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KKB: Infocenter hat ausgedient. WZ vom 23.04.2014

KKB: Infocenter hat ausgedient. WZ vom 23.04.2014



Infocenter hat ausgedient

Kernkraftwerk in der Schleusenstadt stellt Informationen zum geplanten Rückbau ins Internet

Brunsbüttel

Für Besucher bietet das Brunsbütteler Kernkraftwerk keine Anlaufe
stelle mehr, das Informationszentrum ist geschlossen. Der Leiter der
Regionalen Kommunikation im KKB, Olaf Hiel, nennt einen plausiblen
Grund: Kosteneinsparung. „Weil wir keinen Strom mehr erzeugen, verdienen
wir kein Geld mehr“, merkt er an. Mit Brunsbüttel haben auch alle
weiteren Kernkraftwerke in Deutschland wegen des Kostendrucks ihre
Informationszentren geschlossen.


„Das Kommunikations- und Informationszentrum unseres Kernkraftwerks
wird nur noch für Sonderveranstaltungen genutzt.“ Für interne
Schulungen, Besprechungen und Fachveranstaltungen wie das egeb-Forum
Energie sowie für den jährlichen Energiedialog „Klönschnack am Deich“
mit Kommunalpolitikern und Behördenvertretern der Region.


Dennoch: Nach wie vor suchen Vattenfall und dessen Kernkraftwerk
Brunsbüttel den Dialog mit den Bürgern aus der Nachbarschaft. In diesem
Zusammenhang erinnert Hiel an zwei Informationsveranstaltungen zum
bevorstehenden Rückbau des stillgelegten Kraftwerks – eine Aufgabe, die
sich über mindestens zwei Jahrzehnte erstrecken wird. Nach den beiden
Auftaktveranstaltungen, die im letzten Quartal 2013 im Elbeforum
stattfanden, ist jetzt eine weitere Veranstaltung geplant, deren Termin
rechtzeitig bekannt gegeben werden soll.


Dann will das Unternehmen auch über den Bau eines Lagers für schwach-
und mittelradioaktive Abfälle informieren. Die Halle für dieses so
genannte LaSmA wird größer als das atomare Zwischenlager werden und
mehrere Millionen Euro verschlingen. „Der Bauantrag wird in Kürze
gestellt“, kündigt Olaf Hiel gegenüber unserer Zeitung an.


Die ersten Schritte für den Rückbau des Kraftwerks sind bereits
getan. Unlängst wurde ein über 300 Tonnen schwerer Transformator
ausgebaut, zerlegt und teilweise verschrottet. Teile der maschinellen
Anlagen sollen an andere Kraftwerke verkauft werden, aber: „Alles, was
nicht freigemessen werden kann, muss eingelagert werden.“ Das soll im
LaSmA sichergestellt werden.


Im Reaktorgebäude kann erst Hand angelegt werden, wenn die dort noch
eingebrachten 513 Brennelemente in sicheren Castoren eingeschlossen und
ins Zwischenlager verbracht worden sind. Jeder Castor fasst maximal 52
Brennelemente. Angesichts der fast noch jungfräulichen Brennstäbe zieht
Olaf Hiel einen sinnhaften Vergleich: „Das ist so wie ein Auto
vollgetankt zum Schrottplatz zu fahren.“ Hiel bedauert, dass der Schacht
Konrad immer noch nicht für die Endlagerung zur Verfügung steht.


In den letzten Monaten hat das Kernkraftwerk Brunsbüttel die Zahl der
Mitarbeiter von ursprünglich 380 und zuletzt noch 342 auf gegenwärtig
284 abgebaut – Tendenz fallend. Dennoch: Die Fachleute werden weiter
gebraucht, um die Großaufgabe des Rückbaus zu meistern. Die Planungen
sehen vor, das Maschinenhaus nach dem Ausbau der technischen Anlagen für
die Reinigung und Reststoffbearbeitung zu nutzen, um diese Reststoffe
dann in die Pufferlagerung zu verbringen. „Wir bemühen uns, so viele
Reststoffe wie möglich nach der Freimessung dem Wertstoffkreislauf
zuzuführen“, beschrieb Olaf Hiel einen Entsorgungsweg. Für Großteile
bediene sich Vattenfall zentralen Dienstleistern wie der GNS, die diese
Teile einschmelzen oder verbrennen.


Eindeutig stellt der Kommunikationschef heraus, dass es beim Rückbau
nur einen äußerst geringen Anteil von radioaktiven Abfällen geben würde.
Die Gesamtmasse von 300 000 Tonnen bestehe größtenteils aus Beton – 90
Prozent Bauschutt und sieben Prozent metallische Schrotte. Nur drei
Prozent gelten als radioaktive Abfälle, die in die Zwischen-
beziehungsweise Endlagerung gebracht werden müssen. „Das ist unsere
größte Herausforderung“, sagt Olaf Hiel.


Jochen Schwarck

Informationen zum Kernkraftwerk und dessen Rückbau im Internet unter www.perspektive-brunsbuettel.de