____________________ "Kann denn jemand tapfer sein, der Angst hat? - Nur wer Angst hat kann tapfer sein!" (frei nach: "Die Erben von Winterfell")
Re: Humor Marke Saly ;)
Aufkleber
Wissen Sie, was ich nicht verstehe? Aufkleber. Auf Autos. Ich habe auch mal Aufkleber gesammelt. Mit 10. In einem Schuhkarton. Leider fanden alle meine Aufkleber von Salamander, Kickers oder Deichmann total Scheiße. Meine Mutter hat mich aber immer nur in solche Läden gezerrt. Und mit meinem Taschengeld musste ich schon haushalten, um mir ein Jojo kaufen zu können - das orange Modell "Super", nicht das blaue "Champion". Alle hatten das blaue "Champion" und Sunkisttüten auf dem Wandertag und Adidas- oder Nike Schuhe. Ich lief an meinen guten Tagen in Pumaschuhen herum und fand daher keine Freunde. Außer Adolf Köhnken. Der war schon wegen seinem Vornamen aus dem Rennen. Obendrein sah er aus, wie er hieß. Er interessierte sich noch mit 13 für Fischertechnik und Chemiekästen. Mädchen fand er "igitt"! Ich glaube, dass ist bei ihm bis heute so. Der Sparfimmel meiner Mutter hat mein Sexualleben um ungefähr zwei bis drei Jahre hinaus gezögert. Selbst zur Masturbation fehlte mir lange das Selbstwertgefühl. Heute denke ich: Meiner Mutter ging es gar nicht ums Geld sparen. Kann sich jemand vorstellen, wie ich mich gefühlt habe, als 10 Jahre später Pumaschuhe total hip wurden? Egal.
Zurück zu diesen Autoaufklebern: Warum in drei Teufels Namen lassen sich erwachsene Menschen dazu hinreißen, Sticker an ihrem Wagen zu befestigen auf denen steht: "D", oder "Bitte, ein Bit", "Sponsored by Daddy" oder "Nicht hupen, Fahrer träumt vom FC Bayern München"? Es reicht doch ein "Ich bin blöd" Aufkleber, wenn man so etwas unbedingt anderen mitteilen will. Gut, das "D" hilft noch dabei im Ausland gleich als Deutscher erkannt zu werden. Als ob die Klopapierrolle mit Häkelüberzug oder der humorlose Fahrstil noch nicht reichten. Aber so ein "D" nutzt. Zumindest den Autoknackern von Marseille bis Madrid.
Vielleicht werden viele Aufkleber aber gar nicht für fremde Leser angebracht. Man sollte also nicht im Stau stehen und denken: Was will mir das Arschloch mit seinem "Anna an Bord"- Aufkleber eigentlich sagen: Dass ich ihm ausnahmsweise nicht hinten reinfahren soll, weil da so ein taufrisches Speckröllchen im Kindersitz steckt? Dass er es zumindest geschafft hat sich zu vermehren und damit seine Erdenpflicht erfüllt ist? Dass er, im Gegensatz zu mir, in den letzten Monaten zumindest einmal Sex hatte - in Pumaschuhen? Nein, darum geht es gar nicht. Aufkleber wie dieser erinnern Menschen daran, wer sie sind. Sie kommen morgens in die Garage, sind noch in diesem Dämmerzustand zwischen Schlaf und Büroschlaf, sehen den Aufkleber und atmen auf: Stimmt, dass bin ich - der Papa von Anna. Der Blick schweift zum Aufkleber daneben: Und jemand der gern Bitburger trinkt und schon mal im Phantasieland war, und das Sauerland supi findet und einen Foxterrier besitzt. Das stiftet Identität, das schafft Klarheit, das gibt Sicherheit. Bürger des nahen Ostens trifft man oft in der Bahn. Sie haben kein Auto. Deshalb machen sie etwas anderes, um sich zu beruhigen. Allerdings nur die Männer: Sie langen sich an die primären Geschlechtsmerkmale. Ah, alles noch da. Gut. Ich habe einen Penis, ich bin ein Mann, alles unter Kontrolle. Es kleben übrigens wesentlich mehr Männer als Frauen Aufkleber auf Autos.
Was meine Theorie ein bisschen ins Wanken bringt, sind diese Witze auf Autos. Wer erzählt sich schon täglich den gleichen Witz selbst? Zum Beispiel: "Aufgepasst meine Damen - meiner ist 18 Meter lang" oder "Mein Auto ist wie ich, es raucht, säuft und manchmal bumst es", oder "Stoppt Tierversuche - Nehmt Golffahrer" oder "Ich bremse nur zum kotzen" oder "Ich bin ein Ferrari". Auf einem Ferrari wäre dieser Aufkleber vielleicht witzig. Aber auf Ferraris habe ich noch nie irgendeinen Aufkleber gesehen. Klar, auf einem Aufkleber hat man nicht viel Platz. Man kann nur kurze Witze machen. Und kurze Witze haben meist etwas rüdes: "Treffen sich zwei Jäger - beide tot". "Kommt ein Einarmiger in den Second Handshop". "Siamesische Zwillinge erneut Weltmeister im Doppelkopf". Ich persönlich mag es ja nicht so rüde. Daher schätze ich den christlichen Humor. Damit meine ich nicht die Inquisition oder den heiligen Krieg gegen den heiligen Krieg, sondern diese frechen Aufkleber, denen sich gerne ein einfach gehaltener Fisch beigesellt: "Fahr nicht schneller, als Dein Schutzengel fliegen kann.", "Sie können mich ruhig überholen. Aber an Gott kommen Sie nicht vorbei!" Aber auch: "Ich habe G-Netz - Gebete sind gebührenfrei!" Klar, solange keiner abnimmt, zahlt man selbst bei der Telekom nichts.
Neulich sah ich am Straßenrand ein Auto mit dem Aufkleber: I love norwegische Wildkatzen. Da bin ich zum ersten Mal misstrauisch geworden. Kein Mensch steht morgens in der Garage und freut sich: "Ach ja richtig, ich hatte ja diesen Wildkatzenfimmel, wenn es norwegische sind." Es will auch kein Mensch anderen sagen: "He, guckt mal Leute. Ich steh auf norwegische Wildkatzen! Was sagt ihr jetzt?" Da ich wieder mal nichts zu tun hatte, habe ich mein Auto geholt, ganz in der Nähe geparkt und gewartet, bis der Fahrer des Wagens auftauchte. Als er kam, blieb mir kurz die Luft weg: Verwechslungen waren bei dieser Visage ausgeschlossen: Adolf Köhnken. Nun als Passatfahrer. Mein erster Impuls war, ihn einfach anzusprechen. Aber eine innere Stimme gebot mir Einhalt. Ich bin ihm nachgefahren. Bis zum Verteiler. Auf die 565 und schließlich auf die A3. Manchmal musste ich ein paar Autos zwischen uns lassen, damit er keinen Verdacht schöpfte. Es wurde ein wilder Teufelsritt über den Mittellandkanal bis Meppen, aber die Exkursion lohnte sich. Am eigentümlichen Fahrverhalten Köhnkens war abzulesen, dass sein eigentliches Ziel nicht darin bestand von einem Ort zu einem anderen zu gelangen. Vielmehr war er auf der Suche. Aber wonach? Nach 200 Kilometern wusste ich, dass ich nicht mehr umdrehen konnte. Ich war zu tief drin. Und schließlich wurde Adolf auf einer Autobahnraststätte bei Bersenbrück fündig. Meine Scheinwerfer streiften im Dämmerlicht ein weiteres Auto mit dem Aufkleber "I love norwegische Wildkatzen". Von da an fuhren Köhnken und der andere Spezi Kolonne. Es war nicht leicht, die beiden bis zu einem entlegenen Industriegebiet zu verfolgen. Menschenverlassen. Ich habe mich ja schon immer gefragt, was sich nachts in solchen Industrie- und Bürolandschaften zutragen mag. Meine Phantasie malte sich da beizeiten einige recht tollkühne Dinge aus. Damit habe ich nach dieser Nacht aufgehört. Wovon ich Zeuge wurde, vergiftet bis heute meine Träume, die nun nicht selten wie eine Koproduktion von Dalí, Bosch und Giger auf ihren jeweiligen Lieblingsdrogen daher kommen. Tagelang war ich beduselt, wie auf Kleber. Ich schweige über die schrecklichen Ausschweifungen dieser Nacht, zu ihrem Schutz. Worüber ich aber nicht schweigen kann ist, was ich in den Folgewochen durch intensive Recherche und verdeckte Feldforschungen ans Tageslicht brachte. Wie besessen folgte ich Autos mit Aufklebern, die mir verdächtig vorkamen. Und richtig: Viele Aufkleber sind nichts anderes als geheime Codes von sexuellen Präferenzzirkeln. Plötzlich machte alles Sinn: "Mein Freund ist Ausländer". - "Frensch Power". - "Sie sind genau da, wo sie hingehören. Hinter mir!". Dann die freifliegenden Nymphomaninnen, mit diesen "Ich bremse auch für Männer" - Aufklebern, oder die "Ich bremse auch für Tiere" Fraktion, die am liebsten Ferien auf dem Bauernhof macht. Dann gibt es da diesen Aufkleber, der aussieht wie ein Mastdarm voller Zysten. Soll aber Sylt sein. Diese Leute sind schon spezieller. Rentnersex zu horrenden Preisen. Die "Baby an Bord" Aufkleber? Alles im grünen Bereich, wenn das "n" nicht wie zufällig abgeblättert ist. Denn die "Baby Abort" - Autos beherbergen eiskalte Engelmacherinnen, die für Dumpingpreise in den Hecken oder Klos von Autobahnraststätten Abtreibungen durchführen. Na, wenigstens sieht man diese "Ein Herz für Kinder" Sticker nur noch selten.
Viele Aufkleber verstehe ich jetzt. Ich verstehe auch, warum in den USA viel mehr Aufkleber auf Autos gepappt werden, als in jedem anderen Land. Diese ganzen Quäker, Mormonen, Baptisten, Anglikaner, Amish-People, Pfingstgemeindler, Scientologen und Ufologen. Und der Präsident wird fast von einer Brezel ermordet und führt einen Krieg, weil er seine eigenen Waffen in einem fremden Land nicht finden kann. Da muss man ja abdrehen oder sich zu abstrusem Sex versteigen. Oh Baby, hit me with a bible belt!
Was ich aber immer noch nicht verstehe: Warum wurden diese verdammten Pumaschuhe plötzlich Trend? "Make my day!"
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Re: Humor Marke Saly ;)
ICh finds KÖSTLICH !
Re: Humor Marke Saly ;)
Wann schreibst Du wieder mal so etwas (auf) wie den pupsenden Drachen? Ist doch für Dich eine relativ leichte Fingerübung. Und sag mir jetzt nicht, Du hättest keine Zeit dafür, das gilt nicht!
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Re: Humor Marke Saly ;)
Nun ich schreib fast täglich so was ähnliches in dem einen Forum, in dem ich mich so GW- spielemässig rumtreibe...
Re: Humor Marke Saly ;)
*neugierig schau* Link? *Bettelblick aufsetz*
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