Müllverbrennung gelten, angepasst werden. Obwohl Holcim dort 100
Prozent Müll und davon sogar bis zu 40 Prozent Sondermüll verbrennen
darf, gelten nicht die strengen Richtwerte einer
Müllverbrennungsanlage, beschreibt die BIAB-Vorsitzende.
Heute sind es 91 Mitglieder bei der BIAB und die arbeiten auf ganz
anderem Niveau, als damals, sagt Dammann. Aber die Ziele sind
geblieben, und es gibt nach wie vor keinen Grund aufzuhören. Dammann:
Nach 25 Jahren ist die BIAB nicht müde, sondern voller Energie, sich
für den Schutz von Mensch und Natur einzusetzen.