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Aus dem Leben einer Mumie – Neue Methoden sollen alte Geheimnisse aufdecken (Beitr. v. Lilu)

Aus dem Leben einer Mumie – Neue Methoden sollen alte Geheimnisse aufdecken (Beitr. v. Lilu)

REKONSTRUKTION

Lilu

Andreas von Rétyi
Gerade die altägyptischen Königsmumien sind von ewiger Magie und zahllosen Rätseln umgeben. Wie lebten die Pharaonen, wie starben sie? Wurde Tutanchamun ermordet, welches Schicksal erlitten Echnaton und Nofretete, an welcher Krankheit litt Ramses der Große? Mit der Weiterentwicklung nicht-destruktiver physikalischer Methoden können einige Antworten auf alte Fragen gefunden werden. Was aber, wenn die Entdeckungen im Widerspruch zu festen Lehrmeinungen stehen?

Innerhalb der Archäologie entwickelt sich eine eigene neue Wissenschaft: die Paläoradiologie. Im Grunde moderne Medizin, angewandt auf alte Körper. Diese Strahlendiagnostik existiert natürlich schon länger, immerhin werden Menschen schon seit Generationen von Röntgenstrahlen durchleuchtet – eine seit 1896 bekannte Technik. Weit jünger sind hingegen Computertomographie (CT) und Kernspinresonanz-Tomographie (MRT). Beide wurden erst vor wenigen Jahrzehnten entwickelt und werden zunehmend verfeinert. Während ein CT bekanntlich nach wie vor auf Röntgenstrahlung basiert, allerdings mittels Computersteuerung auch dreidimensionale, mehrschichtige Bilder zulässt, arbeitet die MRT mit starken Magnetfeldern und Radiowellen, um Wasserstoffkerne im untersuchten Körper zur Energieabgabe anzuregen und dadurch sehr genau orten zu können. Bei diesem Verfahren gibt es zwar keine Strahlenbelastung, trotzdem bleibt noch zu klären, ob nicht schädigende Einflüsse auf das Körpergewebe bestehen. Manchen Patienten ist das allerdings leidlich egal. Vor allem den bereits toten.

Nun, genau wie die Patienten der Pathologen sehr duldsam sind, genau so wenig beklagen sich auch die Patienten der Archäologen. Allerdings werden beispielsweise ägyptische Mumien auch fast immer völlig intakt gelassen. Kein Altertumsforscher, Anthropologe oder Paläomediziner würde es wagen, den einbalsamierten Leichnam eines Pharao zu zerlegen. Diese Zeiten sind längst vorbei. So werden Mumien heute meist pfleglicher behandelt als die lebenden Vertreter der Spezies Mensch, sobald letztere in den Großbetrieb Krankenhaus geraten. Natürlich ist dies hier nicht das Thema. Bedeutsam jedenfalls bleibt die archäologische Maßgabe, keine wissenschaftliche Methode anzuwenden, die einer Mumie irreversiblen Schaden zufügen könnte und zudem vielleicht nicht zu 100 Prozent sicher ist. So stellt bereits die Entnahme von genetischem Material ein ernstes Problem dar. Ganz anders die nicht-invasiven Methoden der Paläoradiologie. Daher erfreuen sie sich zunehmender Beliebtheit bei der Untersuchung verschiedenster Artefakte, Skelette, Fossilien und Mumien, um in ihr Inneres zu blicken und hier Geheimnisse aufzudecken, die andernfalls wohl nie ans Licht gelangt wären.

Die International Atomic Energy Agency (IAEA) gilt als unabhängige Kernforschungsbehörde der Vereinten Nationen und unterstützt entsprechende Forschungen. Direktor der IAEA-Abteilung für Humangesundheit ist Dr. Rethy Chhem. Er gilt als Fachmann auf dem Gebiet der Paläoradiologie und hat 150.000 Fallstudien erarbeitet und gesammelt. Wie er bemerkt, lassen die neuen Methoden immer präzisere Aussagen über das einstige Leben jener längst Verstorbenen zu. So musste auch Ramses II. erst einmal auf die Erfindung des Röntgenapparats warten, bis moderne Ärzte klären konnten, ob er denn wirklich an einer arthritischen Erkrankung des Rückgrats litt, wie man ursprünglich lange vermutete. Zu Lebzeiten hätte er sich erleichtert zurücklehnen können – Befund negativ. Und immerhin erreichte er ein für damalige Zeiten geradezu unvorstellbares Alter von rund 90 Jahren!

Da konnte 400 Jahre später die ägyptische Priesterin Meresamun ganz und gar nicht mithalten. Ihr Leben endete schon mit 30. Aber ihre sterblichen Überreste blieben ebenfalls bis heute erhalten und wurden mit einer enorm verbesserten CT-Technologie so genau untersucht wie kein anderer Leichnam je zuvor. Denn bei Meresamun wurde erstmals die iCT angewandt, wobei das »i« für »intelligent« steht. Mit einer gegenüber früheren Anwendungen rund 1.000-fachen Rohdatenmenge und rund 30 Milliarden Messpunkten entstand ein bis dato nicht gekanntes 3D-Bild der wohlhabenden Priesterin. Aussehen, Gesundheitszustand, Essgewohnheiten und Lebensstil ließen sich aus diesem nahezu perfekten Scan ableiten, und zwar durch den geschlossenen Sarkophag hindurch. Beeindruckend, in der Tat! Kein Wunder, dass die IAEA in einer aktuellen Pressemeldung stolz auf diese Ergebnisse verweist.

Doch was nützt moderne Wissenschaft, was nützen Gentests, MRTs und iCTs, wenn einige Altertumskundler geradezu befürchten, dass neue Erkenntnisse ihr überkommenes Geschichtsbild über den Haufen werfen könnten, wenn sie daher im Verborgenen agieren, mehr orakeln denn offen legen, mehr verdecken als veröffentlichen? Wir müssen hier auch an jenen derzeit federführenden Ägyptologen denken, der seine Vorzugsposition in der ägyptischen Altertümerverwaltung in geradezu absolutistischer Weise ausnutzt, um damit einerseits vor allem auch seiner eigenen Person ein Denkmal für die Ewigkeit zu schaffen, andererseits aber, um genauestens zu kontrollieren, welche Information und Entdeckung nach außen dringen darf und welche dies eben nicht darf. Längst angekündigte Veröffentlichungen stehen noch aus, einige Ausgrabungen wiederum finden im Geheimen statt und andere dürfen wohl gar nicht erst stattfinden. Wie reagierte Dr. Zahi Hawass seinerzeit auf die Frage, warum eine Gen-Untersuchung an Tutanchamun nicht durchgeführt werde? Er antwortete damals: »Es gibt einige Leute, die wollen die Geschichte Ägyptens verändern!« – nur was, wenn genau dies nötig ist?

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Die beiden im o.g. Bericht erwähnten Bilder, könnt ihr hier bei der Quelle euch ansehen:

https://info.kopp-verlag.de/news/aus-dem-leben-einer-mumie-neue-methoden-sollen-alte-geheimnisse-aufdecken.html


LG
Lilu

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Eva S.

Hallo Lilu,

kann mich Andreas von Rétyi nur anschließen. In letzter Zeit haben leider auch die wissenschaftlichen Dogmen sehr zugenommen. Wissenschaft sollte, wie der Begriff aussagt, Wissen schaffen und nicht überholte Erkenntnisse zu Dogmen machen.

Hoffe, dass sich das wieder ändert.

Liebe Grüße,
Eva
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ENDE REKONSTRUKTION

Die Botschaft Jesu war nicht: Fallt vor mir auf die Knie sondern: Macht euch nach meiner Weise auf die Socken. (Dr. Eugen Drewermann, Theologe)
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Die Bürger werden eines Tages nicht nur die Worte und Taten der Politiker zu bereuen haben, sondern auch das furchtbare Schweigen der Mehrheit. (Bertholt Brecht)