Börse Frankfurt-News: Index für Indien
Börse Frankfurt-News: Index für Indien
Die Deutsche Börse bietet jetzt einen Länderindex speziell für den Wachstumsmarkt Indien an. Der DBIX, kurz für Deutsche Börse India Index, ist Mitglied der neuen DAXglobal-Familie und enthält momentan 14 Unternehmen. Er eröffnet Investoren einen neuen Zugang zum boomenden Finanzmarkt Indiens.
Indien ist eines der wachstumsstärksten Länder der Welt. Über eine Milliarde Einwohner erwirtschafteten hier im Jahr 2005 ein Bruttoinlandsprodukt von rund 750 Milliarden US-Dollar. Seit Mitte der 90er Jahren liegt das durchschnittliche jährliche Wirtschaftswachstum bei mehr als 6 Prozent. Mit seiner jungen Bevölkerung, die jedes Jahr im Schnitt rund 1,5 Millionen neue Universitätsabsolventen hervorbringt, stellt Indien dem globalen Markt vor allem in der IT- und Softwarebranche gut ausgebildete Fachkräfte auf einem vergleichsweise geringen Lohnniveau zur Verfügung.
Börsen in Indien
Indien hat gleich mehrere große Börsen. Die bedeutendsten sind die National Stock Exchange of India (NSE) und die Bombay Stock Exchange (BSE). Beide gehören nach Handelsvolumen zu den fünf größten Börsen der Welt. Das Marktkapital der gelisteten Unternehmen an beiden Handelsplätzen beträgt zusammen rund 125,5 Milliarden US-Dollar. Die BSE ist traditionell die wichtigste Börse Indiens und die älteste Asiens. Sie wurde 1875 gegründet und ist seit 1956 ein von der indischen Regierung anerkannter Handelsplatz. Dagegen nimmt sich die NSE jung aus. Die vollautomatisierte Börse wurde 1992 von indischen Finanzinstituten ins Leben gerufen. Gehandelt wird über fast 3.000 elektronische Terminals in rund 300 Städten Indiens. Die BSE ist ebenfalls in mehr als 400 Städten vertreten und berechnet mit Sensex ihren eigenen Leitindex.
Deutsche Börse India Index
DBIX, der neue Index der Deutschen Börse umfasst derzeit 14 Titel und kann zukünftig bis zu 25 Unternehmen enthalten.
Aufgenommen werden Unternehmen, die auch in Frankfurt handelbar sind, und zwar in Form von Austauschscheinen, so genannten American Depository Receipts (ADRs). Dies erleichtert Emittenten von Fonds und Zertifikaten die Nachbildung des Index und ermöglicht Anlegern damit ein kostengünstiges Investment.
Die Aufnahmekriterien schreiben vor, dass die Unternehmen im Index zu den 25 größten Unternehmen Indiens mit der höchsten Marktkapitalisierung zählen. Das durchschnittliche tägliche Handelsvolumen der ADRs liegt über einer Million US-Dollar. Sind an mehreren Börsen ADRs eines Unternehmens gelistet, wird die Notierung mit dem größten Handelsvolumen ausgewählt. Derzeit sind ADRs aus New York und London im Index vertreten.
Der DBIX wird quartalsweise überprüft, gegebenenfalls angepasst und neu gewichtet. Die garantiert eine zeitnahe Anpassung des Index an den sich schnell entwickelnden indischen Kapitalmarkt. Die einzelnen Aktien machen höchstens 15 Prozent im Index aus.
Die Sektorverteilung des Index spiegelt den indischen Arbeitsmarkt wider, der vor allem von den IT- und Finanzdienstleistern dominiert ist. Pharmaunternehmen, Firmen der Automobil- und Telekommunikationsbranchen sowie Raffinerien sind ebenfalls vertreten. Eine Auflistung der enthaltenen Unternehmen finden Sie bei boerse-frankfurt.com.
Durch die dreimonatige Anpassung und Neugewichtung weist der DBIX eine hohe Korrelation zum Leitindex der NSE auf, den S&P CNX Nifty - etwas klangvoller "Nifty Fifty" genannt, was wörtlich genommen soviel bedeutet wie "die raffinierten Fünfzig".
Einige der im DBIX enthaltenen Unternehmen haben sich in den vergangenen zwölf Monaten überdurchschnittlich gut entwickelt. Zum Beispiel legte Dr. Reddy's Laboratories, das zweitgrößte Pharmaunternehmen Indiens, 120 Prozent zu. Jan Vrbsky, der als Skontroführer für die Baaderbank auch indische Aktien auf dem Frankfurter Parkett betreut, berichtet: "Das Unternehmen wächst unheimlich schnell. So wie auch Reliance, ein Konglomerat, das Ölraffinerien und Kraftwerke betreibt und eins der größten Unternehmen in Indien ist." Diese Aktie hat in zwölf Monaten 105 Prozent zugelegt. Weitere Unternehmen im Index haben an ihren Heimatbörsen hervorragende Entwicklungen gezeigt: Tata Motors mit 105 Prozent, Videsh mit 100 Prozent und Satyam mit 80 Prozent Zuwachs. Zum Vergleich: der deutsche Bluechip-Index DAX schaffte im selben Zeitraum "gerade mal" ein Plus 43 Prozent. Auch in der historischen Betrachtung seit März 2002 muss sich DAX mit 8 zu 146 Prozent Zuwachs geschlagen geben.
Zugang für Investoren
Goldman Sachs ermöglicht mit einer Reihe Zertifikaten auf den DBIX auch Privatanlegern den schnellen und einfachen Zugang zu diesem Wachstumsmarkt. Ein endlos laufendes Papier (WKN GS0KEY) ist bereits an der Börse Frankfurt handelbar. Zwei weitere - ein Bonus- und ein Garantiezertifikat (WKNs GS0KAP und GS0KFZ) - können bis zum 5. Mai gezeichnet werden. Die Emittentin plant weitere Produkte mit Schwerpunkt Indien, z. B. Zertifikate auf einen BRIC-Basket, der dann neben indischen Unternehmen auch Titel aus Russland, China und Brasilien enthalten wird.
Auch börsengehandelte Fonds ermöglichen den einfachen Einstieg ins Thema Indien. Der aktiv verwaltete DWS India (WKN 974879) gehört zu den meistgehandelten Fonds im Xetra Active Funds Segment an der Börse Frankfurt und hat Investoren auf Jahressicht bereits einen Gewinn von gut 91 Prozent eingebracht. Der Fonds zählt auch einige der DBIX-Werte zu seinen Schwergewichten, wie. z.B. Infosys und Satyam.
Gute Aussichten
Analysten erwarten auch für die kommenden Jahre ein kräftiges Wachstum der indischen Wirtschaft, und somit auch interessante Renditechancen für Investoren aus dem Ausland. Mauro Toldo von der DekaBank bestätigt, dass sich die ausländischen Investitionen in Indien in den letzten Monaten gut entwickeln haben und auch das Land selbst gezielte Anstrengungen unternimmt, um das Wachstum stabil zu halten, bzw. noch zu steigern. "Kleinere Probleme herrschen bei den Privatisierungsbemühungen der Regierung, aber letztendlich wird sich die Notwendigkeit dieser Maßnahmen durchsetzen. Davon abgesehen sind momentan keine großen innenpolitischen Schwierigkeiten abzusehen, die einen negativen Einfluss auf das Wirtschaftswachstum haben könnten", sagt der Analyst. Die indische Regierung sei zudem sehr um die sozial schwache Schicht bemüht - die immerhin ein Drittel des Milliardenvolkes ausmacht.
Auch im oft beschworenen Vergleich mit China hat Indien einige Vorzüge zu bieten. Während China laut Toldo gerade im Aufbau seiner Infrastruktur um einiges schneller agieren könne, punkte Indien vor allem mit seinem Bildungsniveau und den bereits gut ausgeprägten sprachlichen Fähigkeiten, was für eine Stellung auf dem globalen Markt von großer Bedeutung sei. Eine Auslagerung von IT- und Finanzdienstleistungen - oder wie seit neuestem der Aufbau von Forschungseinrichtungen - nach Indien sei allein aus Kostengründen immer noch lohnenswert. "Aus fundamentaler Sicht spricht alles dafür, dass sich das starke Wachstum und damit auch die gute Performance der Aktien weiter fortsetzen wird", schließt Toldo ab. Gute Aussichten also auch für Anleger an der Börse Frankfurt.
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)
AXC0081 2006-05-05
Quelle: dpa-AFX