Applaus für Elmshorner Verzicht auf Kohlekraft. WZ vom 02.02.2009
Die Botschaft war eindeutig: Wir wollen versuchen, den Bau von
Kohlekraftwerken in Brunsbüttel zu verhindern. Beim gemeinsamen
Neujahrsempfang der Steinburger und Pinneberger Grünen auf dem Hof
Dannwisch in Horst dürfte die tags zuvor gewählte Steinburger
Vorstandssprecherin Eva Gruitrooy beim Gros ihrer Zuhörer auf
Zustimmung gestoßen sein. Das wurde bei dem insbesondere in der
Wilstermarsch heiß diskutierten Thema auch an anderer Stelle deutlich.
So erntete der Sprecher der Elmshorner Grünen, Peter Hölzel, spontanen
Beifall für seinen Hinweis, dass die Stadtwerke seiner Heimatstadt sich
nach einem entsprechenden Beschluss in keiner Form an einem
Kohlekraftwerk beteiligen.
Umso erstaunlicher, dass die prominenteste Rednerin in Horst mit
keiner Silbe auf Themen einging, die gerade den Grünen in der Region
auf den Nägeln brennen. Um Stichworte wie Energiepolitik, Autobahn 20
und Elbquerung oder auch Elbvertiefung machte die zweite Hamburger
Bürgermeisterin und Bildungssenatorin Christa Goetsch einen ganz großen
Bogen. Stattdessen stellte sie die Vorzüge der Metropolregion heraus,
wozu ihr wir sie betonte die Senatskanzlei eine Fülle von Material
an die Hand gegeben habe. Die Palette reichte vom Projekt Blaues
Netz, mit dem die Wasserwege für Fischerotter geebnet werden, bis zu
Ampelanlagen, die von Busfahrern geschaltet werden und so für einen
umweltfreundlichen Nahverkehr sorgten. Deutlicher wurde Christa Goetz
dann im Bereich der Bildungspolitik. Man müsse endlich, so sagte sie,
von dem Skandal wegkommen, dass Kinder viel zu früh in Schultypen
oder gar nach ihrer Herkunft sortiert werden. Wieder mit Blick auf die
Metropolregion sprach sich die Senatorin für eine verstärkte
Zusammenarbeit über die Hamburger Stadtgrenzen hinaus aus und nannte
als ein gelungenes Beispiel dafür das Jahr der Künste. Ansonsten
erfuhren die Zuhörer noch, dass Christa Goetsch standesgemäß mit einem
Hybrid-Wagen vorgefahren war und Elmshorn von
Besuchen bei ihrem bevorzugten Zahnarzt gut kennt. Gelegenheit zum
Gedankenaustausch, ein gesundes Buffet und eine Besichtigung der im 12.
Jahrhundert von Zisterzienstermönchen gegründeten und seit 50 Jahren
biologisch-dynamisch betriebenen und heute von fünf Familien bewirtschafteten Hofanlage Dannwisch schlossen sich an.
Bereits am Sonnabend hatten sich die Steinburger Grünen zu ihrer
Jahresversammlung getroffen und unter anderem einen neuen Kreisvorstand
gewählt. Daneben wurden die Schwerpunkte für das bevorstehende Jahr
abgesteckt. So wollen die Grünen sich am Tag der Europawahl und dem
gleichzeitig in Itzehoe stattfindenden Kindertag mit einem Infostand
beteiligen, der vor allem den kleinen Besuchern Europa ein Stück näher
bringen will. Traditionell soll am 26. April auch wieder der Tschernobyl-Tag
begangen werden. Geplant ist ferner wieder eine Verstaltung Grüne im
Grünen, diesmal im Bereich der Itzequelle. Bereits am 26. März wollen
sich die Grünen mit der Aufstellung eines eigenen Kandidaten auf die
Bundestagswahl im September einstimmen. Die Kandidaten für die
Landtagswahl sollen erst im Herbst nominiert werden. Um für die
bevorstehenden Wahlkämpfe besser gerüstetet zu sein, beschloss die
Versammlung zudem die Anschaffung eines Anhängers für den Transport von
Stand, Stellschildern und Infomaterial. Zustimmung gab es auch für eine
700-Euro-Spende an die Bürgerinitiative Gesundheit und Klimaschutz.
Volker Mehmel