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Arbeiter-Kinder haben kaum Studienchancen

Arbeiter-Kinder haben kaum Studienchancen

Der Anteil von Akademikerkindern an deutschen Hochschulen ist dominant. Das ist das Ergebnis er 19. Sozialerhebung des Deutschen Studentenwerks. Sein Präsident spricht von "sozialer Selektion". Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) kritisiert, Deutschland bleibe Weltmeister in sozialer Auslese.

Die Aufnahme eines Studiums hängt in Deutschland weiter sehr stark vom Elternhaus ab. Im Jahr 2007 studierten von hundert Akademikerkindern 71, von hundert Kindern aus Familien ohne akademischen Hintergrund dagegen nur 24, wie das Deutsche Studentenwerk (DSW) am Freitag in Berlin mitteilte.

DSW-Präsident Rolf Dobischat kritisierte, die soziale Selektion im deutschen Hochschulsystem sei „erschreckend stabil“. Hochschulbildung in Deutschland gleiche weiter einem kulturellen Kapital, das von Akademikergeneration zu Akademikergeneration weiter vererbt werde, erklärte Dobischat.

Auch die neuen Bachelor- und Master-Studiengänge schienen bisher entgegen den Erwartungen nicht mehr junge Menschen aus hochschulfernen Familien anzulocken. Von sozial offenen Hochschulen sei Deutschland noch „weit entfernt“.

Das Bundesbildungsministerium hob dagegen hervor, dass der Anteil der Studierenden aus bildungsfernen Elternhäusern nach einem kontinuierlichen Rückgang bis 2006 nun gestiegen sei.

Der Raum für Bildungsaufstieg nehme zu, erklärte der Parlamentarische Staatsskretär Thomas Rachel (CDU). Gleichwohl müsse weiterhin daran gearbeitet werden, Chancengerechtigkeit zu erreichen. Der Bildungsstand der Eltern dürfe keine Rolle für den Bildungsaufstieg spielen.

Die stellvertretende SPD-Vorsitzende Hannelore Kraft kritisierte, die Zahlen belegten eindeutig, dass der Geldbeutel der Eltern weiterhin über die Bildungschancen der Kinder entscheide.

Es müsse endlich dafür gesorgt werden, dass viel mehr junge Menschen aus Arbeiterfamilien studierten, forderte die SPD-Spitzenkandidatin für die Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen.

Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) sprach von einem „Armutszeugnis für die studentische Sozialpolitik der Bundesregierung“. Deutschland bleibe „Weltmeister in sozialer Auslese“, erklärte GEW-Vorstandsmitglied Andreas Keller.

Das Bafög müsse um mindestens zehn Prozent erhöht werden. Dies sei finanzierbar, wenn die Regierung auf ihr nationales Stipendienprogramm verzichte.

Die 19. Sozialerhebung des DSW ergab zudem, dass Studenten in Deutschland im Durchschnitt 812 Euro pro Monat zur Verfügung haben. Am wichtigsten ist dabei weiterhin die Hilfe der Eltern.

Nach der Erhebung im Sommer 2009 wurden 87 Prozent der Studierenden von ihren Eltern unterstützt und zwar mit 445 Euro im Monat. 66 Prozent jobbten neben dem Studium und verdienten damit 323 Euro im Monat. 29 Prozent erhielten Bafög und zwar im Schnitt 430 Euro.

Studiengebühren bezahlen laut DSW für 59 Prozent der Studenten die Eltern. Auf eigene Verdienste greifen 30 Prozent zurück. Nur elf Prozent nehmen Studiengebühren-Darlehen in Anspruch. Derzeit werden die Gebühren in sechs Bundesländern erhoben.

DSW-Präsident Dobischat verwies in diesem Zusammenhang darauf hin, dass Studierende aus einkommensschwächeren Familien mehr jobben müssten für die Gebühren. Schaffe es also ein Kind trotz der Selektion im Schulsystem zur Hochschule, stehe es schon wieder vor einer neuen Hürde.

Quelle

LG
Lilu



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