CCS kann nicht die Lösung sein, um den CO2-Ausstoß zu verringern. Das sagt Küstenschützer Rudolf-Eugen Kelch. Viel mehr verbrauche es noch mehr Ressourcen.
Die "Schutzgemeinschaft Deutsche Nordseeküste" (SDN) ist grundsätzlich gegen die Abscheidung und Speicherung von Kohlendioxid. "Das ist eine teure und Rohstoff verschwendende Methode", sagte Verbandssprecher Rudolf-Eugen Kelch in einem Gespräch. "Wer Ja zu CCS sagt, sagt im Endeffekt auch Ja zur Kohlendioxidproduktion im bisherigen Umfang." Statt CCS (Carbon Dioxide Capture and Storage) sollte man die Kohlendioxid-Erzeugung so weit vermeiden wie es technisch möglich ist.
Kelch verlangte: "Nicht nur hingucken zu den Kraftwerken, sondern überlegen, wie man die CO2-Erzeugung verringern kann." Dazu würden unter anderem die Heizungen in Gebäuden und der Autoverkehr gehören. "Tausend Dinge, bei denen wir letztendlich mit weniger Geld mehr erreichen können", sagte Kelch.
Kraftwerk büßt bis zu 20 Prozent Energieeffizienz ein
Bei der CCS wird Verbrennungsabgasen das CO2 entzogen. Dies wird unterirdisch in tiefen Gesteinsschichten gelagert, um nicht mehr in der Atmosphäre als Treibhausgas wirken zu können. Das kostet auch Energie. "Wenn man die CCS-Technologie hinter ein Kraftwerk schaltet, verringert sich seine Effizienz in einer Größenordnung von 10 bis zu 20 Prozent", erklärte Kelch. Um diesen Effizienzverlust auszugleichen, müsse ein Kraftwerk den Rohstoffverbrauch in der Größenordnung von 30 bis 40 Prozent erhöhen - also 30 bis 40 Prozent mehr Kohle verfeuern, um genauso viel Energie zu produzieren wie ohne CCS-Technologie. "Das bedeutet neben hohen Kosten einen schnelleren Verbrauch der ohnehin knappen Ressourcen und zusätzliche Umweltbelastungen durch Landschaftszerstörung", sagte Kelch. Letztendlich koste jede Tonne Kohlendioxid, die aus dem Verkehr gezogen und unterirdisch gespeichert werde, rund 100 Euro.
Stattdessen sollten nach Ansicht des Küstenschützers die bestehenden großen Kraftwerke mit ihrem geringen Wirkungsgrad abgeschaltet und kontinuierlich durch neue, kleine, dezentral liegende ersetzt werden. Dieser neue "Kraftwerkspark" könne effizienter arbeiten, da auch die überschüssige Wärme nicht mehr als Abfall in Gewässer oder die Luft abgegeben werden müsse. "Im Sommer nicht so viel, aber im Winter kann ich sie voll nutzen. Das heißt, ich kann auch den gesamten Hausbrand im Umfeld durch ein Kraftwerk ersetzen, und Wirkungsgrade erzielen, die in der Größenordnung bei bis zu 80 Prozent liegen", sagte Kelch.
Die SDN ist ein überregionaler Dachverband, der 200 Kommunen, Gebietskörperschaften, Vereinen und anderen Organisationen sowie 600 Einzelmitgliedern als Sprachrohr dient. Ihr Ziel ist, die Eigenarten der Nordsee, des Wattenmeeres und der angrenzenden Küste zu schützen und gleichzeitig das Gebiet als Wirtschafts- und Lebensraum des Menschen zu gestalten. (dpa, shz)