Dilla´s & Eva´s grenzwissenschaftl. & polit. Forum - M 2007 bis 2008

Wie gegen Globalisierungsgegner Stimmung gemacht wird

Wie gegen Globalisierungsgegner Stimmung gemacht wird

Hallo @ll,

die Berichterstattung von der Demonstration in Rostock war wieder einmal typisch. Mehrere 10.000 Menschen (die Zahlen schwanken zwischen 30.000 und 50.000) demonstrierten friedlich gegen die Globalisierung, das wurde aber ständig mehr oder weniger nebenbei erwähnt, während die ca. 2000 gewalttätigen Randalierer ständig in den Vordergrund gerückt wurden.

Das Statement, im Grunde ein Schuldbekenntnis für die Randale, des Demo-Veranstalters auf N24 erinnerte mich in ihrer Art fast schon an Aussagen von Geiseln, die von ihrem Peiniger genau gesagt bekommen, was sie sagen müssen. Kurz kam dann auch ein Demonstrant zu Wort, der - und da war er nicht der einzige - sagte, dass die Polizei teilweise die Angriffe provoziert hätte. Sofort kam dann ein Polizeisprecher zu Wort, der dies empört zurückwies.

Vergessen ist dabei wohl schon wieder, dass z. B. 23 (!) Journalisten nicht über den G8-Gipfel berichten dürfen, weil sie globalisierungskritisch sind. Bekannt wurde auch, dass Journalisten verdeckt vom Bundeskriminalamt überprüft werden und dass, wenn den "Überprüfern" entsprechender Journalist nicht gefällt, sie eben wie die 23 keine Akkreditierung bekommen. Betroffene Journalisten werden auf den Rechtsweg verwiesen. Im Klartext - das Bundeskriminalamt schert sich anscheinend nichts um die im Grundgesetz verankerte Presse- und Meinungsfreiheit.

Auch die Deutsche Bahn AG scheint sich an dieser modernen Hexenjagd zu beteiligen. Sie räumte ein, dass sie während der Proteste gegen den G8-Gipfel die Anwesenheit größerer Reisegruppen in Richtung Mecklenburg-Vorpommern weitermelden. Die Erkenntnisse seien zunächst an "interne Stellen" (wie immer diese zu definieren sind) zu geben, dort abzugleichen, da man ja die globalisierungskritische Szene nicht unbedingt als solche identifizieren kann. Notwendig sei dies um "möglichem Gefahrenpotenzial gezielt zu begegnen" - im Klartext, jeder Globalisierungskritiker wird anscheinend inzwischen als Terrorist angesehen.

Und jetzt mal ein bisschen Inhalt: Unter anderem soll auf dem G8-Gipfel über einen verschärften Patentschutz für deutsche Industriegüter verhandelt werden. Insbesondere wendet man sich hier gegen China und Indien, die z. B. mit kostengünstigen Nachahmerprodukten von Arzneien erfolgreich mit deutschen Konzernen konkurrieren.

Würde diesem Antrag stattgegeben sind Millionen Arme Menschen bedroht, die sich schon jetzt nur schwer die günstigen Medikamente leisten können.

Ziel sei es außerdem, den Schwellenländern wie China oder Indien über eine Verschärfung des "Schutzes geistigen Eigentums" die Nutzung zentraler westlicher Forschungserkenntnisse zu verbieten.

In Afrika z. B. sind schon jetzt die Auswirkungen solcher Politik zu spüren - so erhalten allein im südlichen Afrika 1,8 Mio. HIV (AIDS)-infizierte Kinder keine ausreichende medizinische Versorgung, weil die Preise für die benötigten Medikamente durch Lizenz- und Patentbestimmungen künstlich hochgehalten werden. Umgekehrt bescheren die bei jedem Medikamentenkauf zu entrichtenden Patentgebühren den westlichen Herstellern hohe Extraprofite.

Und für diese Farce, auf dem G8-Gipfel soll vor allem über Hilfe für arme Länder gesprochen werden, muss der Steuerzahler noch Millionen Euros berappen (man denke an den Schutzzaun in Heiligendamm und den massiven Polizei- und Bundeswehreinsatz) - Millionen auch dafür, dass hier wieder einmal im Grundgesetz verankerte Bürgerrechte einfach ausgehebelt werden und die meisten Menschen, wie eigentlich immer, auf die gigantische Manipulationsmaschinerie hereinfallen und nicht merken, dass unser Grundgesetz immer mehr ausgehöhlt wird.

Liebe Grüße,
Eva

Wenn der Mensch nicht über das nachdenkt, was in ferner Zukunft liegt, wird er das schon in naher Zukunft bereuen (Konfuzius)

Re: Wie gegen Globalisierungsgegner Stimmung gemacht wird

Hallo Eva,

joo, so ist das alles.
Doch ob das wirklich keiner merkt, dessen bin ich mir nicht so sicher.
Ich denke eher, es wird hingenommen, da die meisten entweder

Die geringe Menge, denen es möglich war, war vor Ort (ca. 40-50.000 Menschen) in irgend welchen Städten und hat demonstriert

Ein Tropfen auf dem heißen Stein, der ruckizucki wieder verdampft.
Und doch immerhin ein Tropfen!

LG
Lilu



Mögen wir das Leben erkennen
und wieviel wunderbare Dinge es darin zu entdecken gibt.

Re: Wie gegen Globalisierungsgegner Stimmung gemacht wird

Hallo Lilu,

Deiner Aufzählung stimme ich durchaus zu, dennoch glaube ich, dass die meisten es nicht merken, weil die Manipulationsmaschinerie so hervorragend funktioniert.

Bei der Demo gab es auch Ansprachen von Globalisierungskritikern z. B. - hat man davon etwas gehört? - also ich nicht. Jede Sendung stellte "nur" die Randale in den Vordergrund, über die berechtigten Anliegen der Globalisierungsgegner und -kritiker wurde nichts oder nur sehr minimal berichtet.

Das Bundesverfassungsgericht soll ja jetzt über die geplanten Demonstrationen bzw. darüber entscheiden, ob z. B. der Sternmarsch in Heiligendamm durchgeführt werden darf. Wie werden die wohl entscheiden, wenn von Rostock "nur" die Randale in Erinnerung bleibt?

Hier wird sehr subtil dem Durchschnittsbürger vorm Fernseher vermittelt, dass "nur" Gewaltbereite gegen den Gipfel demonstrieren, dass die Mehrheit der Demonstranten friedlich war fällt z. B. genauso "unter den Tisch" wie die Inhalte, welche die Demonstranten verkünden wollten.

Auch soll durch die ständige Wiederholung der Straßenschlacht zwischen Demonstranten und Polizei vermittelt werden, dass wir noch mehr Überwachung brauchen - Stück für Stück wird hier das Grundgesetz ausgehöhlt und die meisten bekommen das nicht mit. Das ist das Schlimme an dieser Art Manipulation.

Liebe Grüße,
Eva

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Re: Wie gegen Globalisierungsgegner Stimmung gemacht wird

Hallo @ll,

nachstehend zitiere ich vollständig einen Text, der mir per E-Mail zugeschickt wurde. Ungefähr ab der Mitte gibt es einen Augenzeugenbericht von der Demo in Rostock:

Hier sind, wie ich finde, einige sehr interessante Passagen dabei, die doch zu denken geben.

Liebe Grüße,
Eva

Verantwortlich ist man nicht nur für das, was man tut, sondern auch für das, was man nicht tut (Laotse)
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Re: Wie gegen Globalisierungsgegner Stimmung gemacht wird

Hallo Eva,

Zitat:

dass die meisten es nicht merken, weil die Manipulationsmaschinerie so hervorragend funktioniert.

Ja, das sehe ich allerdings auch so, dass dies der überwiegende Teil ist.

Dein hier eingefügter Bericht ist sehr interessant, danke.


LG
Lilu



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Re: Wie gegen Globalisierungsgegner Stimmung gemacht wird

Hallo Lilu, hallo @ll,

ja, die Manipulation wirkt sehr gut. Wie erwartet hat das Bundesverfassungsgericht aufgrund der Randale in Rostock den Sternmarsch untersagt und auch das Annähern an den Sicherheitszaun.

Aber die mehrheitlich friedlichen Demonstranten haben es gestern dennoch geschafft, an den Zaun heranzukommen. Interessant war hier wie unterschiedlich bei den einzelnen Sendern hier berichtet wurde. Am schlimmsten fand ich die Öffentlich-Rechtlichen - hier wurden meiner Ansicht nach die friedlichen Demonstranten schon wieder pauschal kriminalisiert.

Liebe Grüße,
Eva

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Re: Wie gegen Globalisierungsgegner Stimmung gemacht wird

Hallo Eva,

hier kann ich dir wieder nur zustimmen. Hast du völlig Recht.


LG
Lilu



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Re: Wie gegen Globalisierungsgegner Stimmung gemacht wird

hi,

also mir geht das ganze theater um diesen g8 gipfel so langsam gegen den strich.wartet mal 4 oder 5 wochen ab, dann kräht kein hahn mehr danach.aus der ferne dagegen mobil zu machen bringt meiner meinung nach eh nichts.da muss man schon selber aktiv werden.sich zusammenschliessen,hinfahren und vor ort mit den demonstranten austauschen.ist für mich der einzige weg sich direkt einen überblick zu verschaffen um was bei diesem g8 gipfel nun tatsächlich geht.

wie konfuze schon sagte:
"handel erst,und rede dann über dass was du getan hast !"
naja...oder so in der art...

by P.


<hr>

Re: Wie gegen Globalisierungsgegner Stimmung gemacht wird

Nicht jeder kann gleichzeitig überall handeln und wenn du nur über das sprechen möchtest, was deine Taten betrifft, dann gäbe es für dich wohl auch künftig hier nicht mehr so viel zu sagen ;)

Das ist ein Forum der dem Kommunikationsaustuasch dient, und keien "Handelsplatte"

LG
ClaUDIA



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Re: Wie gegen Globalisierungsgegner Stimmung gemacht wird

Hallo Lilu, hallo plavalaguna und @ll,

stimme Lilu voll und ganz zu - man kann nicht überall sein und ich finde es auch wichtig, sich auszutauschen und die Geschehnisse mal fernab vom gleichgeschalteten Mainstream zu beleuchten. Es geht hier bei dem G8-Gipfel wie bei vielen anderen (politischen) Ereignissen den "Herrschenden" doch fast immer darum das Gegenteil vom Willen des Volkes zu machen und dementsprechend wird auch manipuliert was das Zeug hält.

Bei "unserer" Demo gegen die dritte Startbahn war es ähnlich. Wir waren fast 20.000 Leute aber im Bayerischen Fernsehen wurde es so hingestellt, als wäre kaum jemand bei der Demo gewesen. Im Münchner Merkur wurden kurz nach der Demo nur Leserbriefe von Startbahnbefürwortern veröffentlicht, erst Tage nach der Demo gab es wieder Leserbriefe von Startbahngegnern, die bei uns definitiv in der Mehrzahl sind, was die Landesregierung aber anscheinend nicht im geringsten interessiert.

Mit dem G8-Gipfel ist es noch schlimmer und darüber kann man eigentlich nicht genug schreiben, schon deshalb, weil hier alles an Manipulation "aufgefahren" wird was heutzutage möglich ist. Zum Beispiel die Heuchelei mit der Hilfe für Afrika. Den Afrikanern ist mit Sicherheit nicht geholfen, wenn deutsche Patentrechte für Medikamente verschärft werden. Schon jetzt können sich viele Afrikaner die billigen Varianten nicht leisten; werden die Patentrechte gemäß Antrag verschärft, kann sich kaum mehr ein Durchschnittsafrikaner die Medikamente leisten.

Abschließend zwei, wie ich finde, sehr interessante Links zum G8 bzw. der vermeintlich gewaltbereiten Demonstranten:

https://www.jungewelt.de/2007/06-08/019.php

https://www.spiegel.de/videoplayer/0,6298,18864,00.html.

Liebe Grüße,
Eva

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