Falsche Rekonstruktion des Neanderthaler-Aussehens?
Hallo @ll,
der Forscher Danny Vendramini behauptet, dass die Darstellung des Neanderthalers völlig falsch und unwissenschaftlich sei. Seiner Theorie zufolge war der Neanderthaler ein hochentwickelter, intelligenter Raubprimat, der wie ein Affe und nicht menschenähnlich aussah.
Artikel mit Fotos und Video hierzu:
https://grenzwissenschaft-aktuell.blogspot.com/2011/05/forscher-fordert-anthropologie-heraus.html
Nunja - uninteressant finde ich diese Theorie nicht, dennoch überwiegt bei mir hier mehr das "contra" und weniger das "pro".
So ist Vendramini der Ansicht, der Neanderthaler habe ein dichtes Fell gehabt. Dagegen spricht allerdings, dass meines Wissens bereits nachgewiesen wurde, dass der Neanderthaler Kleidung fertigte. Auf jeden Fall stellte er einen Klebstoff u. a. aus Baumharz her. Dieser Klebstoff wurde auch zur Textilfertigung vom Neanderthaler genutzt. Es wäre jedoch m. E. ziemlich unsinnig und auch überflüssig, sich Kleidung zu fertigen, wenn man noch ein dichtes Fell besitzt.
Wo ich dem Forscher jedoch zustimme, ist, dass wir Menschen dazu neigen u. a. Tiere zu vermenschlichen. Dennoch muss dies nicht auch beim Neanderthaler so sein. Dass der Neanderthaler viel robuster und stärker als Homo Sapiens war ist eigentlich unbestritten, deswegen muss er aber nicht unbedingt ein Primat gewesen sein.
Etwas abgedreht kommt bei mir an, dass vor 100.000 Jahren eine Gruppe Neanderthaler in den Nahen Osten ausgewandert sein soll und dort zum ersten Mal auf Homo Sapiens traf. Letzterer sollte laut Vendramini nicht nur auf dem Speiseplan stehende Beute des Neanderthalers gewesen sein, sondern wurde auch sexuell ausgebeutet, was die Vermischung von Neanderthaler und Homo Sapiens zur Folge hatte. 50.000 Jahre lang soll dies so gewesen sein, bis Homo Sapiens schließlich selbst zum Jäger wurde und jetzt seinerseits den Neanderthaler jagte und schließlich auslöschte.
Meiner Ansicht nach versucht Vendramini mit dieser Theorie, Homo Sapiens zu etwas Einzigartigem zu machen, das keine anderen Menschenarten neben sich duldet, darum macht er den Neanderthaler zum Tier, wenn auch zum hochintelligenten. Trotzdem spricht er dem Neanderthaler das Menschsein ab, jener bleibt Primat und Homo Sapiens somit die einzig jemals existierende Menschenart. Untermauert wird dies m. E. auch damit, dass im verlinkten Artikel Vendramini betont, dass der Neanderthaler Kannibale gewesen ist. Dies war Homo Sapiens jedoch lange Zeit auch - in Papua Neuguinea z. B. gab es bis Ende der 1950er noch kanibalische Stämme. Im Amazonasgebiet soll es sogar heutzutage noch vereinzelte kanibalische Eingeborene geben. Hier nehmen sich also Neanderthaler und Homo Sapiens nichts.
Darüber hinaus denke ich, wenn die Hatz auf Homo Sapiens durch den Neanderthaler 50.000 Jahre gedauert hätte, gäbe es uns heute nicht. Wir wären sogar viel früher ausgestorben. Man denke nur daran, wie schnell die amerikanischen Mammuts ausstarben - waren keine 10000 Jahre - als Homo Sapiens in Amerika einwanderte und Mammuts zu seiner bevorzugten Beute gehörten.
Andererseits, wenn ich die Fotos vom vermeintlich wahren Aussehen des Neanderthalers im Artikel betrachte, erinnert mich das spontan an Sichtungen von Big Foot, Yeti, Sasquatch, Yeren u. ä.
Sollte Vendramini mit seiner Theorie richtig liegen, halte ich es durchaus für möglich, dass einzelne Exemplare des Neanderthalers bis heute überlebt haben, zumal die Vorgenannten mit Ausnahme von Big Foot, der auch schon in Gegenden mit sehr mildem Klima gesichtet wurde, allesamt in kälteren bis kalten Regionen zu Hause sind.
Was meint ihr?
Liebe Grüße,
Eva
Es ist unglaublich, dass nichts von dem, was man geschichtlich für überholt hielt, wirklich verschwunden ist. Alles ist da, bereit zur Wiederauferstehung. (Jean Boudrillard - Die Illusion des Endes)