Irans Staatschef erzürnt die arabische Welt
Irans Staatschef erzürnt die arabische Welt
Die jüngsten israelfeindlichen Äußerungen des iranischen Staatschefs Mahmud Ahmadinedschad
haben nicht nur in der westlichen, sondern auch in der arabischen Welt Empörung ausgelöst.
Vor allem Saudi-Arabien ist erbost, daß das iranische Staatsoberhaupt von dem friedlichen Charakter
des muslimischen Gipfels in Mekka abgelenkt habe. Zudem gerät Ahmadinedschad auch im eigenen
Land unter Druck. Politiker fürchten eine weitere internationale Isolierung ihres Landes. Selbst
Hardliner wenden sich nun von dem Ultrakonservativen ab.
Bereits vor einigen Wochen hatte sich der iranische Staatschef harsche Kritik zugezogen, als
er forderte, Israel von der Landkarte zu tilgen. Mitte vergangener Woche legte er nun nach:
Auf einer Pressekonferenz beim Mekka-Gipfel sagte Ahmadinedschad, er akzeptiere nicht die Behauptung,
daß Adolf Hitler Millionen Juden getötet habe. "Einige europäische Länder pochen darauf, daß
Hitler Millionen unschuldiger Juden in Öfen getötet habe", wurde Irans Staatschef zitiert.
"Wir akzeptieren diese Behauptung nicht."
Anschließend verglich er Israel mit einem "Krebsgeschwür" und forderte unter anderem Deutschland
und Österreich auf, Teile ihres Landes an die Juden abzugeben und so einen zionistischen Staat
in Europa zu ermöglichen. "Bieten Sie einen Teil Europas an, und wir werden das unterstützen",
so Ahmadinedschad. Der Vertreter der erzkonservativen Strömung war im Juni überraschend in
das Präsidialamt gewählt worden.
Selbst bei iranischen Hardlinern stößt der Staatschef mit seinen Attacken gegen Israel allerdings
auf Kritik. "Der Präsident muß seine Worte mit Bedacht wählen", sagte Hamid Resa, Chef der
Islamischen Koalitionsgemeinschaft. "Er könnte der Welt seine Botschaft auf eine bessere Art
mitteilen."
Neben anderen europäischen Staaten hat auch Deutschland empört auf den Vorfall reagiert. Kanzlerin
Angela Merkel betonte, man werde niemals zulassen, daß das Existenzrecht Israels gefährdet
werde. Die USA sehen sich durch den Vorfall in ihren Bedenken gegenüber dem Iran bestärkt.
Angesichts der Haltung des Staatschefs sei es um so wichtiger, daß der Iran keine Atomwaffen
besitze. Mohammed al-Baradei, Chef der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEO), warnte Israel
gestern indirekt vor den Folgen von Militärangriffen gegen Iran. Man könne ein Land nicht mit
Gewalt an der Beschaffung von Atomwaffen hindern, sagte der ägyptische Diplomat in Oslo. Dorthin
war er gereist, um den Friedensnobelpreis entgegenzunehmen. WM-Botschafter Wolfgang Overath
regte indes an, die iranische Nationalelf im Zuge des Vorfalls womöglich von der Weltmeisterschaft
2006 auszuschließen. ws
Artikel erschienen am 11. Dezember 2005
wams.de
Sicherheitsrat verurteilt Äusserungen von Irans Präsidenten
New York/Teheran. DPA/AP/baz. Nach UNO-Generalsekretär Kofi Annan hat auch der Weltsicherheitsrat
die Israel-Äusserungen des iranischen Präsidenten Mahmud Ahmadinejad verurteilt. Der amtierende
Ratpräsident Sir Emyr Jones Parry (Grossbritannien) erklärte am Freitagabend in New York, die
15 Mitglieder des Gremiums ständen voll hinter der Reaktion von Annan.
Dieser hatte sich «schockiert» über Ahmadinejads Meinung erklärt, dass es den Holocaust nie
gegeben habe. Annan erinnerte den iranischen Präsiden daran, dass die UNO-Vollversammlung erst
im vergangenen Monat eine Resolution angenommen hatte, die sich gegen jede Leugnung des Holocaust
wendet. Die historischen Fakten der Judenvernichtung durch die Nationalsozialisten seien zweifelsfrei
belegt.
Ahmadinejad hatte sich für die Verlegung des Staates Israel nach Deutschland oder Österreich
ausgesprochen. Zugleich leugnete er nach iranischen Medienberichten das Ausmass der Judenverfolgung
während der Nazizeit.
Im Kreuzfeuer seiner Verbündeten
Ahmadinejad löst mit seinen provokativen Äusserungen auch in der arabischen Welt sowie im eigenen
Lande zunehmende Empörung aus. Saudiarabische Kommentatoren zeigten sich am Freitag geradezu
wütend darüber, dass Ahmadinejad mit seinem Vorschlag zur Verlegung Israels nach Europa vom
friedlichen Charakter des muslimischen Gipfels in Mekka abgelenkt habe. Iranische Politiker
appellierten derweil an die geistliche Führung in Teheran, das weltliche Staatsoberhaupt in
die Schranken zu weisen.
«Der Präsident muss seine Worte mit Bedacht wählen. Er könnte der Welt seine Botschaft auf
eine bessere Art mitteilen», erklärte Hamid Resa, Vorsitzender der Islamischen Koalitionsgesellschaft.
Dabei handelt es sich um eine Partei von iranischen Hardlinern, was in der gegenwärtigen Situation
praktisch für sich selbst spricht. Reaktionen aus aller Welt fielen bekanntlich noch weitaus
kritischer aus. Auch Verbündete Teherans wie Russland distanzierten sich von den jüngsten Äusserungen
Ahmadinejads.
Besondere Verärgerung herrschte jedoch in Saudi-Arabien, nach dessen Plänen vom Gipfel in Mekka
eine Botschaft der Toleranz ausgehen sollte. Die Gastgeber wollten erklärtermassen die gemässigte
Seite des Islams unter Beweis stellen und eine einige Front der Muslime gegen den Terrorismus
demonstrieren. Hier hat ihnen Ahmadinejad einen Strich durch die Rechnung gemacht.
El Baradei verliert Geduld
«Der iranische Präsident scheint seine Orientierung verloren zu haben», schrieb der prominente
saudiarabische Kommentator Gilan al Ghamidi. «Der Iran sollte logisch handeln, wenn er sich
die Unterstützung der Welt sichern will. Der Präsident hat hier nichts gewonnen, sondern viel
verloren.»
Selbst ranghohe saudiarabische Regierungsbeamte machten gegenüber der Nachrichtenagentur AP
ihrem Unmut Luft. Einer von ihnen verglich den iranischen Präsidenten mit dem gestürzten irakischen
Staatschef Saddam Hussein und dem libyschen Revolutionsführer Muammar al Gaddafi. Beide hätten
in der Vergangenheit wiederholt provokative Bemerkungen von sich gegeben, die dann der gesamten
islamischen Welt angelastet worden seien.
Zunehmende Verärgerung mit dem Iran äusserte auch der Generaldirektor der Internationalen Atomenergiebehörde
(IAEA), Mohamed El Baradei. Er verliere langsam die Geduld mit der Regierung in Teheran, die
die Verhandlungen über ihr umstrittenes Atomprogramm unnötig lange hinausziehe. «Sie bewegen
sich zentimeterweise vorwärts, während ich von ihnen verlange, dass sie einen Sprung nach vorn
tun», kritisierte der Gewinner des diesjährigen Friedensnobelpreises vor Journalisten in Oslo.
Selbst Reformer appellieren an Geistlichkeit
Viele iranische Politiker sehen auf Grund des Auftretens von Ahmadinejad die Gefahr einer weiteren
internationalen Isolierung ihres Landes. Selbst Hardliner wenden sich deshalb zunehmend von
dem Ultrakonservativen ab. Auch werfen sie ihm einsame Beschlüsse vor. Aus diesem Grund hat
das von Konservativen dominierte Parlament bereits drei Personalvorschläge des Präsidenten
für das wichtige Amt des Ölministers abgelehnt.
Beobachter werteten es als Ironie des Schicksals, dass sich am Freitag sogar gemässigte Kräfte
an die geistliche Führung um Ayatollah Ali Khamenei wandten. «Das herrschende Establishment
muss etwas gegen diesen Mann unternehmen», erklärte der als Reformer bekannte Analyst Davud
Hermidas Bawand. «Ahmadinejad redet wie der Sprecher einer ultrakonservativen Splittergruppe.
Seine Worte passen nicht zu einem verantwortungsbewussten Präsidenten.»
«Die Presse» schreibt von Islamo-Faschismus
Die antisemitischen Äusserungen des iranischen Präsidenten rufen zum Teil heftige Reaktionen
hervor. Die konservative Wiener Zeitung «Die Presse» schreibt am Samstag von Islamo-Faschismus:
«Man mag von der Diktion der Amerikaner halten, was man will: Inhaltlich ist George Bush mit
seiner Rede von der 'Achse des Bösen' wohl nicht ganz falsch gelegen. Es zeigt sich wieder
einmal, dass eines der transatlantischen Grundprobleme die unterschiedliche Einschätzung globaler
Risiken ist. Die Europäer haben noch immer nicht begriffen, dass die Verbindung von militantem
Islam und totalitärem Staat zu etwas, das man ohne grosse Übertreibung Islamo-Faschismus nennen
kann, eine reale Bedrohung darstellt. Stattdessen tun sie so, als ob man mit einer Kombination
aus Zahlungsbereitschaft und multikultureller Rhetorik das Kind schon schaukeln könnte. Kann
man aber nicht.»
baz.ch
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11.12.2005 12:30 Chamenei stärkt Ahmadinedschad den Rücken
Der iranische Präsident Mahmud Ahmadinedschad ist wegen seiner anti-israelischen Äußerungen
auch in der arabischen Welt sowie im eigenen Land kritisiert worden. Der geistliche Führer
Ajatollah Ali Chamenei stärkte Ahmadinedschad gestern jedoch indirekt den Rücken.
"Zionisten haben Angst"
Die empörten Reaktionen auf die "Haltung des Iran gegenüber dem zionistischen Staat" (Israel)
beweise nur, dass "die Zionisten und ihre amerikanischen Verbündeten" Angst hätten, wurde Chamenei
vom staatlichen Radio zitiert.
Sie seien besorgt, weil die Unterstützung der Palästinenser gegen Israel in den islamischen
Staaten so stark sei.
Aber auch interne Kritik
Zuvor hatte selbst die konservative Partei Islamische Koalitionsgesellschaft gefordert, Ahmadinedschad
müsse "seine Worte mit Bedacht wählen". Der Präsident "könnte der Welt seine Botschaft auf
eine bessere Art mitteilen", sagte der Parteivorsitzende Hamid Reza.
Viele iranische Politiker sehen auf Grund des Auftretens von Ahmadinedschad die Gefahr einer
weiteren internationalen Isolierung ihres Landes.
Grüsse...