Freileitung ohne Alternative. WZ vom 19.11.2009
In Dithmarschen wird mehr Windenergie erzeugt, als über das
Stromnetz abgeführt werden kann. Folge: Bei starker Brise müssen die
Windkraftanlagen, die insgesamt auf 640 Megawatt Leistung kommen,
abgeregelt werden das Leitungsnetz ist nur für 350 Megawatt
ausgelegt. Dem steigenden Bedarf trägt die Eon Netz GmbH Rechnung und
plant den Bau einer 110-Kilovolt-Trasse von Heide nach Pöschendorf. Dort wird der Strom ins 380-Kilovolt-Netz
eingespeist. Ein Vorhaben, das vor allem bei Landwirten umstritten ist:
Sie stören sich daran, dass auf ihren Flächen Strommasten errichtet
werden sollen.
An den vergangenen beiden Tagen wurden in Hanerau-Hademarschen
die so genannten Träger öffentlicher Belange, etwa
Naturschutzorganisationen und Wasser- und Bodenverbände oder
Mobilfunkbetreiber, angehört. Aus diesen Reihen gab es 50 Einwendungen.
Von den übrigen durch den Leitungsbau Betroffenen wurden 80 Einwände
erhoben. Für diese Gruppe steht die Erörterung noch aus.
Bereits im März hatten Grundbesitzer und Landwirte gegen das
Vorhaben protestiert. Sie fürchten Nutzungseinschränkungen durch die
sieben mal sieben Meter großen Fundamente für die insgesamt 97 Masten
auf der 32 Kilometer langen Trasse. Steinburgs Kreisbauernvorsitzender
Peter Lüschow hatte damals gefordert, die Masten über Knicks zu
errichten, das sei landschaftlich vertretbar.
Doch dazu wird es nicht kommen, betont die E.on Netz GmbH. Deren
Pressesprecher Martin Groll verweist auf das Landesnaturschutzgesetz,
nachdem Knicks unantastbar sind. Und auch dem von den Landeigentümern
vorgebrachte Wunsch nach einem Erdkabel erteilt er eine Abfuhr: Die
Wirtschaftlichkeit ist damit nicht gegeben. Während allein die
Freileitung zwischen Heide und Pöschendorf rund zwölf Millionen Euro
koste, belaufe sich die Investition für ein Erdkabel auf rund 45
Millionen. Zudem wäre der Eingriff durch die Erdarbeiten in die
Landschaft erheblich.
Insgesamt will die in Bayreuth ansässige Eon Netz GmbH 30 Millionen
Euro investieren. Denn in Heide wird das Umspannwerk ausgebaut, in
Pöschendorf ein neues errichtet. Die Arbeiten sollen im Sommer 2011
beginnen und rund ein Jahr dauern. Dann kann Windstrom bis rund 850
Megawatt aufgenommen werden. Darin ist der geplante Ausbau der
Dithmarscher Windkraftanlagen eingerechnet.
Ingobert Veit von der Berliner Prognos AG, die E.on Netz bei der
Erörterung unterstützt, versteht die Bedenken der Landwirte: Die
Masten werden so platziert, dass es möglichst verträglich ist.
Natürlich werde die Freileitungs-Trasse
möglichst geradlinig gezogen. Veith: Es ist unser Anliegen, alle
Interessen in Einklang zu bringen. Das bedeute auch, dass kein
einziges Wohngebäude überspannt werde und dass die elektromagnetischen
Felder die Grenzwerte um ein Vielfaches unterschritten.
Einen Termin für die Erörterung des Vorhabens mit den betroffenen Grundbesitzern konnten Veith und Groll noch nicht nennen.