1. Der Urtext des griechischen Philosophen und sein Inhalt
"Damals nämlich war das Meer dort fahrbar, denn vor der Mündung, welche ihr in eurer Sprache die Säulen des Herakles heißt, hatte es eine Insel, welche größer war als Asien und Libyen zusammen, und vor ihr konnte man damals nach den übrigen Inseln hinübersetzen und von den Inseln auf das ganze gegenüberliegende Festland, welches jenes recht eigentlich so zu nennende Meer umschließt."
So beginnt Platon in seinem Werk "Timaios" mit der Umschreibung von der Insel Atlantis. Es stellt den Anfang einer Diskussion verschiedener Persönlichkeiten dar: Sokrates, Hermokrates, Timaios und Kritias. Sämtliche Werke Platons sind in diesem dialogartigen Stil geschrieben. Platon konnte damit Fragen aus dem Weg gehen, die er sonst hätte beantworten müssen. Aus dieser Tatsache heraus steht es zwangsweise fest, daß diese Unterredung vollkommen hypothetischer Natur ist. Möglicherweise haben sich verschiedene Gesprächspartner gar nicht persönlich gekannt. Ihre Äußerungen und Reaktionen im Text hingegen müssen ursprünglich einmal von der jeweiligen Person publiziert worden sein, so daß Platon sie in seine Arbeit einfügen konnte.
Der Zweck jener Unterredung hatte wahrscheinlich pädagogischen Charakter. Sokrates, der unter anderem auch Platons Lehrer wahr, knüpfte an ein Gespräch vom Vortag an, in dem er nach dem Originaltext über den Staat erörterte, "wie und aus was für Männern sich derselbe nach" seiner "Meinung am Besten gestalten würde." Ähnlich einer Hausaufgabe sollten nun die Schüler verschiedene Themen erörtern, die Sokrates ihnen aufgegeben hatte. Timaios sollte eine Rede über die Entstehung der Welt und Kritias über die Auseinandersetzungen zwischen Ur-Athen und Atlantis halten. Es bleibt unklar, welches Thema für Hermokrates bestimmt war und was jener namentlich nicht erwähnte fehlende Vierte zu berichten gehabt hätte. Sicherlich ist es daher verständlich, wenn man dem Hermokrates-Bericht einen mythischen Charakter beilegte, da er hypothetisch noch existieren und die "wahren" Geheimnisse von Atlantis bergen könnte.
Die einzelnen Personen sind historisch bekannt, auch wenn die Identität des Timaios noch ungeklärt ist. So ist der Magister Sokrates von Athen berühmter Philosoph und Dichter, der in den Jahren 470-399 v. Chr. lebte. Kritias, ein athenischer Politiker und Schriftsteller sowie Schüler Platons, lebte von 460-403 v. Chr. Von Hermokrates, einem syrakusanischen Staatsmann ist nur das Todesdatum bekannt - 407 v. Chr. Zum Vergleich fehlt dann noch Platon selbst, der als Aristokles 428/427 v. Chr. geborene Philosoph, der 348/347 v. Chr. verstarb.
Es läßt sich leicht erkennen, daß alle hier erwähnten Personen sich zeitlich begegnen konnten. Der nicht aufgelistete Timaios scheint hingegen einen historisch bekannteren Doppelgänger zu besitzen, nämlich einen griechischen Historiker von Tauromenion, der 350-245 v. Chr. lebte. Drei oder zwei Jahre alt wäre er also gewesen, als Platon verstarb. Glücklicherweise wird allerdings im Original die wirkliche Heimat unseres Timaios genannt: "der im italischen Lokris gebürtig".
Tauromenion entspricht dem historischen Taormina in der Provinz Messina an der sizilianischen Ostküste Italiens. Die Geschichte dieser Gegend geht auf ihre Gründung durch die Skeler 396 v. Chr. zurück, wonach es dann 358 v. Chr. bis zur römischen Herrschaft griechisch wurde. Insoweit scheint hier das Original mit dem Wort "italisch" bestätigt zu werden. Für gewöhnlich bedeutet dies auch, auf das antike Italien bezogen, so viel wie "italienisch". Eine durchaus mögliche Zweitdeutung anhand des deutschen Wortes "Itala", der ersten Bibelübersetzung aus dem Aramäischen ins Lateinische, also "biblisch", wäre natürlich falsch, da es sich dabei erstens um die christliche Bibel, die erst nach Christus ( um genau zu sein 200 n. Chr.) existieren konnte, und zweitens um die jüdische Religion, die in der griechischen Welt nicht sehr bekannt, eher wegen dem Monotheismus verpönt war, handelte.
Schließlich die im Text erwähnte Lokris läßt auf den ersten Blick zwei Lokalisationen zu. Es müßte sich um eine von zwei Gegenden in Mittelgriechenland handeln, nämlich einmal im Westen die ozolische Lokris am Golf von Korinth sowie im Osten die eoische oder opuntische Lokris am Golf von Euböa. Damit wäre die Formulierung "italische Lokris" ein Widerspruch in sich. Doch wenn man die Schreibweise "Lokris" etwas abändert, findet sich die Lokroi (lat. Locri Epizephyrii), eine griechische Kolonie in der italischen Provinz Reggio di Calabria in der Nähe der heutigen Stadt Locri. Die somit geklärte Herkunft des Timaios liegt allerdings sehr nahe der des bekannten griechischen Historikers. Tatsächlich gibt es von der sizilianischen Provinz Messina eine bekannte Wasserroute zu der süditalienischen Provinz Reggio di Calabria. Möglicherweise handelt es sich bei dem älteren Timaios um einen Verwandten, vielleicht um den Vater/Großvater des Historikers.
Der Inhalt besagter Werke "Timaios" und "Kritias" behandelt nun, soweit für die Atlantisforschung interessant, die Informationen, die der zehnjährige Kritias von seinem gleichnamigen neunzigjährigen Großvater erhielt, die dieser (Sie sehen, wie üblich zu dieser Zeit das Übernehmen eines Namen über mehrere Generationen hinweg war) wiederum vom sogenannten Knabentag der Apaturien hatte, einer Veranstaltung, bei der die Kinder Gedichte vortragen, um von den Eltern Preise zu erhalten.
Ähnlich wie heute wollten die Jugendlichen moderne Stücke wie die des Solons vortragen, der in einem etwa 1000 Verse umfassendem Werk (von dem leider nur etwa 200 erhalten sind) seine Erlebnisse als athenischer Staatsmann niedergeschrieben hat. Wie später herausgefunden wurde, war Solon um 600 v. Chr. auch wirklich in dem oberägyptischen Sais gewesen, was im Nildelta liegt, wo ihn der Oberpriester Sonchis (dieser Name entstammt nicht aus Platons Text, sondern ist eine spätere Zuordnung) in die alten Archive des antiken Ägyptens einweihte, die ebenfalls nicht erhalten sind, wo die Geschichte von Atlantis niedergeschrieben war.
Der Text erzählt von der Situation Ur-Athens sowie von Atlantis, erwähnt die verschiedene Herrschergeschlechter, die wie immer in der griechischen Literatur letzten Endes von Göttern abstammen. Bei Attika wären hier Athene und Hephaistos zu nennen, während Atlantis Poseidon zugeteilt wurde. Nach Homer gab es zwischen Athene und Poseidon sogar einen Streit um Attika, da beide es in Besitz nehmen wollten. So ließ Zeus beide wetteifern, wer die beste Opfergabe schenkte, Athene gab den Ölbaum, Poseidon das Pferd. Da er verloren hatte, galt er wahrscheinlich seitdem als Gott der Meere. Neben dem Pferd gehörten noch der Delphin und der Stier zu Poseidons Tieren. Es könnte sich bei letzterem um ein Relikt der platonischen Variante von Poseidons Bedeutung handeln, welche sich ja klar unterscheidet von der homerischen. Da Poseidons Reich im Meer versunken ist, wäre es eine natürliche Reaktion, die Sagenwelt darauf anzupassen. Nach 9000 Jahren könnte der ursprüngliche Inhalt verloren gegangen sein bzw. Ist es sehr gut möglich, daß Poseidons Interesse an Attika den Krieg zwischen Ur-Athen und Atlantis in der "vorsintflutlichen" Zeit veranschaulichen sollte. Inwieweit sich dieser Gedanke allerdings bestätigen läßt, bedarf einer genauen Analyse des Textes.
Die atlantischen Namen, die Solon erwähnte, wurden aus dem Atlantischen ins Ägyptische und dann wiederum ins Griechische übersetzt. So wurden alle atlantischen Adeligen von Poseidon benannt:
"Auch legte er allen Namen bei, und zwar dem ältesten Könige den, von welchem auch die ganze Insel und das Meer, welches ja das atlantische heißt, ihre Benennungen empfingen; nämlich Atlas ward dieser erste damals herrschende König geheißen. Dem nach ihm geborenen Zwillingsbruder ferner, welcher den äußersten Teil der Insel, von den Säulen des Herakles bis zu der Gegend welche jetzt die gadeirische heißt und von der damals so genannten diese Bezeichnung empfangen hat, als seinen Anteil erhielt, gab er in der Landessprache den Namen Gadeiros [siehe weiter unten], welcher auf griechisch Eumelos ["Der, der reich an Schafen ist"; "eumelos" = "reich an Schafen"] lauten würde und auch jene Benennung des Landes hervorrufen sollte..."
Weitere Namen wären "Ampheres" ["Der Zusammentragende"(?); "am" = "zusammen" + "phero" = "tragen"], "Euämon" ["Der Heitere"; "euämeros" = "heiter"], "Mnaseas" ["Der Reiche"(?); Mna war eine Art Münze], "Autochthon" ["Der Eingeborene"; "autochthon" = "eingeboren"], "Elasippos" ["Das kriegerische Pferd"; "elasis" = "(Reiter-)Angriff" + "(h)ippos" = "Pferd"], "Mestor" ["Der Satte"; "mestos" = "satt"], "Azaes" [(?)], "Diaprepes" ["Der Hervorragende"; "diaprepes" = "hervorragend"], "Leukippe"["Das weiße Pferd"; "leukos" = "weiß" + "(h)ippos" = "Pferd"; mit ihr zeugte Poseidon das atlantische Urgeschlecht], "Kleito" ["Die Berühmte"; "kleitos" = "berühmt"; Mutter von Leukippe] und "Euenor"["Der Mannhafte"; "euenos" = "mannhaft"; Vater von Leukippe].
Aus den Übersetzungen lassen sich verschiedene Schlüsse ziehen. So fällt auf, daß das Pferd zweimal erwähnt wird. Es handelt sich dabei höchstwahrscheinlich um eine Huldigung des Poseidons, dem ja unter anderem dieses Tier heilig ist. Des weiteren sind die Namen relativ einfach gewählt. Ähnlich einzelner Götter werden Eigenschaften Personen zugeordnet wie etwa Reichtum, Sättigung, hohe Intelligenz oder besonderer Frohsinn. Dabei ist es typisch, daß der "Stammvater" der Mannhafte ist und die "Stammutter" einfach die Berühmte. Ich denke nicht, daß es sich um primitive Wortspiele Platons handelt, die zur Veranschaulichung von Kritias Ausarbeitung dienten. Vielmehr dürften diese Namengebungen Relikt einer atlantischen Mythologie sein, die ihre Urahnen nach bestimmten Fähigkeiten benannte.
Die griechischen Begründer Attikas werden auch genannt:
"Darum also sind uns die Namen der Alten ohne ihre Taten erhalten geblieben. Dies aber nehme ich daraus ab, weil Solon erzählte, die Priester hätten über den damaligen Krieg dergestalt berichtet, daß sie jene alten Athener meistens mit allen denjenigen Namen benannten, - nämlich mit dem des Krekops, Erechtheus, Erichthonios, Erysichthon, und den meisten anderen - wie ein jeder auch wirklich von den Vorgängern des Theseus im Umlauf ist ..."
Wie im Text geschrieben, handelt es sich aber nur um die stellvertretend erwähnten Begründer verschiedener aristokratischer Familien. Im Gegensatz zu ihren atlantischen Äquivalenten tauchen diese Namen jedoch wieder in der griechischen Literatur auf. Die atlantischen Namen fanden meines Wissens keine so religiöse Bedeutung wie etwa "Erechtheus".
Es vertreten viele Historiker die Meinung, daß dieser Text von Platon den perfekten Staat darstellen sollte, wie schon Aristoteles, ein Schüler Platons, glaubte. Andere meinen, daß die genaue Erwähnung verschiedenster Fakten, die bei so einer Ideologie keine Rolle spielen würden, darauf hindeute, Atlantis habe existiert.
Der wichtigste Streitpunkt in der Atlantisfrage besteht mit Sicherheit in der Lage und der Zeit der versunkenen Insel. Die von Platon verwendeten Maße beziehen sich auf den Atlantik, jenseits der Säulen des Herakles, also der Meerenge von Gibraltar, was ungefähr 3000 Stadien entspricht. Der Zeitpunkt des Untergangs wird auf ungefähr 9000 Jahre vor Platon festgelegt, also ungefähr vor 11600 Jahren. Nun ist dieses Jahrhundert ein Wettstreit entbrannt, der Atlantis ist die entlegensten Gegenden der Welt verlegt, da bisher vor der Meerenge von Gibraltar noch keine Fundstücke dieser alten Kultur (mit 9600 v. Chr. die allererste mit den Anzeichen einer Hochkultur) gefunden wurden. Der Verursacher dieses Streits war der Schriftsteller und Politiker Ignatius Donelly, der 1882 in seinem Buch "the antedeluvian world" sich über die Lage von Atlantis äußerte. Vor ihm im Mittelalter war Atlantis auf jeder Karte eingezeichnet. Die griechischen Texte galten damals sowieso als heidnisch und wurden, als es verboten wurde, sie abzuschreiben, einfach aus Papiermangel überschrieben, so daß sie durch "Abpausen" wieder ans Tageslicht befördert werden konnten. Der "Kritias" von Platon selbst ist nicht ganz erhalten. Es galt als Selbstverständlichkeit, Platons Text für bahre Münze zu halten.
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Re: MYTHOS ATLANTIS
2. Überblick über diverse Theorien zu diesem Thema und deren Bedeutung
Zu erst wäre da die minoische Theorie, die auf der Tatsache beruht, daß man beim Übertragen von Zahlen aus dem Ägyptischen ins Griechische sich leicht um den Faktor 10 irren konnte. Sie bringt Atlantis in die Nähe der minoischen Kultur in die Gegend um Kreta, was auch 300 Stadien von Attika entfernt ist und bis zum Jahre 1500 v. Chr. (900 Jahre) vorherrschte. Nach einer anderen These ist zumindest die Zahl 9000 falsch, da Platon diese Zahl ungeprüft von griechischen Historikern übernommen habe. So ist bekannt, daß man den durchreisenden Griechen auf die Frage nach dem Alter des Pharaonenreichs die 365 Amun-Staturen der Hohenpriester zeigte, welche in der Multiplikation mit dem ungefähren Alter eines ägyptischen Priesters (25-30 Jahre) ca. 9000 ergab. Durch den Vulkanausbruch bei Thera, dem heutigen Santorin, wurde der Palast von Knossos zerstört und die Griechen von Mykene eroberten die Insel - es begann die Zeit der mykenischen Kultur. Das damalige Thera paßt gut in die Vorstellung von Atlantis. Ebenso spricht die bei Platon erwähnte kulturelle Symbolik der Atlanter für Kreta. Auf beiden Inseln trifft sich ein besonderer Stierkult, wie er aber auch bei den Iberern (Spanien) betrieben wurde. Der Science-Fiction-Autor Poul Anderson gibt in seiner Fassung der Theseus-Sage, in der die Zerstörung von Knossos bildhaft erzählt wird, eine ziemlich realistische Vision, die sich der minoischen Theorie bedient.
Die bekannte Legende spricht von dem Königssohn von Athen Theseus, der die sieben Jünglinge und Jungfrauen, die der Minotaurus fressen soll, begleitet, den Minotaurus tötet, dank einem Faden der Minostochter Ariadne das Labyrinth überwindet und wieder nach Hause kommt.
Nach Anderson herrsche damals die Thalassokratie (Thalassa griech. Meer), von Kreta aus, Ariadne war eine atlantische Göttin und der Minotaurus eine Veranstaltung von Stiertänzerinnen. Die vierzehn Opfer wurden nicht getötet, sondern versklavt.
Die Lösung in einem Irrfaktor 10 zu suchen, ist aber zwangsläufig auch keine Lösung zur Überbrückung fehlender Fundstücke.
Eine andere Theorie bezieht sich bei Atlantis auf das Bernsteinland der alten Germanen. Sie wird von dem irischen Pastor Spanuth vertreten und ist ungefähr gleich von Bedeutung einer anderen Theorie, die Atlantis mit der Wikingerlegende Atland gleichsetzt. Auf die Problematik des Bernsteins werde ich im Zusammenhang mit "Goldkupfererz" eingehen. Daneben stützt er sich vor allem auf ägyptische Quellen, die von dem Volk des "neunten Rings" sprechen (die Ägypter pflegten sich auf der Landkarte an gleichmäßigen Ringen um ihr Land zu orientieren). Danach wäre Atlantis das Festland zwischen Helgoland und den heutigen Niederlanden, das tatsächlich erst im Laufe der Zeit überflutet wurde. Allerdings kreiden viele Historiker dieser Theorie an, daß sie Atlantis in die Nordsee verlegt, so wie auch Spanuth die minoische Theorie arg kritisiert hat.
So vertreten viele eine alternativere Theorie, die ich "platonische Theorie" tituliere, nach der Atlantis wirklich im Atlantik lag und nicht im Mittelmeer oder der Nordsee. Die Inselgruppe der Makaronesen (Madeira, Azoren, Kapverdische und Kanarische Inseln) und möglicherweise auch noch die Bahamas und die Antillen seien Überbleibsel von Atlantis. Der "Atlantologe" Zuvrov zeichnete die Insel sogar in geltende Karten ein und benannte sie mit Namen wie "Poseidonis" oder "Antillia". Es sprechen allerdings viele Indizien gegen diese Theorie. Dr. Schminke von der internationalen Vereinigung von Vulkanologen verneint beispielsweise dem ZDF-Team von "Terra-X" die Frage nach einem Sinken der Azoren. Es handelt sich bei den gesamten Makaronesen um Vulkaninseln, die aus dem Meeresboden gewachsen sind. Auf der Insel Faial z.B. ist erst 1957 ein neuer Vulkan ausgebrochen - die seismologische Aktivität der Inseln ist also noch hoch. Der Gedanke daran, daß ein Meteorit vor der Küste der USA vor 10000 Jahren eingeschlagen ist, worauf Afrika und Amerika schneller auseinandertrieben und am heutigen mittelatlantischen Rücken Atlantis in die Magmaschicht gesunken ist, wie später noch genauer geschildert wird, müßte einen anderen Trend des Vulkanismus voraussetzen (solange man annimmt es handele sich dabei Berge von Atlantis). Auch die sogenannte Bimini-Straße, die der Fischer Bonishfish-Sam entdeckt hat, eine regelmäßige Reihe von gewaltigen Steinen in sechs Meter Tiefe ist nach Ansicht von Experten nichts weiter als "beach rock", eine natürliche Gesteinsformation, die sich im Laufe der Jahrtausende aus dem Zuspiel von Wind, Wellen und Kalkablagerungen gebildet hat. Dasselbe gilt für die Funde des russischen Forschungsschiffes "Moskovsky Universitet", die in den Siebzigern am Ampere Seamount zwischen Gibraltar und Madeira angeblich Fotos von Mauern und lavaüberströmten Treppen gemacht hat. Nach langer Zeit, in der die Gerüchteküche alles bis zur Geheimhaltung durch das KGB entstehen ließ, ließ man unter der Leitung von Professor Andrei Aksenov von der Moskauer Universität für Ozeanologie 1985 das bekannte Forschungsschiff "Argus" zum Ampere Seamount fahren und die Gebilde auswerten - es handelte sich wiederum nur um vulkanisches Gestein.
Eine relativ neue Theorie spricht von einer Verbindung der Megalithkultur in Europa mit Atlantis. Danach wäre die Insel, die größer als "Asien und Libyen zusammen" ist, das Europa zwischen 2300 und 2800 v. Chr., bevor die Megalithkultur durch die Indogermanen verdrängt wurde. Diese Theorie von dem Deutschen Tributsch würde die Formulierung "jenseits der Säulen des Herakles" horizontal ansehen, eine Grenzlinie durch das Mittelmeer, von Tyrus bis Gibraltar. Die Hauptstadt befände sich danach bei Carnac in der Bretagne und das nahe Gavrinis wäre die Königsburg gewesen. Eine Megalithsiedlung aus dieser Zeit zeigt erstaunliche Ähnlichkeit mit den Mauern der atlantischen Königsburg. Los Millares (20 km von Almeria in Südspanien) birgt drei Mauerringe, die denen der atlantischen Hauptstadt verblüffend ähneln. Zwischen ihnen finden sich viele Megalithgräber, in denen diese paläolithische Kultur ihre Toten begraben hat.
Zwei der irrsinnigsten Theorien handeln von den versunkenen Kontinenten MU und Lemuria. Der Kontinent MU entstammt einer Übersetzung des Kodex Troano, einem der wenigen Mayabücher. Der Missionar Diego De Landa hatte (nachdem er fast alle Mayawerke zerstört hatte) versucht diesen Kodex zu übersetzen und erstellte ein Alphabet, von dem man heute weiß, daß es falsch ist. Ein gewisser Brasseur schaffte damit und viel Fantasie, die Legende von MU, den er nach der Tatsache benannte, daß die zwei unbekannten Zeichen, aus denen das Wort bestand, dem unsrigen M und U ähnelten, in die Welt zu setzen. MU lag nach diesem Werk in der Mitte des Pazifiks und wurde von einer Superrasse beherrscht ( welche zum Beispiel bei einem Ausflug nach Ägypten die Sphinx gebaut hatte). Brasseur ist überzeugt, daß MU und Atlantis identisch sind.
Ähnlich hat der Kontinent Lemuria, der im Indischen Ozean gelegen hatte, seinen Ursprung in einer zoologischen Hypothese über die Verbreitung der Affenarten der Lemuren. Ihr Vorkommen rund um den Indischen Ozean mußte für einen versunkenen Kontinent Lemuria als zentrale Heimat sprechen, was viele Naturwissenschaftler auch lange Zeit annahmen wie auch der Deutsche Ernst Heinrich Haeckel. Beide Kontinente entstammen der Phantasie und trotzdem erreichten sie vor allem in der Metaphysik Berühmtheit. Erich von Däniken artige Gedankengänge brachten Medien dazu, mit den Geistern von MU oder Lemuria die Öffentlichkeit zu belästigen.
Eine wiederum eher ernstzunehmende Theorie war die amerikanische Theorie (Schlötzer), die davon ausgeht, daß ein gewisser Kontakt zwischen dem unseren und dem amerikanischen Kontinent bestand. Die Seefahrer müßten das Wissen über den Seeweg nach Amerika aus irgendeinem Grund verloren haben, worauf dann die Legende entstanden sein muß, es müsse untergegangen sein. Auch diese Theorie konnte ebenfalls nie bestätigt werden. Es bestand einfach kein Zusammenhang zwischen Amerika und Platons Atlantis. Außerdem war dieser Seeweg 9600 v. Chr. ganz gewiß noch nicht von den Europäern zu bewältigen (frühestens 4000 v. Chr. wären sogenannte "Tierhautboote" denkbar). Ein Forscher namens Lethbridge meint allerdings einen kulturellen Zusammenhang gefunden zu haben.
Die letzte erwähnenswerte und meiner Meinung nach nahliegendste Theorie ist die Tartessostheorie. So bildeten die Stämme Andalusiens während der Eisenzeit das Reich der Tartessier, das sich von Guaiani im Westen bis Kar Nao in Osten und bis zur Sierra Morena im Norden erstreckte.
Die Hauptgrundlage dieser Bevölkerung bildet die in der ältesten Steinzeit eingewanderte Capsienrasse, die sich aber nach Osten hin stark mit der iberischen Rasse vermischt hatte. Die Capsien sind eine mesolithische Kulturgruppe, die nach Fundstellen in der Nähe von Gafsa, dem antiken Capsa, in Tunesien benannt sind. Sie lebten im südlichen Tunesien und östlichen Algerien etwa im 7. Jahrtausend vor Christus. Ihre Entstehung ist unklar, allerdings gibt es keine unmittelbare Beziehung zu den Keniacapsien.
Man hatte vermutet, daß sich die Tartessier nun durch orientalischen Zuwachs zu einer Großmacht erstreckten, die zur damaligen Zeit den Iberern um vieles überlegen war. Dieser Zuwachs waren möglicherweise die Tyrsener oder Tyrrhener, ein vorgriechisches Volk des Ägäisraumes (Imbros [=Imroz], Lemnos [=Limnos], Samothrake [=Samothraki], Mysien), aus welchem wahrscheinlich die Etrusker in Mittelitalien hervorgegangen sind bzw. welche mit den Etruskern gleichzusetzen sind. Tartessos gilt als ein archäologisches Rätsel, da Funde aus der Zeit zwischen 1000-500 v. Chr. fehlen. Es war eine große Handelsstadt dieser Welt (Silber, Zinn, Eisen, Blei) und soll zwischen dem heutigen Mündungsarm des Guadalquivir und den heute durch eine Reihe von Lagunen bezeichneten Nordarm in Südspanien in der Nähe von der Meerenge von Gibraltar gelegen haben. Andere Forscher verlegen es nach Nordafrika (Tunis). Die Tartessier handelten dann auch mit Gold, Bernstein, Kupfer und Bronze, erstellten einen für damalige Zeiten sehr mächtigen Metallmarkt.1300/1200 v. Chr. standen sie wieder unter dem Einfluß des Seevolks der Etrusker, 800/700 v. Chr. befand es sich unter der Herrschaft von Tyrus (Phönizien) und 700/600 v. Chr. hatte es Kontakte zu Griechenland. Ihre Geschichtsschreibung ging angeblich bis ins Jahr 6000 v. Chr. zurück. Doch verlor es wegen seiner Handelsposition seine Kriegstüchtigkeit und war für Eroberer (Es verlor 550 v. Chr. gegen Karthago) eine leichte Beute. Es entspricht dem biblischen Tarschisch oder Tarsis und wurde nach der keltischen Mythologie von Lugh mit dem silbernen Arm regiert. Auch dürfte die kulturelle Nähe zu den Iberern den Stierkult auch bei ihnen aufleben lassen. Heute vermutet man es in der neu entdeckten Ruinenstadt Casa Doña Blanca. Eine dort entdeckte Statue, die auch Namengeber für die Fundstelle gewesen war, die Doña Blanca oder weiße Frau, ist nach Schulten gleichzusetzen mit der ägyptischen Göttin Toeris, die als aufrechtes Nilpferd dargestellt wird.
Atlantis und das ursprüngliche Inselvolk der Tartessier haben mehr gemeinsam, als ich hier jetzt an dieser Stelle schildern werde, doch zeigt sich eindeutig, daß man auch hier mit der Zahl 9000 nicht weiter kommt. Sowohl Capsien als auch Tartessier reichen mit ihrer Geschichte nicht über 7000 v. Chr. hinaus und das Reich der Tartessier war zu seiner Blüte sowohl den Griechen als auch den Ägyptern bekannt.
Es gibt noch weitere unbedeutendere Theorien, die ich hier in einer kurzen Übersicht auflisten möchte. Sie beziehen sich meist auf Inseln aus der Mythologie:
die Wüste Sahara in Afrika vor der Entstehung ihres jetzigen Klimas
das Avalon aus der Artus-Sage der Kelten
das Tir Nan Og aus den walisischen Sagen
das Ys aus der bretonischen Sage
das Lyonesse in Cornwall
das aus den indischen Sanskrit-Mythen stammende Rutas
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Re: MYTHOS ATLANTIS
3. Auswertung verschiedener corpus delicti neben Platon
In einem mir unbekannten Papyrus nennen die Ägypter ein anderes Volk "Keftiu", was viele Wissenschaftler der Insel Kreta zuordnen. Es hatte mit Ägypten regelmäßige Handelsverbindungen und politische Kontakte. Allerdings lag diese Insel für den Papyrus "ganz im Westen" und "der Weg zu anderen Inseln und zu dem Kontinent" war "jenseits davon". Diese Beschreibung spricht für viele Historiker eher für Platons Atlantis als für Kreta. Der Name "Keftiu" wird somit ziemlich oft im Zusammenhang mit Atlantis gebraucht, allerdings läßt sich nicht sicher sagen, ob es sich hier um einen Beweis für Atlantis handelt. Eine professionelle Überprüfung des mir unbekannten Papyrus könnte Aufschluß geben. Außer der platonischen und der Tartessostheorie ließen sich aber nach dieser Quelle alle anderen Möglichkeiten ausschließen.
Für die platonische Theorie finden sich in dem Wanderverhalten verschiedener Tierarten Indizien für das untergegangene Atlantis. Bekanntlich wandern die europäischen Aale (Anguila anguila) von ihrem Geburtsort, der Sargassosee mit den warmen Wassern des Golfstroms drei Jahre lang nach Osten, um in das europäische Süßwasser zu gelangen. Wenn sie die sexuelle Reife erreicht haben, die sie, wie nachgewiesen wurde, nur im Süßwasser erreichen, kehren sie um nach Westen. Die Rückreise dauert allerdings, da die Aale jetzt ausgewachsen sind, nur 4 Monate. Es ist ein zoologisches Rätsel, daß die Aale einen so weiten Weg zurücklegen, um an Süßwasser zu kommen, wo doch das amerikanische Festland so nahe gewesen wäre. Otto Muck und andere vermuten, daß, falls Atlantis im Mittelatlantik gelegen hatte, der Golfstrom unterbrochen wurde und so der Weg zum Festland, der, dem Golfstrom folgend, sicher leichter zu bewältigen ist, als wenn man gegen ihn an schwimmt, um vieles kürzer gewesen wäre.7
Im Gegensatz zu den Lemuria-Spekulationen findet sich hier in Platons Text ein Indiz für diese Erklärung eines zoologischen Rätsels. Der Golfstrom wäre unterbrochen worden und Atlantis somit das schnell zu erreichende Zielland der Aale. Allerdings läßt sich dieses Ereignis auch auf ganz andere Art und Weise erklären.
So gibt es auch bei der Aalfrage andere Theorien zoologischer Art. 1959 erstellte der Engländer D.W. Tucker die Theorie, da auch der amerikanische Aal (Anguila rostrata) in der Sargassosee laichte und beide Arten sich nur geringfügig unterscheiden - hier darf man nicht vergessen, daß das Äußere der Aale je nach Entwicklungsstadium in der Farbe variiert - , daß es sich nur um eine einzige Art handele, deren Angehörige, die bis Europa und Nordafrika wandern, zugrunde gehen. Nur der in Amerika heimische Aal würde zur Fortpflanzung wieder zurückkehren. Schließlich fehlen noch Beweise über die eigentliche Laichwanderung im Meer. Letztere konnte bis jetzt nicht beobachtet werden und wurde von J. Schmidt, dem Entdecker der Aalwanderung, durch den naheliegenden Rückschluß aus der beobachteten Aallarvenwanderung angenommen2 . Somit wären die europäischen Vertreter dieser Art Fehlläufer, die einfach nur dem Golfstrom gefolgt und damit verloren gegangen sind. Die Schlußfolgerung, Atlantis sei der Grund für diese lange Reise, wäre somit falsch. Selbst in neuerer Zeit findet sich in diversen Büchern immer noch keine Beweise für die Rückwanderung. Geistdoerfer und Meusy schreiben zum Beispiel:
"Über die Wegstrecke, die er [der Aal] im Meer zurücklegt, um wieder in die Sargassosee zu gelangen, wissen wir sehr wenig. Während dieser langen Wanderung, die sich wahrscheinlich in sehr großen Tiefen des Atlantischen Ozeans vollzieht, sind nur sehr wenige Aale gefangen worden." 8
Diese wenigen gefangenen Aale können aber nicht die eine oder andere Theorie bestätigen. Auch sie könnten verirrte Artgenossen sein. Zumindest dürfte die scheinbar hohe Bedeutung, die diesem Argument der platonischen Theorie beigelegt wird, durch diese zoologische Theorie abgeschwächt werden. Schließlich versuche ich ja die Beweise zu klären, die für bestimmte Theorien aufgeführt werden.
Ein vergleichbares Phänomen findet sich in Wanderverhalten verschiedener Zugvögel. So kann man beobachten, daß die Vögel oft stundenlang über einer Stelle des Mittelatlantik kreisen, bis sie schließlich weiterfliegen. Diese Landschau läßt sich nur damit begründen, daß diese instinktive Handlung tatsächlich einmal für eine Landemöglichkeit bestimmt war. Die Schilderung dieses Phänomen in ihrem Original7 ist allerdings in einer so wagen Form, daß man über deren Beweiskraft in der Atlantisfrage nur spekulieren kann. Nach meiner Meinung kann es sich hierbei sowohl um Seemannsgarn als auch um eine falsch interpretierte Beutesuche dieser Zugvögel. Ansonsten dürfte eine Tauchexpedition an der entsprechenden Stelle im Meer vielleicht endlich das verschollene Atlantis ans Tageslicht bringen. Mit einer ornithologischen Beschreibung könnte man diese vermeintliche Landschau erst richtig werten.7
Ein weiter Beweis dieser Art handelt von den Elefanten, die Platon als auf der Insel Atlantis heimisch bezeichnet. In Hinblick auf die diversen Theorien nenne ich in der Art einer "Strichliste" alle in Frage kommenden Arten. In Amerika gab es neben dem bekannten Mammut, dem Mammuthus primigenius (vor 300000 bis 10000 Jahre) und dem Mastodonten (Mastodon americanus; auch 300000 bis 10000 Jahre)10 die sogenannten Gomphotherien9 (auch unter den Namen "Trilophodonten" oder "Bunolophodonten" bekannt) die ebenfalls in die Ordnung der Rüsseltiere (genau genommen sind es Verwandte des Mastodon) gehören und in Südamerika, wie etwa der Provinz Guanacaste in Costa Rica (nach dem dort vorherrschenden Baum benannt) lebten. Sie starben nach einer meiner Quellen erst etwas später vor 15000 bis 10000 Jahren aus, also etwas nach der Katastrophe, wenn sie denn stattgefunden hat.
Dagegen gab es in Europa neben den Mammuts nur im Mittelmeerraum die Zwergelefanten (Palaeoloxodon falconeri).10 Diese lebten vor allem auf Malta, Zypern, Kreta, Sizilien und Sardinien. Verwandte überlebten sogar bis zum Ausbruch von Thera, wie 40 Knochenfunde auf der Insel Tilos aus der Santorin-Gruppe belegen.6
Neben dieser zoologischen Beweiskette für Atlantis finden sich im linguistisch geographischen Bereich Indizien. Während Donelly nach dem Superrassen-Prinzip aus Atlantis den ursprünglichen Sitz der arischen oder indogermanischen Völkerfamilie, der semitischen Stämme und, wie er sagt, "möglicherweise auch" der turanischen Rassen macht und unser phönizisches Alphabet auf das atlantische zurückführt, das auch zu den Mayas nach Zentralamerika gelangt sein soll, berufen sich andere wie etwa Maurice Chatelain eher auf die Abnormalität der baskischen Sprache, um daraus ein Überbleibsel der atlantischen Sprache zu machen. Chatelain berichtet von einem Missionar aus dem Baskenland, der sich in Yucután in seiner Muttersprache mit den Indios unterhalten konnte.
So ist der Ursprung dieser Sprache bisher ungeklärt. Vergleiche mit afrikanischen Sprachen überzeugen nicht, ein Teil des Wortschatzes läßt sich mit dem Kaukasischen verbinden, ohne daß eine nähere Verwandtschaft erwiesen wäre. Der Wortschatz zeigt iberische, lateinische sowie spanische oder in Frankreich gascognische und französische Lehnwörter2. Ein Vergleich mit diversen Indianersprachen fehlt verständlicherweise, da diese linguistische Verbreitung normalerweise nicht möglich ist, es sei denn durch ein hypothetisches Bindeglied wie Atlantis. Doch dieser Gedankengang müßte erst durch entsprechende Vergleiche bestätigt werden. Ansonsten gilt für diese Erzählung dasselbe wie für die Landschau-Phänomene der Vögel über dem Atlantik.
Einen weiteren Beweis suchen die Wissenschaftler in dem von Platon erwähnten unbekannten "oreichalkum". Zwar soll es sich im Original um ein unbekanntes Erz handeln, welches auf Atlantis hohe Vorkommen hatte, wertvoller als Gold war und als Schmuckstein verwendet wurde - es habe einen "feuerähnlichen Glanz" - , doch gilt für das genannte griechische Wort im allgemeinen die Übersetzung "Messing" oder "Bergerz", wie es auch bei Homer, Vergil und anderen gebraucht wurde. Allerdings finden sich noch ganz andere Übersetzungen, wenn man nachschlägt, was die Römer unter "orichalcum" oder "aurichalcum" verstanden. So findet sich neben dem schon erwähnten "Messing" die altlateinische Bedeutung "Gold". Tatsächlich steckt sowohl im lateinischen als auch im griechischen Wort "ori", orei" und "auri" der Name des Edelmetalls. Die deutsche Übersetzung des Platon-Texts aber benutzt den Ausdruck "Goldkupfererz", der dem Gold noch den Hauptbestandteil aller Messinglegierungen hinzufügt.
Ob es sich bei diesem Erz nun um die Legierung Messing handelt, also um eine Kupferlegierung meistens mit Zink, ist fragwürdig. So geht die Geschichte von Messing zurück ins 3. Jahrtausend v. Chr., als es das erste Mal in Babylonien und Assyrien entstand. Von dort wanderte das Rezept nach Palästina, wo es auch von 1400 bis 1000 v. Chr. benutzt und dann verloren wurde. Schließlich wurde es 700 v. Chr. in Griechenland selbst wiederentdeckt, so daß es sowohl Platon als auch Solon bekannt war. Höchstens die Schlußforderung, Platon, Kritias, Solon, Sonchis oder andere hätten spekuliert, es müsse Messing gewesen sein, was die Atlanter 9000 v. Chr. besaßen, würde erklären, warum Platon von Messing geschrieben hatte, anstatt sich einfach wie der deutsche Übersetzer ein Wort auszudenken. In diesem Fall könnte es sich wegen dem rötlichen Farbton um sogenannten Rottombak gehandelt haben, der zu 90% aus Kupfer besteht.
Eine weitere Möglichkeit, dieses unbekannte Erz zuzuordnen, wäre das Rotgold, eine Legierung aus Gold und Kupfer, was sowohl dem deutschen, als auch den lateinischen und griechischen Namen entspräche. Die Geschichte des Rotgolds ist mir unbekannt, so daß ich etwaige Zusammenhänge nicht klären kann. Allerdings muß man bei beiden Möglichkeiten ankreiden, daß es sich um Legierungen und nicht um Bergerze handelt.
Erzcharakter hingegen hat das Rotkupfererz oder Cuprit (Kupferoxid Cu2O) mit braunroter, grauer Farbe. Sein Vorkommen liegt in der Oxidationszone von sulfidischen Kupfererzen. Die wichtigsten Fundorte sind Lyon in Frankreich, Arizona in den USA und Tsumeb in Namibia, wo es ein örtlich wichtiges Kupfererz ist. Möglicherweise hatte Platon (oder eine andere der Quellen) auch mit "oreichalkum" einfach "ein Bergerz" gemeint, was dessen unbekannten Charakter beibehalten und alle Versuche, es uns bekannten Stoffen zuzuordnen, für nichtig erklären würde.
Der Vertreter der Helgolandtheorie Spanuth bezieht sich zur Ermittlung des unbekannten Erzes auf folgende Textstelle:
"Die Mauer endlich, welche um den äußeren Wall herumlief, faßten sie ihrem ganzen Umfange nach mit Erz ein, indem sie dasselbe gleichsam wie ein Salböl anwandten, die um den inneren aber umschmolzen sie mit Zinn, endlich die Burg selbst mit Goldkupfererz, welches einen feuerähnlichen Glanz hatte."
Indem er das mit Salböl verglichene Erz mit Goldkupfererz gleichsetzt, kann er davon ausgehen, daß dieses Erz wie Salböl zu verflüssigen war. Somit könnte es sich nach seiner Auffassung um Bernstein handeln, das sich in der Tat bei 300 Grad Celsius verflüssigt und wie Lack aufgetragen werden kann.7 Tatsächlich galt Bernstein zur damaligen Zeit als sehr wertvoll. Die bedeutendste Bernsteinlagerstätte der Welt befindet sich an der Bernsteinküste in Ostpreußen. Daneben kennt man Lagerstätten in Schlesien, den Niederlanden, Sachsen, Westfalen, England, Schweden, Rußland, Dänemark, Rumänen, Birma, Kanada und Sizilien.
Die ältesten Belege von Bernstein als Rohstoff, meist für Schmuckverarbeitung benutzt, stammen aus dem Jungpaläolithikum (40000 - 10000/8000 v. Chr.). Sehr häufig findet sich Bernstein im europäischen Neolithikum (8000/7000 - 3000 v. Chr. im Nahen Osten, um 5500 - um 1800 v. Chr. in Europa), besonders in lagerstättennahen Gebieten wie Jütland, Samland usw. und ist mit ein Kennzeichen der norddeutsch-skandinavischen Trichterbecherkultur. Erst mit Beginn der Bronzezeit tritt Bernstein auch in anderen Gebieten Europas auf. Durch die Kartierung der einzelnen Funde wurden hypothetische Handelswege erschlossen, auf denen der Bernstein im Tausch gegen Gold, Salz oder anderes nach Süden gelangt sein soll. Jüngste Forschungen lassen diese Konzeption allerdings als zweifelhaft erscheinen2.
Doch bleibt diese Theorie von Spanuth fragwürdig, da die Formulierung Platons meiner Meinung nach drei verschiedene Stoffe anspricht (möglicherweise war mit dem ersten Erz wirklich Bernstein gemeint). Schließlich findet nach dem Aufbau des Satzes eine doppelte Steigerung statt, d.h. von der äußeren Mauer über die innere zur Berg steigert sich die Art der metallischen Verkleidung von jenem "Erz" über Zinn nach Goldkupfererz. Und schließlich umgeht man mit dieser Lösung erst recht nicht das linguistische Problem von "oreichalkum". Bernstein mit allen seinen Bestandteilen (chem. Formel nach verschiedenen Quellen: etwa C40H64O4 bzw. C10H16O) hat nichts mit Gold, Kupfer oder Messing zu tun und ist eigentlich auch kein Erz, sondern eine organische Verbindung, nämlich getrockneter Harz aus dem Eozän. Und wenn Platon von Bernstein erzählen wollte, warum hat er dann nicht die entsprechende Vokabel "electron" benutzt?
Zumindest könnte diese Theorie, falls sie dennoch stimmen sollte, den Weg des Bernsteins nach Süden erklären. Danach wäre Atlantis ein bernsteinreiches Land, welches vielleicht sogar die Bernsteinküste überträfe, und woher das Bernstein des Südens stammte.
Bevor ich mich mit dem Untergang von Atlantis und dessen Auswirkungen befasse, werde ich noch auf den Namen des Meeres eingehen, in dem die fast gleichnamige Insel lag. Zwar habe ich weiter oben schon eine Textstelle zitiert, nach der beide ihren Namen dem Halbgott Atlas verdanken, doch wenn man bedenkt, daß vor Platons Zeiten der Atlantik andere Namen getragen hatte, fragt man sich, ob das angeblich um so ältere Atlantis an dieser Namengebung beteiligt war. Außerdem würde "Atlantis" auf altägyptisch soviel wie "Insel ohne Namen" bedeuten.7 Noch seltsamer ist es, daß die Mayas und Inkas, die in ihrer Mythologie wie viele Weltvölker zuerst von einem Geschlecht der Riesen (siehe unten) reden, einen dieser Riesen "Atlan" und einen anderen "Theitani" nennen, die Walter Hain, der Entdecker des sogenannten "Marsgesichts"12, mit den griechischen Göttern "Atlas" und "Titan" in Verbindung bringt. Ich kann nicht sagen, ob diese Zuordnung sprachlich vertretbar ist, doch sind diese Namen beängstigend ähnlich.
So ist bekannt, daß auch der Atlantik selbst einmal den Namen der untergegangenen Insel "Atlantis" getragen hatte. Und früher benutzten Herodot und andere noch die Namen h exo (othlwn) Jalsssa [e exo (otelon) thalassa] oder h ektoV Jalassa [e ektos thalassa]. Wie schon im Zusammenhang mit dem Begriff "Thalassokratie" genannt, bedeutet "thalassa" Meer. Es handelt sich also um "das äußere (weite(?)) Meer", einem verständlichen Begriff, den auch noch die Römer verwendeten als "mare externum" oder "mare exterius". Andere Autoren verwandten das weniger gebräuchliche h megalh Jalassa [e megale thalassa (bei Aristoteles zum Beispiel)] oder "mare magnum" (bei Plinius oder Cicero), was einfach "großes Meer" bedeutete und vielen zu ungenau war. Eine andere Bezeichnung stammte aus dem homerischen Weltbild, nach dem sich um die belebte Welt ein mythischer Strom namens WkeanoV [Okeanos] oder bei den Römern "Oceanus" bzw. "mare Oceanum" schlang. Dieses Wort, aus dem sich unser heutiges "Ozean" gebildet hatte, hat allerdings wahrscheinlich noch eine mir unbekannte ältere Bedeutung, nach der Homer sie hierfür aussuchte ( z. B. bei Pytheas, Plinius, Caesar, Marcus Heracles u.a. verwendet). Oft fügte man eine Himmelsrichtung hinzu, da man sich ja sicher wahr, daß dieses Weltmeer auch von anderen Seiten zu erreichen war: EoperioV wkeanoV [Eoperios okeanos (oder auch mit "thalassa")] oder o dutikoV wkeanoV [o dytkos okeanos] oder o dusmokoV wkeanoV [o dysmokos okeanos] bzw. im Lateinischen "oceanus occidentalis"( "westliches Meer" - ursprünglich "occidentalis" = "untergegangen"; wurde vom Zyklus der Sonne her übernommen) . Poetische Umschreibungen waren "fretum Hesperium" ("Meer des Abendlandes"; nach "Hesperus" = "Abendstern, Abendland (Ursprung möglicherweise bei dem griechischen Titanen Hyperion) Adjektiv: abendländisch, westlich") bzw. "aequor Hesperium".
Der nächste Schritt waren nähere Ortsbestimmungen wie o proV GadeirouV wkeanoV [o pros Gadeiroys okeanos], um den heutigen Atlantik festzulegen. Unverkennbar ist hier die Verwendung von dem schon weiter oben benutzten Wort "Gadeiros", dem Bruder des Königs Atlas auf Atlantis. Gemeint ist allerdings die heutige Stadt Cadiz, das damalige Gadir, was gleich noch genauer erläutert werden soll.
Schließlich beginnt der heutige Name, die Vorherrschaft zu erlangen, und verdrängt die übrigen Formen: h AtlantiV [e Atlantis (bei Herodot)], h AtlantiV Jalassa [e Atlantis thalassa (üblichste Form)], to Atlantion pelagoV [to Atlantion pelagos (bei Platon selbst u. a.)], "Atlanticum mare", "Oceanus Atlanticus" (oder auch statt "Atlanticus" "Atlanteus" oder "Atlantiacus"), "aequor Atlanticum", "salum Atlanticum" oder "profundum Atlanticum" (bedeutet alles "Atlantisches Meer")
Wie der Name entstand, ist nicht ganz klar. So stehen als Paten sowohl das nordafrikanische Atlasgebirge als auch der gleichnamige Titan zur Verfügung. Man nimmt heute an, daß letzterer dem Meer seinen Namen geliehen hatte. So bedeutet er in seiner Ursprünglichkeit nach etymologischen Deutungen "Träger"2, was seine Position in der griechischen Mythologie schon vorwegnimmt. Die ursprüngliche Sage sieht in ihm den Träger der Welt am Ufer des Okeanos im äußersten Westen, auf dessen Schultern die Säulen ruhen, "die Erde und Himmel auseinanderhalten" (Homer). Nach später Version ist Atlas ein riesenhafter König Mauretaniens, den Perseus aus Rache für die Verweigerung gastlicher Aufnahme mit Hilfe des Hauptes der Gorgo Medusa in das nach ihm benannte nordwestafrikanische Gebirge versteinert. Zusammenhänge zwischen dem atlantischen und dem mauretanischen Atlas sind mir nicht bekannt. Der Atlantik bzw. Atlantis bekam seinen Namen nun von einer Schlußforderung des Eratosthenes, nach welcher der Träger der Welt in seiner Bedeutung gleich der des Okeanos sei. Inwieweit die altägyptische Bedeutung des Wortes "Atlantis" (siehe oben) durch die Legende der Insel entstanden ist oder doch wirkliche Urbedeutung des Wortes "Atlas" ist beziehungsweise damit unverwandt ist, bedarf genauer wissenschaftlicher Befunde, ganz zu schweigen von dem indianischen Wort "Atlan".
Einen Beweis für Atlantis liefert diese Ermittlung nicht, doch zeigt sich, daß die vorherigen Namen einen atlantischen Namen zu wiederholen scheinen. Die versunkene Insel könnte ihren Namen nun aus der griechischen Religion her haben und er wäre damit eine spätere Zuordnung. Warum sollten die Atlanter dann allerdings ihren ersten König nach einer Figur der eigentlich völlig fremden Religion der Bewohner von Attika und Umgebung wählen? Allerdings läßt die Tatsache, daß es sich um ein etymologisch ermitteltes Wort handelt, auch zu, daß die Sage des Atlas aus früherer Zeit übermittelt wurde, vielleicht von Atlantis her.
Allerdings lassen sich vielleicht in den wenigen atlantischen Namen Hinweise erkennen, wo es zu suchen ist. So läßt sich anhand des Begriffes "Gadeiros" etwa festlegen, welche Sprache die Atlanter benutzten. So hieß das heutige Cadiz in der römischen Zeit Gades und wurde 1100 v. Chr. von phönizischen Kaufleuten als Militärstützpunkt und Warenumschlagplatz für britannisches Zinn und Bernstein mit dem Namen "Gadir" gegründet, was auf griechisch "Gadeir" heißt. Es war später wahrscheinlich der Hafen von Tartessos.
Der Golf von Cadiz war zur damaligen Zeit also der gadeirische Golf an der Südwestküste der Iberischen Halbinsel im Bereich der andalusischen (Spanien) und der Algarveküste (Portugal) zwischen Kap Viente und Kap Trafalgar, 280 km breit. In diesen Golf münden die Flüsse Guadiana und Guadalquivir. Dies erinnert einerseits an die Lage von Tartessos, andererseits an die durch den Namen des atlantischen Herrschers benannte äußerste Gegend von Atlantis, "von den Säulen des Herakles bis zu der Gegend welche jetzt die gadeirische heißt".
War Atlantis eine phönizische Kolonie? Möglicherweise das von Tyrus 800/700 v. Chr. besetzte Tartessos? Damit hätte Platon wahrscheinlich wirklich die 365 Statuen benutzt, um das Alter von Atlantis festzulegen?
Phönizien oder Phönikien (in der eigenen Sprache Kanaan, lat. Phoenicia, griech. foinikh, deutsche Übersetzung "Purpurland" nach dem Handel mit Purpur) ist der Name einer historischen Landschaft an syrisch-libanesisch-israelische Mittelmeerküste etwa zwischen Al Ladhakijja im Norden und Akko im Süden, während Gebirgszüge vom Libanon und des Dschabal Ansarijja Phönizien vom Hinterland trennten.
Es ist seit dem Paläolithikum (begann vor einer Millionen Jahre) besiedelt. Teile Phöniziens hatten im dritten Jahrtausend v. Chr. Beziehungen zu Ägypten und Mesapotamien. Mindestens seit dem 2. Jahrtausend lebt hier eine kanaanäische Bevölkerung. Die wichtigsten Städte sind Byblos, Tyrus, Sidon und Beirut, die als Stadtstaaten eigenständig agierten. Sie handelten mit Ägypten, Zypern und der Ägäis. Sie hatten im 2. Jahrtausend eine gewisse Selbständigkeit, auch wenn sie eigentlich unter der Herrschaft von Ägypten standen. Davon zeugen die Amarna-Briefe aus dem 14. Jahrhundert v. Chr., die in akkadischer Sprache abgefaßt waren. Sie beherrschten zeitweise fast den gesamten Mittelmeerraum und durchfuhren auch zur Zeit ihrer Herrschaft über die Tartessier die Meerenge von Gibraltar, obwohl Platon eigentlich davon schrieb, das Teile des Atlantiks zu seiner oder Solons Zeit unpassierbar waren. Die Religion der Phönizier stand stark unter hellenistischen Einfluß. Neben den ursprünglichen Göttern Baal, El und Astarte u. a. gab es Adonis und den Halbgott Herakles etc. Ihre Sprache gehört zu den kanaanäischen, welche wiederum zu den semitischen Sprachen gehört und verfaßte das Alphabet, von dem alle europäischen abstammen (s. Donelly).
Zwar läßt sich die Besiedlung phönizischen Bodens scheinbar länger zurückverfolgen als die Existenz der Tartessier und Capsien, doch hatten sie selbst im 3. Jahrtausend noch keinen seeübergreifenden Einfluß, sondern bedienten sich nur der Fußwege, über die Halbinsel Sinai nach Ägypten und in den direkten Osten nach Mesapotamien. Möglicherweise kann die Bedeutung des Wortes "Gadir" mehr über die wahren Beziehungen zwischen Phönizier, Tartessier, Capsien, möglicherweise auch Basken zu Atlantis aussagen. Es bedeutet nach Platons griechischer Übersetzung wahrscheinlich soviel wie "der, der reich an Schafen ist".
Auch die etymologische Herkunft des Wortes "Atlas" könnte die Rasse der Atlanter entlarven. Weiterhin interessiert es, welche Sprache die Tartessier gesprochen haben. Iberisch oder Baskisch scheidet meiner Meinung nach aus. Wie schon bei der Schilderung einer baskischen Missionarsreise in Yucatán angedeutet, scheint es sich bei letzterem ja um eine Sprache zu handeln, die höchstwahrscheinlich durch kaukasischen Einfluß entstanden ist mit einer mysteriösen Verbindung zu altamerikanischen Indianersprachen - neben bei bemerkt: es soll nach Cyrus H. Gordon, dem Vertreter der Theorie, die ersten Amerikaner wären Juden gewesen, im östlichen Tennessee (Vereinigte Staaten) einen Stamm geben, dessen Mitglieder "weder Indianer noch Neger sind, sondern von kaukasischer Rasse, aber nicht angelsächsisch"14a,, der "Melungeons" heißt(!?). Iberisch ist, obwohl die Entzifferung der Schrift gelungen ist, noch immer unverständlich und scheinbar unverwandt mit allen bekannten Sprachen. Das im Zusammenhang mit den Amarna-Briefen erwähnte Akkadisch ist die nordwestsemitische Sprache Babyloniens und Assyriens, welche später im 2. Jahrtausend v. Chr. als reine Literatur- sowie Diplomatensprache verwendet wurde.
Das einzige, was außer dem Namen in Platons Text noch nach Phönizien klingt, ist Platons Umschreibung von der Machtausdehnung der Atlanter:
"Diese Alle nun samt ihren Abkömmlingen wohnten hier viele Geschlechter hindurch und beherrschten auch noch viele andere Inseln des Meeres, überdies aber wie schon vorhin bemerkt wurde, auch noch die hier innerhalb Wohnenden bis nach Ägypten und Tyrrenien [siehe Beschreibung der Tartessostheorie; lag in der Ägäis (Kleinasien)] hin."
Die Phönizier hatten vor allem Kolonien in Südspanien, auf Zypern und vielen kleinen Inseln und natürlich Nordafrika. Wie schon erwähnt, war Phönizien aber eher unter Ägyptens Herrschaft und außer Kolonien auf Sizilien herrschten sie auch nicht über das antike Kleinasien.
Zugegeben stimmt diese Machtausdehnung aber auch mit der des Römischen Reiches später oder mit der des Islams noch später überein. Eine andere Frage handelt von dem Zweck jener Namengebung von Gadir. Zuerst versuchte ich das griechische Wort "Eumelos" mit "eu" ("gut", "wohl") + "melos" ("Gelenk", "Glied"), also "Gutgelenkiger" = "Sportlicher" zu übersetzen, stieß aber dabei auf Probleme, wie ich Sport mit Gadir in Verbindung bringen sollte, da es doch Militärstützpunkt und Warenumschlagplatz war und nichts mit einer Kulturstätte zu tun gehabt hätte. Andererseits würden die Griechen, wenn sie jemanden als "sportlich" bezeichnen wollen, eher auf die Wortfamilien von "paidia" und "gymnastike" (beides: "Sport") zurückgreifen. Im übrigen läßt sich die Szene mit Schafen besser rekonstruieren:
Höchstwahrscheinlich wollten die phönizischen Begründer damit das Vorhandensein von Schafzucht aufzeigen. Vielleicht ist diese Begründung ein wenig seltsam, denn schließlich war Schafzucht keine der besonders großen Leistungen der Tartessier, dank denen sie die Iberer so übertrumpften, und die Phönizier, die Nachbarn von Mesopotamien waren, woher die Schafzucht seit 2000 v. Chr.(größtenteils aber nur in Südeuropa, während es unabhängig davon auch in Amerika Arten von Schafen gab) publiziert wurde, dürften in ihrer Fähigkeit, Schafe zu züchten, weit über der der Tartessier sein. Ich spekuliere hier auf die sogenannten feinwolligen Merinoschafe2, die in Spanien gezüchtet wurden. Es handelt sich dabei um die Rasse, bei der die Wolle überhaupt erst für hochwertige Textilien zu gebrauchen war. Sie gilt heute noch als die beste wirtschaftliche "Wollfabrik". Die Phönizier könnten diesen Schafen auf Tartessos schon begegnet seien - schließlich hätten diese wiederum von 2000 v. Chr.(Verbreitung der Schafzucht) bis 1100 v. Chr.(Gründung von Gadir) genug Zeit gehabt, um diese Rasse zu züchten. Doch dann müßte es sich bei Atlantis tatsächlich um das phönizische Tartessos 800/700 handeln? Eine weitere Möglichkeit wäre ein ganz banaler Grund, der zumindest Platon von der etwaigen Schuld, ein Märchen verbreitet zu haben, befreit. So hatten die Phönizier nicht nur häufigen Kontakt mit dem alten Ägypten, sie standen auch unter deren Herrschaft. Sowohl ihre Kunst als auch ihre Religion war sehr offen gegenüber fremden Einflüssen. Vielleicht ist nun der Text auf einer der Säulen in Sais, den Sonchis Solon gezeigt hatte, auch phönizischen Einreisenden bekannt geworden? Möglicherweise war die Legende von Atlantis auch bei ihnen weit verbreitet, so daß die Phönizier so nahe an den Säulen des Herakles daran dachten und sich auf die einzige atlantische Vokabel besannen: Gadeiros. Doch dann wäre "Gadeiros" gar nicht phönizisch, sondern bliebe einfach ein Stück Legende - Legende, die uns einen weiteren Faktor für die Atlantisforschung liefert: Schafzucht.
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Re: MYTHOS ATLANTIS
4. Der Untergang von Atlantis
Letzten Endes soll der Untergang von Atlantis behandelt werde, der ja bekanntlich vor 11600 Jahren stattgefunden hat. Eine Katastrophe in diesem Ausmaß muß sich heute noch nachweisen lassen. Tatsächlich gibt es mehrere Versuche, Katastrophen dem damaligen Ereignis zuzuordnen.
Der weiter oben schon erwähnte Otto Muck bezieht sich dabei auf einen Meteoriten, der 7000m tiefe Einschnitte bei Puerto Rico hinterließ. Zur genauen Datierung verwendet er den Beginn des Maya-Kalenders, der ein besonderes Ereignis markieren muß, den 5. Juni 8498 v. Chr. (um 17 Uhr...). Dieser Art Mythen finden sich in jeder Religion. Die Sintflut der Christen und Juden wäre ein Beispiel, nach dem Gott zornig wurde, da die Menschen zu barbarisch waren. Ein sehr interessantes Märchen der Arikara-Indianer (Prärien) "Maismutter und schwarzer Meteor"11 berichtet von Riesen, welche die Erde beherrschten, während die Menschen "ganz am Ende der Welt lebten". Nesaru, der Himmelsgott, beschloß, "sie zu vernichten". Er versteckte die Menschen unter der Erde, indem er sie in Maiskörner verwandelte, und ließ sie nach der Zerstörungsakt durch die "Maismutter" befreien und wieder zum seelischen Frieden zurückführen. Über das Schicksal jener Riesen schreibt die Legende:
"Aber die Menschen waren tief unter der Erde zu dieser Zeit, daher weiß heute niemand, wie diese Riesen umgekommen sind. Einige behaupten, daß es durch ein großes Feuer geschehen sei, während andere von einem großen Wasser wissen wollen. Nur Nesaru, der im Himmel wohnt, weiß es genau, aber er schweigt."
Der schwarze Meteor kam, als die Maismutter wieder zurück zu Nesaru ging und dieser mit dem Verhalten der Menschen noch nicht zufrieden war, und lehrte ihnen ihre Kultur (Gebrauch von Werkzeugen aus Stein, Wettspiele, heilige Gesänge und Kriegsregeln), verbreitete den Frieden und war ihr erster Häuptling.
Die Identität dieser Riesen ist ein Rätsel der allgemeinen Mythologie. Sie tauchen in allen Kulturen auf und werden durch die Götter zerstört. Einige versuchen, dieses Problem mit der kurzzeitigen Koexistenz von Neandertalern und Cro-Magnon-Menschen zu erklären, doch wären wir dann diese Riesen. Ebenfalls für unwahrscheinlich halte ich den Gedanken, es handele sich um die Gigantopitheken (ein Menschenaffe, Verwandter des Orang-Utan, der vor 500000 Jahren ausstarb), die zur Zeit des Homo erectus lebten. Der schon im Zusammenhang mit "Atlan" erwähnte Autor Walter Hain schreibt zu diesen Riesen:
"In Syrien fanden Archäologen 3,8 kg schwere Faustkeile, die eigentlich nur von Riesen gehandhabt werden konnten. In Ostmarokko wurden angeblich Faustkeile gefunden, 32 cm lang und 22 cm dick. Diese können offenkundig nur von Menschen mit besonders kräftigen Körperbau verwendet worden sein. Auf den Philippinen soll das Skelett eines 5,18 Meter großen Riesen gefunden worden sein. Seine Schneidezähne waren 7,5 cm lang und 5 cm dick. Im Südosten Chinas wurden angeblich Knochen von 3 Meter großen Menschen gefunden. Doktor Pei Weng Chung schätzte die Knochen auf ein Alter von etwa 300000 Jahren. In Agadir sollen 8 kg schwere Äxte gefunden worden sein, die ebenfalls auf ein Alter von 300000 Jahren datiert wurden. An verschiedenen Stellen der Erde finden sich seltsame Fußabdrücke, die aufgrund ihrer Größe nur von riesenhaften Menschen stammen können. In den Klamath-Mountains in Nordwest-Kalifornien wurden 1958 riesenhafte Spuren gefunden. In Texas, in den USA, wurden derartige Abdrücke am Ufer des Paluxy-River bei Glen Rose gefunden. Das Seltsame daran ist, daß diese Fußspuren neben Spuren von Dinosauriern liegen. Handelt es sich hier um einen Scherz oder müssen wir unser Weltbild revidieren? Nach der herkömmlichen Geschichtsschreibung hat es zur Zeit der Saurier, vor etwa 80 Millionen Jahren, noch keine Menschen gegeben. Wer waren diese riesenhaften Erscheinungen und woher kamen sie? Kamen sie vom Mars?..."
Ich glaube zwar eigentlich nicht, daß diese Angaben mehr sind als Enten der Regenbogenpresse, doch darf man sie auch nicht einfach leugnen. Allein von den Spuren aus Texas habe ich schon einmal gehört - sie gelten, glaube ich, als erwiesene Fälschung. Allerdings könnte es sich durchaus um Funde von den schon erwähnten Gigantopitheken handeln, die von der Presse unseriös als "Riesen" reklamiert wurden.
Ich möchte hier dieser Frage nach diversen Riesen nicht weiter nachgehen, gleichgültig ob es sich nach Meinung von Otto Muck um Atlanter oder nach der Meinung von Erich von Däniken und Walter Hain um "Marsgötter" handelt.
So verwenden neben den Maya auch noch viele andere Kulturen eine Jahreszahl zur Datierung der "Sintflut". Nach antiken Schriftstücken aus Tibet soll diese Katastrophe im Jahr 9674 v. Chr. passiert sein, aus denen der schon früher erwähnte Maurice Chatelain schließt daraus, "daß atlantische Flüchtlinge bis nach Tibet zogen, um sicherzugehen, festen Boden unter den Füßen zu haben, der nicht in den Wellen verschwinden würde."7
Währenddessen geht die Bibel nicht so weit zurück: James Ussher datierte um 1650 die Erschaffung der Erde auf den 26. Oktober des Jahres 4004 v. Chr. (um 9 Uhr)14. Die Arche Noah müßte danach noch später gebaut worden sein.
Allerdings, dieser Meteorit oder Komet kam tatsächlich. "Die Sintflut, die alttestamentliche Strafe für die Menschheit, begann an einem Septembermorgen bei Neumond vor ziemlich genau 9545 Jahren."13 ( also 7548 v. Chr.) So zumindest argumentieren das Geologenehepaar Dr. Edith Kristan-Tollmann und Prof. Alexander Tollmann von der Wiener Universität. Ein mehrere Kilometer großer Komet kollidierte mit der Erde, zersprang vor dem Aufprall in sieben große und mehrere kleine Splitter und vernichtete mehrere größere Lebewesen aus der Eiszeit und fast die werdende Menschheit. Sie beziehen sich dabei angeblich auch auf eine naturwissenschaftliche Analyse der Mythen und Legenden. Doch haben wir nun eine große Auswahl an Daten aus dem vierten, dem siebten, dem achten und dem neunten Jahrtausend vor Christus. Handelt es sich nun um verschiedene Einschnitte in das Leben des Menschen oder waren die Ahnen nur ungenau in ihrer Datierung?
Nach den anderen Theorien käme noch der Fall von Tartessos 550 v. Chr. gegen Karthago, der Ausbruch des Vulkans Thera 1500 v. Chr., das Einwandern der Indogermanen 2800 v. Chr., die Überschwemmung des heutigen Wattenmeers und damaligen Bernsteinland in den Niederlanden und das Verlorengehen der Schiffahrtswege nach Amerika hinzu.
Ich werde dieses Essay hiermit beenden und hoffe, daß es eine Anregung ist, selbst "nach Atlantis zu suchen".
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1 "Philebos", "Timaios", "Kritias" Platon, übersetzt durch A. Rivaud, Insel Verlag 2 Meyers Universal Lexikon 1976 3 "Die klassischen Sagen des Altertums" Gustav Schwab 4 "Die Tänzerin von Atlantis" Poul Anderson , Heyne 1976 5 " Spaniens Geschichte" Dr. Richard Konetzke Bibliographisches Institut Leipzig 1939 6 "Terra-X - Von Atlantis bis zum Dach der Welt" Jens-Peter Behrend und Eike Schmitz Gustav-Lübbe-Verlag 1988 7 "Rätselhafte Vergangenheit - die Welt des Unerklärbaren" Moewig Verlag 1984 8 "Meeresfische - Beschreibung, Fortpflanzung und Verbreitung der wichtigsten Arten in Europa" Patrick Geistdoerfer und Jean-Jacques Meusy 1983 9 "Elefanten - die letzte Chance zu überleben" Ronald Orenstein und Brian Beck 1992 10 "Tiere der Urzeit" J.Benes und Z. Burian 1980 11 "Nordamerikanische Indianermärchen" G.A.Konitzky 1963 (wurde aus Quelle in einem Geschichtsbuch verwendet) 12 "Das Marsgesicht und andere Geheimnisse des Roten Planeten" Walter Hain 1995 13 "Feuer und Wasser vom Himmel - Wissenschaftler: Die Sintflut ist kein Mythos, sie gab es wirklich" Nassauische Neue Presse, Blick in die Welt vom 8.6. 1995 14 "Der erste Amerikaner" - Kapitel "Die wilden Theorien von Atlantis bis MU" C.W. Ceram 1971 14a Ceram bezieht sich bei seiner Ausarbeitung hier auf einen Artikel der Zeitung "Chicago Tribune" vom 19.10.1970 mit dem Titel "Credits Jews for Discovery of America" in der besagter Cyrus H. Gordon seine Theorie, daß die ersten Amerikaner aus jüdischen Einflüssen entstanden sind, mit jenem merkwürdigen Stamm der "Melungeons" beweisen möchte.
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Sobald zwei Menschen ein und derselben Meinung sind, wird's gefährlich *gg*
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Re: MYTHOS ATLANTIS
Hallo elohim,
erst einmal vielen Dank für die ausführlichen Infos über Atlantis. Alles konnte ich noch nicht lesen, aber einiges habe ich mir vor dem Ausdrucken markiert.
Zum Beispiel das "Märchen der Arikara-Indianer". Ich finde es hochinteressant, da es teilweise Übereinstimmungen mit dem Hopi-Mythos gibt. Auch die Vorfahren der Hopis gingen unter die Erde. Allerdings lebten sie als Menschen beim "Ameisenvolk", während die erste Welt, in der auch nach den Azteken Riesen gelebt haben sollen, durch Feuer unterging.
Dass die "Riesen" mit dem Gigantopithek identisch sind, denke ich weniger, wenn auch gefundene Spuren von "Menschen" durchaus mit den Spuren dieses Menschenaffen identisch sein könnten.
Ich denke, die "Riesen" waren die erste Zivilisation auf unserer Erde. Sie müssen auch nicht unbedingt Menschen gewesen sein. Diese Zivilisation wurde entweder durch eine weltweite Naturkatastrophe (z. B. Asteroideneinschlag) oder durch eine außerirdische Rasse vernichtet. Mythologisch verbrämt wurde später daraus die "Strafe der Götter". Auch schließe ich eine menschliche Zivilisation zu Seiten der Saurier nicht aus. Wenn auch entsprechende Fossilien eine Fälschung sein sollen.
Allerdings halte ich die Datierung des Untergangs von Atlantis ca. 10.000 - 9.000 Jahre v. u. Z. für eine zu "junge" Zeitangabe, zumindest für eine globale Katastrophe. Wenn bei den Maya und anderen Völkern diese Zeitangabe auftaucht, könnte ein Zusammenhang mit der letzten Eiszeit bzw. deren Ende ungefähr 10.000 v. u. Z. bestehen. Lokale Überschwemmungen verschmolzen mit der viel früheren globalen Katastrophe, die ich ca. 40.000 Jahre v. u. Z. ansiedeln würde. Die erste Zivilisation dagegen könnte zeitgleich mit dem Untergang der Saurier vor 65 Mio. Jahren zerstört worden sein. Das würde auch erklären, warum keine Spuren mehr gefunden werden.
Auch die Theorie des Geologenehepaars ist sehr interessant. Der Haken an der Zeitangabe dieser Theorie liegt meiner Ansicht nach aber darin, dass bei einem so heftigen Asteroideneinschlag noch ein Krater existieren müsste. Gibt es darüber noch nähere Angaben?
Liebe Grüsse, Eva
"Wenn eine freie Gesellschaft den vielen, die arm sind, nicht helfen kann, so kann sie auch jene nicht retten, die reich sind" John F. Kennedy