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Stadtwerke Brunsbüttel starten durch. WZ vom 14.08.2010

Stadtwerke Brunsbüttel starten durch. WZ vom 14.08.2010

Stadtwerke Brunsbüttel starten durch


Geschäftsführer Stefan Mohrdieck über Startphase und Ausrichtung der Stadtwerke Brunsbüttel GmbH

Die ersten Kunden sind angekommen, die Verhandlungen zur Übertragung
der Versorgungsnetze liegen auf der Zielgeraden. Einen zweistelligen
Millionenbetrag investiert die Stadt in den Aufbau der Stadtwerke
Brunsbüttel GmbH. Langfristig soll der Betrieb Gewinne abwerfen – und
den Haushalt entlasten. Ein Gespräch mit Geschäftsführer Stefan
Mohrdieck (43).


Herr Mohrdieck, seit Juni ist die Stadtwerke Brunsbüttel GmbH mit
Strom, Ökostrom und Gas auf dem Markt. Wie stark ist das Interesse?
Stefan Mohrdieck: Wir bekommen täglich Anrufe von interessierten Kunden,
obwohl wir kaum Werbung machen.


Wie viele Kunden haben Sie schon? Für Gas haben sich bisher 33 Brunsbütteler entschieden und für Strom 40, davon 17 für den Klima-Tarif.


Obwohl Ökostrom teurer ist? Ja. Erstaunlicherweise sind die Leute
bereit, dafür mehr auszugeben. Damit leisten sie letztendlich ihren
Beitrag, dass dieser Strom produziert wird.


Entspricht der Start Ihren Erwartungen? Die Erwartungshaltung haben
wir sehr niedrig angesetzt. Wir sind zufrieden über jeden Kunden, der zu
uns kommt. Maximale Grenze ist die Anzahl der Haushalte in Brunsbüttel.
Wenn man sich daran orientiert, sind das natürlich noch sehr zarte
Anfänge.


Sind Sie schon „nach Hause gewechselt“? Sicher. Wenn man nicht selbst
hinter den Produkten steht, ist man ein Stück weit unglaubwürdig. Und
wenn ich jetzt meine eigene Situation betrachte, ist der Stromtarif
günstiger als zuvor.


Kommt hier die Kooperation mit den Stadtwerken Itzehoe zum Tragen?
Ohne die Kollegen aus Itzehoe und deren Unterstützung könnten wir nicht
solche Angebote machen. Die Strommengen muss man ja einkaufen. Und das
in aller Regel bis zu zwei Jahre im Voraus.


Planen Sie, in Zukunft selbst Strom zu kaufen?
Ja, den Start haben wir zusammen mit Itzehoe hingelegt. Unser Ziel ist,
zum 1. Januar 2011 selbstständig auf dem Markt aufzutreten.


Momentan laufen Gespräche zur Übertragung der Strom- und Gasnetze im
Stadtgebiet. Die gehören noch der E.ON Hanse? Richtig. Ich rechne damit,
dass die Kaufverträge in den nächsten Wochen unterschrieben werden.


Günstig wird das sicher nicht? Das ist wahr. Wir sprechen hier über
einen zweistelligen Millionenbetrag. Die Netze haben eine gewisse
Werthaltigkeit. Es handelt sich ja auch um Ortsnetzstationen oder
Gasdruckregelanlagen. Da kann man sich vorstellen, dass das entsprechend
kostet.


Die Stadtwerke sind eine 100-prozentige Tochtergesellschaft der
Stadt. Welche Vorteile bringt das? Wir gehen davon aus, dass der Betrieb
Gewinne abwerfen wird. Insofern erfährt der städtische Haushalt eine
Entlastung – durch Netzbetrieb und Verbrauch der örtlichen Kunden.
Wichtig ist uns aber auch, den Bürgern und Betrieben günstige Tarife
anbieten zu können.


Warum hat man das nicht früher gemacht?
Es ist ja nicht verboten, schlauer zu werden. Wir hatten früher
Stadtwerke für Wasser und Fernwärme. Damals haben Politik und Verwaltung
das anders bewertet und beschlossen, sich von den Stadtwerken zu
trennen – und sich mit dem einmaligen Kaufpreiserlös zufrieden gegeben.
Heute sieht man die langfristigen Perspektiven und Möglichkeiten, die
sich insbesondere durch die grundlegenden Veränderungen ergeben haben,
die das Energiewirtschaftsrecht in den letzten Jahren erfahren hat.


Warum kann man den Schleusen-Tarif
beispielsweise in Heide nicht bestellen? Weil wir uns zunächst zum Ziel
gesetzt haben, die Energieversorgung in Brunsbüttel auf eigene Füße zu
stellen. Ob wir uns irgendwann aufmachen, auch das Umfeld zu versorgen,
werden wir zu gegebener Zeit entscheiden. Es gibt bereits Anfragen aus
Neufeld, Ramhusen oder Averlak. Im unmittelbaren Nahbereich sind wir in
der Lage, etwas anzubieten – und werden es auch tun. Aber wir bewerben
es nicht offensiv.


Werden sich die Stadtwerke an dem von Südweststrom geplanten Steinkohlekraftwerk beteiligen?
Momentan ist das kein Thema. Wir werden uns damit sicher zu einem
späteren Zeitpunkt noch einmal beschäftigen. Das eine ist die
Beteiligung am wirtschaftlichen Erfolg des Kraftwerks, das andere der
Bezug von Strom. Die Formulierung StadtKraftwerk und Stadtwerke führt
häufig zu Verwechslungen. Viele meinen, wir sind schon eins.
Interview: Jens Neumann


Stadtwerke Brunsbüttel GmbH
Öffnungszeiten: werktags von 8.30 bis 12 Uhr im Rathaus, Zimmer 14.
Ansprechpartnerin ist Alke Hauschildt unter 04852/391214. Internet: www.stadtwerke-brunsbuettel.de