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Demo: "Abstand nehmen vom Kraftwerksbau". WZ vom 16.02.2009

Demo: "Abstand nehmen vom Kraftwerksbau". WZ vom 16.02.2009



„Abstand nehmen vom Kraftwerksbau“

Brunsbüttel soll Energiestandort werden. Drei
große Kohlekraftwerke sind geplant, gegen die am Sonnabend 500 Menschen
auf die Straße gingen.

Brunsbüttel/sh:z

– In der Schleusenstadt sind drei Kohlekraftwerke geplant, die in
vier Kraftwerksblöcken insgesamt 3400 Megawatt Strom erzeugen sollen.
Nach derzeitiger Planung sollen die Meiler zwischen 2012 und 2014 ans
Netz gehen. Ein Milliardenvorhaben dreier Energiekonzerne, mit dem sich
Viele in der Region um Brunsbüttel nicht anfreunden können. Sie haben
Angst um ihre Gesundheit – und wie die Landwirte aus der Wilstermarsch
im Kreis Steinburg – um ihre Existenz. Am Sonabend demonstrierten über
500 Menschen, darunter die Bauern mit 47 Traktoren, gegen die
Kraftwerksprojekte.


Aufgerufen zu dem Protest hatte die örtliche Bürgerinitiative
Gesundheit und Klimaschutz Unterelbe, die bereits seit über einem Jahr
gegen die Kraftwerke eintritt. Sie erhielt am Sonnabend eine breite
Unterstützung verschiedenster Organisationen von BUND bis Klima-Allianz.


„Wir Landwirte aus der Wilstermarsch und den Brunsbütteler
Randgebieten wollen auf unsere Ängste und Bedenken hinweisen“, erklärte
Bauer Thomas Göttsche. Zu groß ist die Sorge, dass in 40 Jahren
Kraftwerksbetrieb Feinstäube und Schwermetalle, darunter Dioxin, die
wertvollen Böden der Wilstermarsch kontaminierten – und am Ende die
Bauern ihre Betriebe aufgeben müssten, weil sie auf ihren Erzeugnissen
eines Tages sitzen bleiben. Göttsche appellierte deshalb an die
Verantwortlichen in der Politik: „Nehmen Sie Abstand vom Bau neuer
Kohlekraftwerke!“


Bärbel Höhn, Vize-Fraktionsvorsitzender
Bündnis 90/Die Grünen im Bundestag, unterstrich dies. Die Kraftwerke
seien nicht zeitgemäß, sondern Dinosaurier der Energieerzeugung. Ein
Wirkungsgrad von 46 Prozent sei unsinnig, wenn nicht auch die Wärme
genutzt würde.


Und Höhn nahm die Klimapolitik der CDU ins Visier: Einerseits hätte
sich Bundeskanzlerin Angela Merkel in Heiligendamm für Klimaschutz
stark gemacht, andererseits wollten „ihre CDU-Kollegen überall Kohlekraftwerke bauen“.


Marlies Fritzen vom Landesvorstand Bündnis 90/Die Grünen fuhr
angesichts der Kraftwerksbetreiber und ihrer möglichen Projektpartner
schweres Geschütz gegen die Landesregierung auf: „Wirtschaftsminister,
die in Kiel sitzen und ausländische Konzerne reich machen wollen,
nützen uns nichts.“


Die Energiewende sei „nicht mit fossilen Kraftwerken“ zu schaffen, erklärte Fritzen.


Ralf Pöschus