Gut in der Spur für die Energiewende
Auswärtige Kabinettssitzung in Brunsbüttel mit EU-Energiekommissar Günther Oettinger / Verstärkter Einsatz für Nord-Süd-Trasse
Brunsbüttel
Schleswig-Holstein will beim Ausbau der
erneuerbaren Energien deutschlandweit eine führende Rolle übernehmen.
Das versicherte Ministerpräsident Peter Harry Carstensen (CDU) im
Anschluss an eine auswärtige Kabinettssitzung im Infotreff des
Bayerwerks Brunsbüttel. Dabei kam es auch zu einem Treffen mit dem
Brüsseler EU-Energiekommissar Günther Oettinger.
Die Energiewende ist für uns in Schleswig-Holstein
von allergrößter Bedeutung, betonte der Kieler Regierungschef nach der
Sitzung in einem Pressegespräch. Wichtig sei, dass der Strom auch in
Zukunft sauber und bezahlbar sein müsse. Das sei eine der
Grundvoraussetzungen für die dauerhafte gesellschaftliche Akzeptanz.
Beim Ausbau der Windenergie, stellte Wirtschaftsminister Jost de
Jager fest, liegen wir gut im Zeitplan und gut in der Spur, um die
Energiewende zu schaffen. In Brunsbüttel habe es am Rande der
Kabinettssitzung auch Gespräche mit der Energiewirtschaft gegeben. Dabei
hätten die Zuverlässigkeit und Berechenbarkeit der Politik angesichts
der millionenschweren Investitionen im Vordergrund gestanden.
Der im Energiekonzept der Bundesregierung vorgesehene Beitrag der Offshore- und Onshore-Windenergie
fordere die Landesregierung heraus, die Potenziale der Windenergie
entschieden zu nutzen, waren sich Carstensen und Oettinger einig. Der EU-Kommissar versprach, das Signal der Landesregierung mit nach Brüssel zu nehmen. Schleswig-Holstein
habe mehr Wind als die meisten europäischen Länder. Deshalb sei ein
europäisches Leitungsnetz immer dringlicher, damit der im Norden
erzeugte und im Süden benötigte Strom auch nach Süddeutschland
transportiert werden könne. Dies setze eine Zusammenarbeit aller
Beteiligten voraus von den kommunalen Versorgungsunternehmen über
Länder und Bund bis zur EU-Kommission. Oettinger
setzte sich für ein beschleunigtes Verfahren ein, um schon nach drei
Jahren eine Entscheidung für eine bestmögliche Nord-Süd-Trasse möglich zu machen. Nach zehn Jahren wird diese Entscheidung nicht besser, flachste der EU-Politiker.
Bis Ende vergangenen Jahres wurden in Schleswig-Holstein
rund 3300 Megawatt Windenergieleistung installiert. Mit der
Verdoppelung der Windeignungsfläche und den Möglichkeiten des Repowering
will das Land die Chancen der Energiewende schnell und konsequent
nutzen. Wirtschaftsminister Jost de Jager (CDU) geht davon aus, dass
Schleswig-Holstein schon bis 2015 über ein Onshore-Windenergiepotenzial von zirka 9000 Megawatt verfügen könne. Hinzu kämen weitere 3000 Megawatt aus Offshore-Anlagen. Der Bau des ersten von sieben Windparks wird in der Nordsee vor den Toren Schleswig-Holstein gestartet, sagte de Jager.
Den Besuch in Brunsbüttel nutzten die Politiker, um eine Repower-Windkraftanlage
5M mit einer Nennleistung von fünf Megawatt zu besteigen. Trotz
Wind und Regen ließen sie sich bis zum Maschinenhaus in über 100 Meter
Höhe hochfahren, um sich die steife Brise um die Nase wehen zu lassen.
Die Turbinenanlagen 5M und 6M von Repower gehören bis heute zu
den größten und leistungsstärksten der Welt. Minister de Jager erinnerte
daran, dass die 5M-Anlage an der Otto-Hahn-Straße in Brunsbüttel-Süd
ein schon 2004 errichteter Prototyp gewesen sei. Falls es hier zur
Ansiedlung eines Kohlekraftwerkes kommen sollte, müsste die Anlage
wieder abgebaut werden. Die Energiewende, so bekräftigte de Jager,
schließe angesichts des Ausstiegs aus der Kernenergie den Bau von
Kohlekraftwerken nicht aus, sondern mache ihn verstärkt notwendig.
Jochen Schwarck