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"Landwirte aus der Marsch über Kraftwerkspläne beunruhigt", Wilstersche Zeitung - 29.01.2009

"Landwirte aus der Marsch über Kraftwerkspläne beunruhigt", Wilstersche Zeitung - 29.01.2009

Wilster - 29. Januar 2009

Landwirte aus der Marsch über Kraftwerkspläne beunruhigt

Großer Andrang bei der Versammlung des Bezirksbauernverbands in Wilster. Es ging um die Kohlekraftwerke.

Bis zu drei Kohlekraftwerke im Industrierevier Brunsbüttel - bislang hielten sich die Landwirte aus der Wilstermarsch mit Protest eher zurück. Dabei warnen Kritiker der Meiler davor, dass gerade diese Region besonders von den Verbrennungsabgasen aus den Schloten betroffen sei. Denn die Wilstermarsch liegt in der Hauptwindrichtung der Kraftwerke. Das haben auch die Landwirte erkannt.

Entsprechend groß war die Resonanz auf eine Versammlung des Bezirksbauernverbands am Dienstagabend im Wilsteraner Colosseum. Die "Veranda" reichte nicht aus - schon zehn Minuten vor Beginn war der Raum hoffnungslos überfüllt, ein Teil des großen Saals musste hinzugezogen werden, um allen Platz zu bieten. Rund 100 Bauern wollten sich von der Bürgerinitiative Gesundheit und Klimaschutz Unterelbe informieren lassen. Die Sorge um die Zukunft der Betriebe, deren Ländereien über Jahrzehnte den Emissionen der Kohlekraftwerke ausgesetzt sind, ist offenbar groß.

Das machte Peter Lüschow, Vorsitzender des Steinburger Kreisbauernverbands, deutlich: "Noch gehören die Nahrungsmittel, die wir in der Wilstermarsch produzieren, zu den besten und gesündesten - das soll auch in Zukunft so bleiben."

40 Jahre Abgase aus den Schornsteinen von möglicherweise vier Kraftwerksblöcken - das werde deutliche Spuren in der Marsch hinterlassen, warnte der Wewelsflether Sprecher der Bürgerinitiative, Stephan Klose. Dabei seien die Meiler nicht einmal notwendig, die von der Politik erwartete Versorgungslücke beim Strom gebe es gar nicht: "Deutschland ist ein Stromexportland."

Über die möglichen Folgen für die Marsch sprach Bodenkundler Sven Wiegmann aus Glückstadt. Noch gehörten die Marschböden zu den besten der Welt, erklärte er. Wenn aber erst einmal jahrelang Schwermetalle, vor allem Dioxin, auf die Ländereien gerieselt seien, müssten sich die Bauern ernsthafte Sorgen machen - nur sei es dann schon zu spät. Denn die Böden wiesen dann womöglich Belastungen auf, die jenseits der zulässigen Schadstoffgrenzen lägen. Wiegmann: "Nach heutigem Maßstab ist die Gegend sauber. Das muss in 20 Jahren nicht mehr so sein." Ohnehin würden Schadstoffgrenzen immer weiter abgesenkt. Ein aktuelles Beispiel lieferten die Spülflächen der Elbe: Plötzlich ist der Verzehr der Lebern von Schafen, die dort geweidet haben, verboten. "Wen wollen Sie dafür haftbar machen?", fragte Wiegmann. Das hochgiftige Dioxin sei dort über lange Zeiträume ins Erdreich gesickert - Verursacher unbekannt. Entsprechend könnten eines Tages die wertvollen Marschböden übermäßig belastet sein. Wiegmann: "Wenn die Grenzwerte ausgeschöpft sind, was machen dann Ihre Urenkel?"

Darum appellierte Karsten Hinrichsen von der Bürgerinitiative an die Versammlung, sich an der für den 14. Februar in der Schleusenstadt geplanten Demonstration zu beteiligen: "Sie müssen deutlich machen, dass Sie weiter existieren möchten!" Und er betonte: "Wenn Sie nichts tun, haben Sie verloren."

Nicht so gut zu sprechen auf die Politik sind die Bauern im Zusammenhang mit den Kraftwerksplänen in Brunsbüttel und Büttel. Das wurde in der Versammlung deutlich. Nico Hellerich vermisst die Unterstützung des CDU-Landtagsabgeordneten Hans Jörn Arp. "Er sieht sich als Anwalt der Bürger - und hält sich jetzt sehr bedeckt." Hellerich lädt den Wackener zu Gesprächen ein. Stephan Kloses Fazit, mit dem er die Landwirte aufrütteln wollte: "Für uns alle sind die Planungen in Brunsbüttel nicht gut: Wir haben den Schaden, andere den Profit." .

Quelle: https://www.shz.de/lokales/wilstersche-zeitung/artikeldetails/article//landwirte-aus-der-marsch-ueber-kraftwerksplaene-beunruhigt.html