Forum der BiGKU - Presseberichte Überregional

Stromnetz am Limit. WZ vom 26.11.2011

Stromnetz am Limit. WZ vom 26.11.2011

Stromnetz am Limit

Experten beklagen schleppenden Ausbau / Deutschlands Leitungen am Rande der Belastbarkeit

Bonn /dpa

Die deutschen Stromnetze befinden sich wegen massiver Verzögerungen
beim Bau neuer Leitungen am Limit. Sie entwickeln sich zur Achillesferse
bei der Energiewende – dies geht aus dem Monitoringbericht 2011 der
Bundesnetzagentur hervor. Von 24 besonders eilbedürftigen
Ausbauprojekten im Stromnetzbereich sind zwölf deutlich verzögert.


Erst 214 Kilometer von 1807 besonders dringend benötigten Kilometern
sind der Bundesnetzagentur zufolge bisher fertiggestellt. Vertreter der
Energiebranche warnen seit Monaten vor erhöhten Blackout-Gefahren.
Der Zeitverzug beim Ausbau liege teils bei bis zu vier Jahren, heißt es
in dem Bericht. Die Bonner Behörde bezieht sich in ihrem Bericht auf
Stromleitungen, die 2009 im Gesetz für den Energieleitungsausbau als
besonders vordringlich eingestuft wurden.


Aus Sicht der Bundesnetzagentur ist der Neubau der Leitungen dringend
geboten. Die bestehenden Netze seien „durch die Vielzahl der in den
letzten Jahren zu erfüllenden Transportaufgaben und die Veränderung der
Erzeugungsstruktur am Rand der Belastbarkeit angekommen“.


Das Netz in Deutschland steckt noch im Atomzeitalter, der Fokus liegt
auf Großkraftwerken. Diese stehen vor allem in der Nähe von
Ballungszentren. Heute wird aber auch vor der Küste oder auf den grünen
Wiesen Strom produziert, was mehr Flexibilität erfordert.


Gerade zwischen Norden und Süden fehlen Stromautobahnen, um künftig
Windstrom von der Küste in den Süden zu transportieren, wo große
Atomstromkapazitäten wegfallen werden. Dafür müssen nach Schätzung der
Deutschen Energie-Agentur bis zu 4450 Kilometer
neue Leitungen bis 2020 gebaut werden. Insgesamt umfasst das deutsche
Stromnetz mit allen Ebenen zusammen rund 1,7 Millionen Kilometer.



Stromnetz-Ausbau: 700 Kilometer für den Norden
Insgesamt sind die Leitungen in Schleswig-Holstein
54 980 Kilometer lang. Größtenteils sind die Stromleitungen inzwischen
verkabelt, nur auf der Hoch- und Höchstspannungsebene werden noch Masten
verwendet. Neu gebaut werden müssen 700 Kilometer neue Stromleitungen –
je zur Hälfte 110- und 380-kV-Leitungen. Die Landesregierung geht davon aus, dass sich allein bis 2020 die Windstrom-Einspeisung (on- und offshore) verdoppeln wird. Schon heute decken 2675 Windrotoren über 40 Prozent des Strombedarfs im Land.
sh:z