Bonsai-Russell-Boxer - Geschichten

Ein Liebling der Götter

Ein Liebling der Götter

Ein Liebling der Götter

Es gibt Dinge im Leben, die sind einfach unfair. Normalerweise zählt das Dasein als Hund nicht dazu - in diesem Fall aber sieht die Sache ein wenig anders aus. Denn "Pi" lebt ausgerechnet in Jodphur. In jener Stadt, die so berühmt ist für ihre Fürsorge gegenüber allen heiligen Tieren. Bedauerlicherweise fallen lediglich Kühe und Affen in diese Kategorie - von Hunden ist nirgendwo die Rede. Und so kommt es, dass der kleine Mischling ein trostloses Dasein führt: Während sich die Languren-Affen an den Ständen der Bauern bedienen dürfen, klappert er die Mülltonnen ab.

"Hunde", so behaupten die Bewohner immer wieder, "sind nichts wert." Dieser Gedanke ist auch der Hintergrund zu der Fang-Aktion, die an jenem Tag angesetzt wird: "In einer Woche", so verkünden bald überall Plakate, "ist Jodphur frei von Streunern!" Aus seinem Versteck heraus sieht Pi die Netze der Hundefänger, hört ihre Schreie und das Winseln seiner Kameraden. Zitternd vor Angst bleibt ihm nur ein Gedanke: Flucht! Doch wohin nur soll ein kleiner Hund flüchten, wenn der Feind überall lauert?

Wie Pi in den Tempel gelangte, kann später kein Mensch erklären. Einige glauben, die heiligen Affen selbst hätten ihm das Tor geöffnet, doch wie auch immer: Als am letzten Tag der letzte Hundefänger den Mischling aufspürt, liegt er zusammengerollt neben dem Altar des Affengottes Hanuman. Und er ist nicht allein: Drei Languren schlafen an ihn gekuschelt, doch bevor der Mann seine Fangstange ausklappen kann, erwachen sie zähnefletschend. Wie ein Schutzwall bauen sie sich vor Pi auf und der Fänger weiß: Er ist geschlagen. Nichts darf geschehen gegen den Willen der heiligen Affen.

Viel später ergeben Nachforschungen, dass Pis Beschützer selbst Zuflucht gesucht hatten in dem Tempel. Ein fremdes Männchen war ihnen auf den Fersen - bis ohrenbetäubendes Hundegebell es verjagte. Aus der Not entstand eine wundersame Freundschaft - so zumindest erzählen es die Tatsachen. Die Menschen von Jodphur aber haben ihre eigene Version. Und die berichtet von dem Gott Hanuman, der drei Affen sandte, um einer verzweifelten Seele Schutz zu schenken. So kommt es, dass Hunde zwar bis heute keine heiligen Tiere sind in dieser Stadt. Doch auf jeden Fall haben sich die Kampagnen geändert: "Achtet auf unsere Hunde", verkünden die Plakate nun. "Denn die Götter lieben sie."

Wie drei Affen einem kleinen Hund das Leben retten

 





Liebe Grüße, Grit & Lou
Der Hund hat im Leben ein einziges Ziel: Sein Herz zu verschenken
<Lilypie 6. - 18. PicLilypie 6. - 18. Ticker