Hohe Zinsen sollen Bürger bundesweit zum Netzausbau locken. WZ vom 06.07.2013
In Schleswig-Holstein ist es bereits möglich:
Künftig sollen sich auch bundesweit Bürger finanziell am Bau von neuen
Stromautobahnen beteiligen können und für ihr Geld bis zu fünf Prozent
Zinsen bekommen. Bundesumweltminister Peter Altmaier (CDU) und
Wirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP) legten dazu gestern in Berlin
ein Eckpunktepapier vor. Mit der Bürgerdividende soll die Akzeptanz
der betroffenen Bürger für den Netzausbau erhöht werden.
Bürger sollen bei einer Leitung über ihre Anteile insgesamt 15
Prozent der Investitionssumme finanzieren können. Die Einlage soll
mindestens 1000 Euro betragen. Vorrang genießen dabei die Anwohner neuer
Leitungsprojekte. Versprochen werden Zinsen von bis zu fünf Prozent ab
Baubeginn der Leitung. Insgesamt sollen von Nord nach Süd neue
Höchstspannungsleitungen mit 2800 Kilometern Länge gebaut werden. Das
gesamte Investitionsvolumen beträgt zusammen mit einer Optimierung
bestehender Leitungen rund zehn Milliarden Euro bis zum Jahr 2022. Mit
den vier Übertragungsnetz-Betreibern 50Hertz, Amprion, Tennet und TransnetBW unterzeichneten die Minister eine entsprechende Erklärung.
Normalerweise besorgen sich die Netzbetreiber das Geld über den
Kapitalmarkt, über die Netzentgelte im Strompreis werden die
Investitionen refinanziert. Im Fall der Bürgerbeteiligungen geben die
Netzbetreiber letztlich einen Teil der Netzentgelte an Bürger, die sich
beteiligen, zurück. Netzentgelte machen heute etwa ein Viertel des
Strompreises aus und dürften durch den Netzausbau weiter steigen.
Bei einem Pilotprojekt für eine 150 Kilometer lange 380 KV-Freileitung
in Nordfriesland und Dithmarschen läuft noch bis zum 30. August die
Zeichnungsfrist von Anteilen. Laut Martin Fuchs, dem Geschäftsführer des
Betreibers Tennet, soll es Tausende Interessenten geben.