Wandernde Sterne
Hallo @ll,
auch Sonnen gehen manchmal auf Wanderschaft.
Im Februar d. J. entdeckten amerikanische Astronomen erstmals ein Exemplar, dass sich vom Zentrum der Milchstraße aus aufgemacht hat, unsere Galaxie zu verlassen.
Die hohe Fluggeschwindigkeit, 2,4 Mio. km/h und die Flugbahn deuten darauf hin, dass der Stern diese Reise nicht freiwillig angetreten hat. Er scheint bei einem Beinahezusammenstoß mit dem Schwarzen Loch im Zentrum der Milchstraße so stark beschleunigt worden zu sein, dass er vom Zentrum wegkatapultiert wurde.
Ursprünglich war der Stern Teil eines Doppelsternsystems. Beim Passieren des Schwarzen Lochs wurden die "Partner" getrennt. Der "Wanderstern" wurde in die Tiefen des Raums geschleudert, sein "Partner" in eine Umlaufbahn um das Schwarze Loch gezwungen.
Wirklich interessant wird das Ganze aber, dass im November d. J. ein zweiter Stern entdeckt wurde, der mit noch etwas höherer Geschwindigkeit, 2,6 Mio. km/h, sich durch die fernen Randgebiete der Milchstraße bewegt.
Während der Stern vom Februar eine ältere Sonne ist, ist der zweite Stern nach Ansicht der Wissenschaftler viel zu jung, um die gewaltige Entfernung bis in den galaktischen Halo zurückgelegt zu haben und dort von dem Schwarzen Loch, wie die erste "Wandersonne", beschleunigt worden zu sein.
Die Forscher stehen vor einem Rätsel. Manche denken jedoch, dass für diese Beschleunigung ein anderes Schwarzes Loch in Frage kommt. Dieses Schwarze Loch mit der astronomischen Bezeichnung HE0437-5439 liegt 158.000 Lichtjahre von der Erde entfernt im Sternbild Schwertfisch nahe der Großen Magellanschen Wolke.
Überhaupt scheint diese "Gegend" einige Merkwürdigkeiten aufzuweisen. So fand man zwar bis jetzt keine weiteren "wandernden Sonnen", dafür aber ein mysteriöses "Sonnenpaar". Mittels dem Weltraumteleskop Chandra wurden die Überreste zweier Supernove in der Region der Großen Mangellanschen Wolke entdeckt. Das Besondere daran - diese zwei Sonnen sind vollkommen unterschiedlich, explodierten aber zur selben Zeit am selben Ort.
Eine mögliche Erklärung, nach dem man im unteren rechten Teil der Struktur weniger Eisen nachgewiesen hat als im linken Teil, dass der eisenarme Teil der Supernova-Rest eines massiven Sterns mit etwa zehn Sonnenmassen ist. Als er explodierte, sprengte er die äußere Hülle ab, die relativ wenig Eisen enthielt. Der eisenreiche linke Teil dürfte von einem Weißen Zwerg stammen, der Material von einem Begleiter stahl und explodierte, als er ein Gewicht von mehr als 1,4 Sonnenmassen überschritt.
Merkwürdig bleibt das Ganze dennoch, da die beiden Sonnen, falls sie gleichzeitig geboren wurden, nicht gleichzeitig gestorben sein können. Schwere Sterne leben nämlich nur wenige Millionen Jahre, während Weiße Zwerge sich erst nach einigen Milliarden Jahren aus sonnenähnlichen Sternen bilden.
Auch wenn die wissenschaftlichen Thesen durchaus überzeugend sind, finde ich das Ganze schon etwas merkwürdig. Man sieht auch wieder, wie wenig wir immer noch wissen. Ich bin schon gespannt, ob noch mehr "Wandernde Sterne" oder "mysteriöse" Nova-Überreste in dieser Region entdeckt werden.
Liebe Grüße,
Eva
"Die Weisheit eines Menschen misst man nicht an seiner Erfahrung, sondern an seiner Fähigkeit, Erfahrungen zu machen" George Bernhard Shaw