Ich habe heute einen Menschen gerettet
Unsere Blicke haben sich getroffen, als sie meinen Korridor entlangging
und in die Zwinger schaute. Ich spürte ihre Not sofort und wußte, dass
ich ihr helfen mußte. Ich wedelte mit dem Schwanz, nicht zu stark, damit
sie sich nicht fürchten würde.
Als sie an meinem Zwinger stehen blieb, habe ich ihr den Blick nach
hinten versperrt, damit sie das kleine Mißgeschick, das mir passiert
war, nicht sehen würde. Ich wollte nicht, dass sie erfährt, das ich
heute nicht ausgeführt worden bin. Manchmal haben die Leute hier so viel
zu tun, und ich wollte nicht, dass sie einen schlechten Eindruck von
ihnen bekäme.
Als sie die Karte mit meiner Beschreibung las, habe ich gehofft, dass
meine Vergangenheit sie nicht traurig machen würde. Ich kann nur nach
vorne schauen und möchte jemandem etwas bedeuten.
Sie beugte sich zu mir herunter und machte leise Kussgeräusche. Ich
drückte meine Schulter und meinen Kopf gegen die Gitterstäbe, um sie zu
beruhigen. Sanfte Fingerspitzen streichelten meinen Nacken, sie hat die
Gesellschaft dringend gebraucht.
Eine Träne lief ihr über die Wange und ich hob meine Pfote, um ihr zu
versichern, dass alles gut werden würde.
Kurz darauf öffnete sich meine Zwingertür und ihr Lächeln strahlte mich
so an, dass ich sofort in ihre Arme gesprungen bin.
Ich versprach ihr, dass sie bei mir in Sicherheit wäre.
Ich versprach ihr, sie immer zu begleiten.
Ich versprach, alles dafür zu tun, dass ich ihr strahlendes Lächeln und
das Glitzern in ihren Augen sehen würde.
Ich hatte solches Glück, dass sie ausgerechnet meinen Korridor
entlanggegangen ist.
So viele andere sind da draußen, die noch nicht diese Korridore
entlanggegangen sind.
So viele, die noch gerettet werden müssen.
Wenigstens konnte ich einen von ihnen retten.
ICH habe heute einen Menschen gerettet