Mode aus Indien Die Diven von Delhi
Die Diven von Delhi
22. April 2005 Farbenfroh und feminin, sind die Präsentationen auf der aktuellen Lakme India Fashion Week in Neu Delhi. Eine Woche lang präsentieren dort mehr 67 Designer ihre Kollektionen für die kommende Herbst-Winter-Saison 2005/2006.
Anlehnungen an das traditionelle indische Frauengewand, den Sari, gibt es auf den Laufstegen allerdings wenig zu sehen: Die meisten Designer zeigen vor allem frische, freche Mode für junge, westlich orientierte Frauen. Die Abendkleid-Kreationen von Designerin Rana Gill zum Beispiel, erinnern auf den ersten Blick an die aufwendigen Prêt-à-porter-Roben von Roberto Cavalli.
Verspielte Entwürfe
Auf Stiletto-Pumps und mit weitschwingenden, gerüschten Röcken stolzieren die Models über den Catwalk. Ins wallende Haar geflochten, tragen sie bunte Tüllschals, manchmal auch mit edlen Steinen besetzte Schmuckstücke, die bis auf die Stirn fallen. Viele der indischen Entwürfe wirken verspielt: Kleider sind mit glitzernden Steinchen bestickt, mit Perlen und Federn verziert oder werden von aufwendigen Stickereien oder Applikationen aufgewertet.
Einzig das Duo Ashish and Smita Soni hat sich an futuristische Entwürfe gewagt und seinen Models einen Look mit strengen, geraden Formen verordnet: Grell geschminkt, die Haare steif gen Himmel gegelt.
Glamouröser Diven-Stil
Generell wird der glamouröse Diven-Stil gepflegt, abgestimmt auf die eleganten Zuschauerinnen am Rande der Laufstege. In den ersten Reihen sitzen Schauspielerinnen aus Bollywood und Society-Ladies, die sonst nur in der indischen Klatschpresse präsent sind. Das Problem der indischen Modemacher ist, daß diese Damen zwar für Rummel sorgen, aber selten zu den Käufern der vorgestellten Mode zählen.
Große Einkäufer aus den Golf-Staaten, Europa und Amerika anzulocken, ist aber das eigentliche Ziel der Fashion-Week. Denn diese wird vom staatlichen Fashion Design Council of India durchgeführt - und der will natürlich finanzielle Erfolge sehen.
Das Konzept scheint nur langsam internationale Aufmerksamkeit zu erregen, aber immerhin sind bei den laufenden Schauen bereits Abgesandte der Kaufhäuser Saks Fifth Avenue (New York) und Harrods (London) gesichtet worden. Vielleicht liegt das aufkeimende Interesse auch daran, daß im sechsten Jahr der Modenwoche die Schauen nicht mehr mit zweistündiger Verspätung starten und die Käufer und Presse automatisch einen Platz reserviert bekommen - und nicht mehr mit aufgetakelten C-Prominenten um einen Stuhl in der ersten Reihe kämpfen müssen.
(Quelle: faz von Simone Kaiser)