Leserbriefe zum Bericht: Knappe Mehrheit auch gegen abgespeckte Windkraftnutzung. WZ vom 02.12.2008
Zum Leserbrief von Telse Mehlert aus Nortorf
vom 22. November zum Bericht Knappe Mehrheit auch gegen abgespeckte
Windkraftnutzung.
Gratulation, Frau Mehlert. Ich habe noch nie erlebt, dass man so
viel unqualifizierten Kram in so wenige Worte fassen kann. Von einer
stellvertretenden Bürgermeisterin der Gemeinde Nortorf hätte ich eine
differenziertere Sicht auf die Dinge erwartet.
Ich gehe davon aus, dass Sie sich mit der gleichen Begeisterung in
Brokdorf von der Polizei haben zusammenknüppeln lassen, wie ich damals
in Biblis. Bevor Sie sich herablassend über andere Menschen äußern,
sollten Sie sich erst einmal informieren. Der von Ihnen erwähnte
Beschluss über den Ausstieg aus der Windenergie in Neuendorf-Sachsenbande
ist eine politische Seltenheit in Deutschland und keine Schande. Hier
wurde nämlich der Wählerwille umgesetzt und ein Wahlversprechen
eingelöst. Er zeigt ganz klar, dass die Mehrheit im Gemeinderat nicht
käuflich ist.
Entgegen Ihrem Irrglauben, wer gegen Windenergie ist, sei für
Kohlekraft und Atomenergie, muss ich Sie daran erinnern, dass auch wir
für Gegenwind Neuendorf-Sachsenbande eigene
Widersprüche geschrieben und über 70 Unterschriften gesammelt haben,
die Sie am 3. Januar 2008 mit den 2700 übrigen Einwendungen in
Brunsbüttel überreicht haben.
Wenn Sie den Erhalt der Natur und den Klimaschutz als Argumente für
den Bau von Windindustrieanlagen anführen, sollten Sie sich darüber
klar sein, dass man durch Windenergie kein CO2 einsparen kann. Dies
hängt mit der Unstetigkeit des Windes zusammen. Der durch Wind erzeugte
Strom unterliegt zu großen Schwankungen, so dass man konventionell
erzeugten Strom aus Kohle-, Atom- oder Gaskraftwerken mit einspeisen
muss, um ein konstantes Energieniveau zu erreichen. Aus diesem Grunde
muss für ein MW Windstrom fast dieselbe Menge konventionelle Energie
erzeugt werden. Das heißt: je mehr Windindustrieanlagen es gibt, desto
mehr konventionelle Kraftwerke müssen gebaut werden. Ist es nicht
nötig, konventionell erzeugte Energie zuzuführen, müssen die Kraftwerke
im Standby-Betrieb mitlaufen, was gerade bei
Kohlekraftwerken zu einer noch wesentlich schlechteren CO2-Bilanz
führt. Über die Nachteile von Atomkraftwerken wie Zwischen- und
Endlagerung, Störfälle usw. brauche ich hier wohl nichts zu schreiben.
Ökologische Energiegewinnung beginnt nicht bei der Windenergie. Sie
gehört überhaupt nicht zur ökologisch sinnvollen Energiegewinnung.
Sinnvoll erzeugte Energie wäre zum Beispiel aus Erdwärme erzeugter
Strom. Eine Grundlastversorgung d.h. den Strom, der über 24 Stunden
immer benötigt wird könnte man in Deutschland komplett mit
Geothermiekraftwerken erzeugen.
Damit wir also in Zukunft nicht unsere Zimmer mit Petroleumlampen
erhellen müssen und unser Brot nicht auf dem offenen Feuer, was ja
bekanntlich CO2 freisetzt, backen müssen, kämpfen wir weiterhin gegen
Windräder.
MARCO BERNARDI
Neuendorf-Sachsenbande
Bezugnehmend auf die Leserbriefe vom 28. 11.2008:
Was Demokratie betrifft, scheint in Neuendorf-Sachsenbande
ja alles in Ordnung zu sein. Beruhigend zu wissen. Demokratie heißt für
mich persönlich auch, sich als Bürgerin Nortorfs in einem Leserbrief zu
äußern, auch wenn ich eine ehrenamtliche Tätigkeit (stellvertretende
Bürgermeisterin) ausübe. Von den Leserbriefverfassern vom 28. November
2008 ist meines Wissens keiner in der Gemeindevertretung der Gemeinde
Neuendorf-Sachsenbande. Wie einseitig die
Meinungsbildung der Schreiber vom 28.11. ist, zeigt eindeutig, dass im
Leserbrief behauptet wird, ich wäre an einem Windpark (z.B. Nortorf)
beteiligt, was nicht wahr ist. Ich wäre gern beteiligt, hätte ich
damals das Geld dazu gehabt. Mein Grund einer Beteiligung wäre nicht
der Gewinn bzw. die Ausschüttung, sondern meine Überzeugung,
erneuerbare Energien (u.a. Windkraftanlagen) zu fördern. Und jeder, der
sich mit dem Thema Geldanlage über Beteiligungen im Windpark
auseinander gesetzt hat, stellt fest, dass die Renditezahlungen
verhalten sind, bzw. auch mal aussetzen. Also vom Profit keine Rede.
Wie die Verfasser des Leserbriefes dazu übergehen, meinen Vater,
meinen Bruder und Familie mit meinem Leserbrief vom 22. November in
Verbindung zu bringen zeigt, dass es ihnen doch wahrhaft an ernsten
Argumenten fehlt. Denn auch wenn Sie es nicht glauben, in unserer
Familie reden wir nicht von Demokratie, sondern wir leben sie. Gehen
Sie mal davon aus. dass meine Familie vielleicht eine ganz andere
Meinung hat als ich.
Auch hat die Gemeinde Nortorf, in der ich seit Jahren ehrenamtlich tätig bin, nichts mit meiner persönlichen Meinung zu tun.
Nach wie vor stehe ich dazu, dass mir Kinder und Menscher wichtiger
sind als Tiere. Und ich damit nicht für Kohlekraftwerke sein kann.
Liebe Leserbriefschreiber, Sie haben fast jedes meiner Worte umgekehrt
als Leserbriefschreiber Ihr gutes Recht. Aber zu den Worten wie
Dioxine, Feinstaub, Quecksilber ist Ihnen irgendwie nichts eingefallen.
Schade! Windenergie ist und bleibt vorerst eine nutzbare Energiequelle,
die wir nutzen sollten. Was die Zukunft und die Forschung für uns
bereithält, bleibt abzuwarten, jedenfalls leben wir jetzt und brauchen
heute vertretbare Energiequellen.
Viele Bürger Nortorfs und den umliegenden Gemeinden haben meinen
Leserbrief vom 22.11. befürwortet. Für diesen positiven Zuspruch sage
ich allen Dank. Ich hoffe immer noch, dass es mehr Menschen gibt, die
sich nicht überreden lassen, sondern sich ihre eigene Meinung bilden
können.
TELSE MEHLERT,
Nortorf