Dilla´s & Eva´s grenzwissenschaftl. & polit. Forum - M 2003 bis 2006

"Die Terrorgefahr ist größer denn je!"

"Die Terrorgefahr ist größer denn je!"

"Die Terrorgefahr ist größer denn je!" BND-Chef August Hanning schlägt Alarm. Der Bundesnachrichtendienst befürchtet, dass das Terrornetzwerk Al Qaeda einen schweren Anschlag im Vorfeld der US-Präsidentschaftswahl plant. Kann die westliche Welt den Kampf gegen den Terror gewinnen? Wie groß ist die Bedrohnung wirklich? Welche Hinweise haben die Geheimdienste? Eine Spurensuche.

Autoren : Mike Lingenfelser und Barbara Biemann
Fast 3000 Menschen starben am 11. September vor drei Jahren. Die Angst vor einem neuen Anschlag war nie weg, doch nie war sie so groß wie heute.
Ein CIA-Agent, den der Geheimdienst zwingt anonym zu bleiben, hält die Angst für absolut berechtigt. „Imperiale Selbstüberschätzung. Warum der Westen den Krieg gegen den Terror verliert“, so prangert er im Titel seines neuen Bestsellers Verfehlungen von US-Geheimdiensten und Außenpolitikern an. In den 90er Jahren war der anonyme Autor Leiter der Einheit, die Bin Laden bekämpfte, jahrelang blieben seine Warnungen ungehört. Zitat:
„Ich schreibe dieses Buch mit der Gewissheit, dass al-Kaida die USA wieder auf eigenem Boden angreift, dass der nächste Anschlag einen noch größeren Schaden anrichten wird als der 11. September und dass dieses Mal Massen-vernichtungswaffen zum Einsatz kommen könnten.“
Mittlerweile hat die CIA dem Autor Interviewverbot erteilt. Vor kurzem konnte der Mann, der, wie Report erfahren hat, Michael Scheuer heißt, noch mit US-Sendern sprechen. Im Interview sagt CIA-Agent Michael Scheuer:
„Wir müssen den Feind endlich als das akzeptieren, was er wirklich ist. Al-Kaida ist keine Terrorgruppe, es handelt sich nicht um organisierte Kriminalität, sondern um eine große, gut organisierte Aufstandsbewegung, 20 Jahre gewachsen und widerstandsfähig.“
Straff organisierte Aufständische, die Michael Scheuer zufolge vor allem politische Ziele verfolgen. Al-Kaida kämpfe weniger gegen westliche Werte, sondern vielmehr gegen das US-Engagement im nahen u. mittleren Osten – künftig auch mit Massenvernichtungswaffen?
Schon ein paar Monate nach dem 11. September hatte al-Kaida-Sprecher Abu Geith in einem Aufsatz gedroht:
„Wir haben das Recht vier Millionen Amerikaner zu töten.“
Mittlerweile hat ein radikaler saudische Kleriker, Scheich Nasir al-Fahd, eine religiöse Begründung für einen Anschlag mit Massenvernichtungswaffen geliefert. Zitat:
„Das Böse der Ungläubigen kann verhindert werden, wenn man sie bei Nacht mit Massenvernichtungswaffen angreift.“
Nach seiner Festnahme nach den Anschlägen auf ein westliches Wohnviertel im saudischen Riad im Mai 2003 hat Scheich al-Fahd diesen Aufruf zum Mord öffentlich zurückgenommen. Doch seine Botschaft ist längst verbreitet.
Prof. Peter Heine, Islamwissenschaftler an der Humboldt-Universität Berlin gibt zu bedenken:
„Der Text ist ja da. Er hat das zwar zurückgenommen aber die Interpretation ist für mich als den, der das liest, schlüssig.“
report München: „So könnte jemand denken?“
Prof. Peter Heine: „So könnte jemand denken, ja.“
Alarmstufe Orange in den USA, schon seit Anfang August. Sicherheitskräfte bewachen die New Yorker Börse und andere Finanzzentren. Der Heimatschutz hatte Hinweise auf einen Anschlag mit einer sogenannten schmutzigen Bombe, die aus Sprengstoff und radioaktivem Müll gebaut wird.
Geplant waren die Attentate offenbar von acht al-Kaida-Terroristen in London; Die Polizei stellte sie Anfang August bei Straßensperren und in ihren Wohnungen. Unter ihnen: al-Kaida-Führungsmitglied Dhiren Barot, der in engem Kontakt mit dem Chefplaner des 11. September, Khalid Mohammed stand – mehrmals soll er für ihn Anschlagsziele in den USA ausgekundschaftet haben.
Hinweise auf dem Computer dieses Mannes hatten die Londoner Terroristen verraten. Mohammed Noor Khan, pakistanischer Computerspezialist und bis zu seiner Festnahme im Juli in Pakistan offenbar einer von al-Kaidas strategischen Planern.
Das nukleare Material für eine schmutzige Bombe ist leicht zu beschaffen: Ukraine im April dieses Jahres. Fahnder verhaften Kriminelle, die vermutlich radioaktive Substanzen an Terroristen verkaufen wollten. In ihrem Wagen finden die Sicherheitsleute alte Batterien, die normalerweise Caesium und Strontium enthalten.
Vergangenes Jahr in Tieflis, Georgien: Sicherheitskräfte entdecken bei einer Verkehrskontrolle im Kofferraum eines PKW Kanister mit radioaktivem Isotop 137.
Anschlagsziel Seattle, US-Westküste. Wie verheerend ein Attentat mit einer schmutzigen Nuclear-Bombe sein kann, wird hier für den Ernstfall geprobt, Der Heimatschutz und Rettungsleute üben mit Statisten. Ein extrem aufwendiges Szenario, das zeigt, wie ernst die Amerikaner die Terrorbedrohung nehmen. Eine Sanitäterin vor Ort berichtet:
„Das Szenario einer schmutzigen Bombe existiert bisher nur in der Theorie. Aber die Bedrohung ist immer da. Also üben wir, die Opfer zu versorgen, sie von der Strahlung zu dekontaminieren und passen auf, dass unseren Einsatzkräften nichts passiert.“
Auch wenn eine schmutzige Bombe ganze Stadtteile jahrelang verseuchen kann, gilt sie unter Experten nicht als Massenvernichtungswaffe, so wie ein echter Atomschlag.
Genau den befürchtet der ehemalige Vizeverteidigungs-minister und Havard-Professor Graham Allison. Er hat bereits Evakuierungsszenarien entworfen. Einen Terroranschlag mit einer Atombombe hält er innerhalb der nächsten zehn Jahre dann für wahrscheinlich, wenn die westlichen Regierungen nicht konsequenter gegen Atomhandel vorgehen und Atommüll in den ehemaligen Sovjetstaaten sichern. Prof. Allison warnt:
“Wir haben keinen Zweifel, dass Bin Laden über Nuclearwaffen gesprochen hat und versucht hat, welche zu kaufen, offenbar ohne Erfolg. Er verfolgt das Ziel eines Angriffs mit Atombomben. Er hat beispielsweise mit einem pakistanischen Wissenschaftler getroffen und was ihn in diesem Gespräch am meisten interessiert hat, waren Nuklearwaffen. Er hat ein Motiv, er will in großem Stil töten und er arbeitet gezielt darauf hin.“
Dass Bin Laden’s al-Kaida bereits im Besitz von Atomwaffenwaffen ist, wird von westlichen Geheimdiensten bezweifelt. Generell sei die Terrorgefahr aber größer denn je, heißt es beim Bundesnachrichtendienst. Alarmiert ist auch Terrorexperte Bernd Georg Thamm. Die Frage sei nicht ob, sondern wann ein Anschlag in Deutschland passiert:
„Wir haben bei uns in Deutschland die Situation, dass auf Grund der Prozesse gegen Islamisten, auf Grund von Dschihad-Kämpfern, die hier bei uns abgetaucht sind in islamistischen Parallelwelten und anderes, und vor allem unseren Beitrag in der Terrorbekämpfung im Ausland, also in Afghanistan etc., die Situation, dass wir im Visier der Dschidhad-Terroristen sind, wenn wir vielleicht auch nicht an oberster Stelle stehen.“
Ob der 11. September oder die Attentate von Djerba und Bali – immer wieder führen die Spuren nach Deutschland. Wir werden uns an die Bedrohung gewöhnen müssen.
LG.Pegus

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