Eckernförde: "Stadtwerke planen Kohle-Ausstieg", Kieler Nachrichten - 20.09.2009
Eckernförde - 20.09.2009
Statt des Kraftwerks Brunsbüttel soll die Beteiligung an einer regionalen Biogas-Anlage den Vorzug erhalten
Stadtwerke planen Kohle-Ausstieg
Eckernförde - Die Stadtwerke Eckernförde wollen von einer Beteiligung am Kohlekraftwerk-Projekt der SüdWestStrom in Brunsbüttel voraussichtlich zurücktreten. Wie Stadtwerke-Geschäftsführer Dietmar Steffens Freitagabend anlässlich einer Podiumsdiskussion der Linken zum Thema erklärte, habe sich kurzfristig die Möglichkeit ergeben, bei einer Biogas-Anlage mit Kraftwärmekopplung in der Nähe Eckernfördes einzusteigen.
"Wenn sich das realisieren lässt, wollen wir auf die Kohlekraftwerks-Beteiligung verzichten", kündigte Steffens an. In Kürze soll dazu in einer Aufsichtsrats-Sitzung der SWE entschieden werden. Die Stadtwerke planen, mit einer bis 1,2 Millionen Euro in die Biogas-Anlage einzusteigen. Um welche Anlage es sich dabei handelt, wollte Steffens noch nicht bekanntgeben. Den Schwenk begründete der SWE-Chef damit, dass sich bisher keine Gelegenheit für eine Beteiligung an einem Kraftwärmekopplungs-Projekt ergeben habe.
Scharfe Kritik am Kohlekraftwerks-Projekt in Brunsbüttel kam von der Bürgerinitiative Gesundheit und Klimaschutz Unterelbe. Die Gefahr für die Bevölkerung wird von der Politik heruntergespielt, beklagte Sprecher Stephan Klose. Er rechnete vor, dass die Schlote neben 17 Millionen Tonnen CO² jährlich 1200 Tonnen Feinstaub mit krebsfördernden Anteilen von Quecksilber, Cadmium und Blei ausstoßen würden. Das werden wir einatmen, das wird sich im Boden anreichern, warnte er.
Klose bezeichnete die Kohlekraftwerkstechnik als überholt und das Bundesemissionsschutzgesetz als zu veraltet und zu durchlässig. Technisch sei heute viel mehr machbar - wenn es denn gefordert werde. Sein Credo: Wir müssen den Klimawandel jetzt bremsen, sonst wird's richtig teuer. Während der Klima-Kämpfer von der Unterelbe die viel zitierte Stromlücke als nicht vorhanden bezeichnete (es geht um Profit und Stromexport), verwies Steffens darauf, dass erneuerbare Energien noch nicht jederzeit verfügbar seien.
In der weiteren Diskussion forderten Kommunalpolitiker einen stärkeren Rückhalt für die örtlichen Stadtwerke. Die Geiz-ist-geil-Mentalität mache unseren Bürgerwerken zu schaffen, die Gelder für die Allgemeinheit wie den Betrieb des Wellenbades erwirtschafteten, sagte Edgar Meyn (Grüne). Martin Klimach-Dreger (SPD) sprach sich dafür aus, die Bedeutung des Strukturversorgers mit mehr Nachdruck zu vertreten.
Quelle: https://www.kn-online.de/lokales/rendsburg_eckernfoerde/113975-Stadtwerke-planen-Kohle-Ausstieg.html