Merkel will Atomkonzerne stärker belasten. WZ vom 27.08.2010
Merkel will Atomkonzerne stärker belasten
Die Atomwirtschaft muss sich auf weitere Belastungen einstellen.
Kanzlerin Angela Merkel fordert mehr Geld über die geplante
Brennelementesteuer hinaus. Diese Beiträge sollten in die erneuerbaren
Energien investiert werden, sagte die CDU-Chefin
gestern beim Besuch des niedersächsischen Atomkraftwerks Lingen. Die
Regierung wolle die Haushaltskonsolidierung erreichen und habe da
bestimmte Abgaben im Auge. Ich glaube, dass wir darüber hinaus aber
hier verwende ich ausdrücklich nicht das Wort Abgabe natürlich darüber
sprechen müssen, in welcher Weise auch die Energiewirtschaft einen
Beitrag für die erneuerbaren Energien leisten kann. FDP und CSU sehen
eine Zusatzabgabe skeptisch.
Merkel ließ keinen Zweifel an der Verlängerung der Atomlaufzeiten.
Aber: Eine Jahreszahl werde ich heute nicht nennen. Auf ihrem Rundgang
durch das vom Energiekonzern RWE betriebene emsländische Kernkraftwerk
wurde die Kanzlerin von RWE-Chef Jürgen Großmann und Eon-Chef
Johannes Teyssen begleitet. Großmann wies den Vorwurf zurück, dass die
Atomwirtschaft mit einer Anzeigenkampagne Druck auf die Regierung
ausgeübt habe. Die Energiekonzerne wehren sich gegen die geplante
Brennelementesteuer, weil sie fürchtet, dass diese unumkehrbar ist.
Rund 200 Atomkraftgegner demonstrierten derweil in strömendem Regen
vor dem AKW. Atomkraft ist eine Blockadetechnologie, hieß es.
Unterdessen senkt die Regierung in den Gutachten für längere Atom-Laufzeiten voraussichtlich die Ziele für den Öko-Strom
Anteil zugunsten der Atomkraft. Das geht nach Informationen der
Deutschen Presseagentur aus einem Zwischenbericht für die
Energieszenarien hervor. Während der Nationale Aktionsplan für
erneuerbare Energie einen Ökostrom-Anteil von
38,6 Prozent für 2020 anpeilt, geht die Regierung in zwei Modellen von
rund 35 Prozent aus. Die Gutachten des Energiewissenschaftlichen
Instituts der Universität Köln und der Prognos AG sollen Umweltminister
Norbert Röttgen (CDU) und Wirtschaftsminister Rainer Brüderle (FDP)
heute vorgelegt werden.