Wird Giftmüll durch Kanal gefahren? WZ vom 08.07.2010
Wird Giftmüll durch Kanal gefahren?
Juliane Rumpf mit offenem Brief
Der Bund für Umwelt und Naturschutz (Bund) hat davor gewarnt, dass
Giftmüll aus Australien per Schiff möglicherweise durch den Nord-Ostsee-Kanal nach Dänemark
gebracht wird. Im Oktober solle eine erste Ladung von 2500 Tonnen
Hexachlorbenzol(HCB)-Sondermüll auf die dänische Insel Fünen in eine
Sondermüll-Verbrennungsanlage kommen, sagte Ina
Walenda, stellvertretende Bund-Geschäftsführerin
in Schleswig-Holstein. Die Entsorgung weiterer
16 000 Tonnen stehe noch bevor und sei offensichtlich noch ungeklärt.
Offen sei auch, ob aus Australien erneut Anträge gestellt werden, HCB-Sondermüll in der Sonderabfallverbrennungsanlage
Sava in Brunsbüttel und zudem in Nordrhein-Westfalen
zu verbrennen. Dies war 2007 von den zuständigen Behörden abgelehnt
worden.
In einem offenen Brief an Kiels Umweltministerin Juliane Rumpf
äußerte der Bund große Besorgnis über den absehbaren Transport des
Giftmülls entlang der schleswig-holsteinischen
Küsten und gegebenenfalls durch den Nord-Ostsee-Kanal. HCB gehört laut Bund zu den weltweit zwölf
gefährlichsten organischen Chemikalien.
Der Sprecher des Umweltministeriums in Kiel, Christian Seyfert, sagte
gestern, dass bisher weder Anträge für einen Transport durch den Nord-Ostsee-Kanal noch zur
Verbrennung von australischem Sondermüll in Schleswig-Holstein
dem Ministerium vorlägen. Er betonte aber, dass die dänischen
Umweltbehörden der Entsorgung von mit Hexachlorbenzol verunreinigten
Abfällen der australischen Firma Orica in Dänemark unlängst zugestimmt
hätten.
Im Jahr 2007 sollten 22 000 Tonnen HCB in Brunsbüttel angelandet und
5000 Tonnen in der Sava vernichtet werden. Die weiteren 17 000 Tonnen
hätten zur Entsorgung per Bahn nach Nordrhein-Westfalen
transportiert werden sollen. Die Umweltministerien Schleswig-Holsteins und Nordrhein-Westfalens
hatten dies abgelehnt. Die australischen Behörden hätten nicht
nachweisen können, dass eine ordnungsgemäße und umweltgerechte
Beseitigung der Abfälle in Australien nicht möglich wäre, sagte Seyfert.
Dies aber wäre der Kernpunkt auch bei einer erneuten Antragstellung.
HCB wurde früher unter anderem gegen Pilzbefall bei Getreide benutzt,
ist aber seit 1981 in Deutschland nicht mehr als Pflanzenschutzmittel
zugelassen. Bei dauerhaftem Kontakt können etwa Leberschäden, die Blut-Stoffwechselkrankheit Porphyrie und Schäden an den
Fortpflanzungsorganen auftreten. In Tierversuchen traten auch Tumore
auf.