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Atommüll: Kiel rechnet mit noch mehr Rost-Fässern. WZ vom 12.02.2014

Atommüll: Kiel rechnet mit noch mehr Rost-Fässern. WZ vom 12.02.2014

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Mehr rostige Atommüllfässer in Brunsbüttel entdeckt

Brunsbüttel / Kiel /ky

Der Energiekonzern Vattenfall hat bei Inspektionen der unterirdischen
Atommülllager unter dem Kernkraftwerk Brunsbüttel weitere verrostete
Fässer gefunden. „Es sind einige wenige Fässer, das Ergebnis liegt im
Rahmen unserer Erwartungen“, sagte Vattenfall-Sprecherin
Sandra Kühberger. Es habe keinerlei erhöhte radiologische Belastung
festgestellt werden können. Dazu sei keine Systematik zu erkennen
gewesen, warum welche Fässer korrodiert seien.


Das Energiewendeministerium in Kiel will jetzt Gespräche mit dem Konzern
darüber führen, was mit den Fässern passieren soll. Noch ist unklar, ob
der schwach- und mittelradioaktive Abfall aus den bis zu 30 Jahre alten
Fässern umgelagert werden muss. Vattenfall will die Inspektion der
restlichen rund 540 Fässer fortsetzen. Experten rechnen damit, dass
weitere Behälter korrodiert sein könnten.


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Atommüll: Kiel rechnet mit noch mehr Rost-Fässern

Ministerium und Betreiber beraten über mögliche Bergung

Brunsbüttel / Kiel

Der Rost taucht überall auf: In den Kavernen unter dem Kernkraftwerk
Brunsbüttel befinden sich weitere korrodierte Fässer mit Atommüll. Das
bestätigte gestern Betreiber Vattenfall. „70 Fässer in einer Kaverne
haben wir bislang mit einer Spezialkamera inspiziert, davon haben einige
wenige Rostschäden“, sagt Vattenfallsprecherin Sandra Kühberger. Es
soll sich nach unbestätigten Berichten um sechs oder sieben handeln, wie
stark sie verrostet sind, ist unklar. Es sei weder aufgrund der Lage
der Fässer noch nach deren Alter eine Systematik zu erkennen, die
Erklärungen liefern könnten, warum die Fässer beschädigt seien, so
Kühberger. Es sei aber keine Radioaktivität ausgetreten.


613 Fässer lagern
in Betonkavernen

„Jetzt wird es ein atomaufsichtliches Fachgespräch geben, in dem
Vattenfall seine Ergebnisse und Schlussfolgerungen der Atomaufsicht und
den von der Reaktorsicherheitsbehörde hinzugezogenen externen
Sachverständigen vorstellen wird. Auf Basis dieses Gesprächs werden
weitere Entscheidungen zu treffen sein“, erklärte die Sprecherin des
Energiewendeministeriums in Kiel, Nicola Kabel. Es wird auch darum
gehen, ob und wie der Atommüll umgepackt und ausgelagert werden muss.
Vattenfall verfügt noch nicht über ein geeignetes Bergeinstrument.


Insgesamt lagern in den sechs Betonkavernen unter dem Kraftwerk 613
Fässer mit schwach- und mittelradioaktivem Abfall aus dem Betrieb des
Reaktors. Die ältesten Fässer sind über 30 Jahre alt. Sie sollen jetzt
alle nach und nach inspiziert werden. Wie lange das dauern wird, ist
noch unklar. Es gilt als wahrscheinlich, dass weitere Fässer verrostet
sind.


„Wir hatten nach dem Fund eines korrodierten Fasses vor einigen
Jahren erwartet, dass weitere Fässer beschädigt sein werden. Jetzt haben
wir die Bestätigung“, sagt Nicola Kabel. Die Suche nach den
beschädigten Fässern war ins Rollen gekommen, als bei einer TÜV-Kontrolle
im Jahr 2011 ein verrostetes Fass gefunden worden war. Vattenfall
wusste das seit dem 15. Dezember, hatte die Atomaufsicht in Kiel aber
erst rund vier Wochen später darüber informiert.


In einer Kaverne waren nach Angaben der Atomaufsicht im Jahr 2012 bis
zu 500 Millisievert Strahlenbelastung je Stunde gemessen worden. Ein
Arbeitnehmer in einem Kernkraftwerk darf maximal 20 Millisievert
Strahlung im Jahr ausgesetzt sein. Den hohen Wert erklärt das
Ministerium damit, dass die Strahlenbelastung an der Oberfläche der
Fässer durchaus zwischen zehn und einigen hundert Millisievert variieren
kann. „Daher sind 500 Millisievert pro Stunde zwar ein hoher, aber
durchaus vorkommender Wert. “


Kay Müller

Weitere Fragen und Antworten unter www.schleswig-holstein.de/UmweltLandwirtschaft – Menü links: „Reaktorsicherheit, Stahlenschutz“ – Menü rechts: „FAQ zum Fund korrodierender Stahlblechfässer“





Re: Atommüll: Kiel rechnet mit noch mehr Rost-Fässern. WZ vom 12.02.2014

Kommentar von Seite 2:



Wenn Rost am Atommüll nagt

... merkt die Politik, dass bei der Endlagersuche Eile geboten ist

Stephan Richter

Der Rost, der an den Atommüllfässern in Brunsbüttel nagt, muss alle Kernkraft-Befürworter
rot werden lassen. Zeigt er doch, dass es nie ein ausgereiftes Konzept
für die Lagerung von Atommüll gegeben hat. So werden die Fässer mit
schwach- und mittelradioaktiven Betriebsabfällen seit Jahrzehnten in
einem Provisorium gelagert. Fachgerecht ist das nicht; andernfalls wäre
ein Endlager überflüssig. Aber dafür wird schließlich Schacht Konrad im
stillgelegten Eisenerz-Bergwerk in Salzgitter
mit Milliardenaufwand hergerichtet. Weil sich die Sanierung noch bis
mindestens 2021 verzögern wird, müssen die Atommüll-Inspektoren
ganz tapfer sein: Rost lässt sich auch von einer sogenannten
Bauwerksprüfung nicht beeindrucken, der das Lager in Brunsbüttel
unterzogen worden ist.


Die Sache kommt einem bekannt vor: Im Salzbergwerk Asse wurde mit „an
Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit“ ausgeschlossen, dass Wasser
in den Schacht eindringt. Doch das Wasser hat sich ebenso wie der Rost
nicht an das Experten-Urteil gehalten. Nun
müssen die in Asse II eingelagerten radioaktiven Abfälle zurückgeholt
werden. Geschätzte Kosten: über vier Milliarden Euro.


Wer sarkastisch ist, könnte darauf verweisen, dass eine Rückhol-Aktion
der angerosteten Fässer aus den acht Meter tiefen Betonkavernen in
Brunsbüttel wesentlich günstiger kommt. Und bitte keine Panik: Von den
angerosteten Fässern soll keine Strahlung ausgehen. Hoffentlich hält
sich das Spaltmaterial so lange dran, bis die Endlagerung von Atommüll
geklärt ist. So lange könnten in Brunsbüttel auch noch einige der
ausstehenden 26 Castoren mit wiederaufbereitetem deutschen Atommüll
zwischengelagert werden. Die Bundesregierung ging übrigens bei der
Verabschiedung des Endlagersuchgesetzes im vergangenen Jahr davon aus,
dass bis 2030 eine dauerhafte Deponie gefunden ist. Bis dahin:
Rostbekämpfer an die Front.