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Elektroautos nehmen langsam Fahrt auf. WZ vom 31.05.2012

Elektroautos nehmen langsam Fahrt auf. WZ vom 31.05.2012



Elektroautos nehmen langsam Fahrt auf

Nur wenige Abnehmer für die umweltfreundlichen Fahrzeuge / Anschaffung ist teuer, tanken kann man im Kreis aber kostenlos

Kreis Steinburg

Es ist fast ein bisschen unheimlich, als das nahezu geräuschlose
Fahrzeug vorbei gleitet: Es handelt sich um den Kangoo Z. E. (Zero
Emission), das erste Elektroauto, das das Itzehoer Renault-Haus Brockmann verkauft hat. Der Abnehmer ist die Firma Pohl-Boskamp, die den Zweisitzer für ihren internen Botendienst zwischen den Werken in Hohenlockstedt und Dägeling einsetzen will.


Weil der Firma der Umweltschutz wichtig sei, habe sie sich für das
Elektroauto entschieden, sagt Manuela Petzke, verantwortlich für den
Fuhrpark des Arzneimittelherstellers. Die hauseigene Ladestation soll
stets für einen geladenen Akku sorgen. Mit einer vollen Batterie kommt
das Fahrzeug etwa 170 Kilometer weit, das Laden dauert etwa sechs bis
acht Stunden.


Seit Ende vergangenen Jahres ist der Kangoo Z. E. beim Autohaus
Brockmann erhältlich. Es gebe bereits einige weitere Anfragen, sagt
Verkäufer Joachim Wolf, auch von Privatkunden. „Abschreckend ist nur der
Preis.“ Im Vergleich zum Benziner sei das Elektroauto wesentlich
teurer. Ab 23 800 Euro ist der Kangoo erhältlich, hinzu kommt aber eine
monatliche Miete von mindestens 79 Euro für die Batterie.


Für den Peugot iOn muss der Käufer im Itzehoer Autohaus Duitsmann
knapp 30 000 Euro hinlegen. Dafür ist die Batterie inklusive. Verkäufer
Tomasz Smukowski beobachtet eine gewisse Neugier bei den Kunden:
„Begeistert sind sie ja alle. Das kennen sie ja nicht, dass ein Auto
ohne Geräusche fährt“, sagt er, nachdem einige Kunden den Schlüssel
herumdrehten und nichts passierte. Seit 18 Wochen steht ein Exemplar des
iOn für begleitete Probefahrten bereit. Dabei gibt das eigens geschulte
Personal Hinweise zur Funktion des Wagens. Bei Testfahrten seien er und
seine Kollegen über 100 Kilometer mit einer Batterieladung gefahren,
berichtet Smukowski. Im besten Falle schaffe ein sparsamer Fahrer wohl
130.


Diese noch relativ geringe Reichweite ist ein weiterer Grund, warum
sich die Nachfrage bisher in Grenzen hält. Außerdem ist das Netz der
Stromtankstellen noch dünn: „Wir sind der Meinung, dass für die
Privatkunden die Logistik noch nicht ausgereift ist“, sagt Thorsten
Koch, Opel-Händler in Itzehoe, der das Elektroauto seiner Marke, den Ampera, noch nicht im Angebot hat.


Laut einem internationalen Verzeichnis der Stromtankstellen auf der Internetseite www.lemnet.org gibt es im Kreis Steinburg zwei: Eine beim ADAC Servicecenter Müller in Dägeling und eine bei Claus-Heinrich
Stahl in Neuendorf bei Elmshorn. Stahl berichtet von drei bis vier
Tankern im gesamten vergangen Jahr. Am Himmelfahrtstag seien wieder zwei
da gewesen. Den Strom gibt es bei ihm kostenlos, eine Spende ist
erwünscht. Das war die Auflage der Drehstromnetz-Initiative,
die ihm die Station zur Verfügung stellte. Als Betreiber eines
Blockheizkraftwerks habe es sich für ihn angeboten, eine Stromtankstelle
einzurichten, sagt Stahl.


Auch in Dägeling ist das Tanken für ADAC-Mitglieder
kostenlos. Die Stationen würden lediglich einer Erhaltungsladung
dienen, so Geschäftsführer Christian Müller. Den Anstoß für eine
Stromtankstelle in Dägeling habe vor anderthalb Jahren der ADAC gegeben,
so Müller: „Das ist ein klares Signal des ADAC: Wir sind für
Elektroautos.“


Laut Kraftfahrtbundesamt sind 72 517 PKW im Kreis Steinburg zugelassen.
Davon fahren die meisten mit Benzin (50 268) und etwas weniger als ein
Drittel mit Diesel (21 237). Immerhin 963 Autos sind mit Gas unterwegs.
Bleiben 49 Sonstige. Darunter sind neben Hybriden und Fahrzeugen, über
die keine Daten vorliegen, die Elektroautos, die in der Statistik noch
nicht eigens erfasst sind. Bundesweit sind bisher rund 4500 auf den
Straßen.
Michael Althaus