wer geglaubt hat, dass die Zeiten aggressiver, fanatischer christlicher Missionierung und damit verbundener Intoleranz und Gewalt anderen Religionen gegenüber vorbei ist, wird jetzt eines besseren belehrt.
Gerade in den USA blüht jetzt wieder christlicher Fanatismus und hat jetzt leider auch gewaltige Auswirkungen auf das erdbebenzerstörte und von bitterer Armut gekennzeichnete Haiti.
So hat der fanatische US-Fernsehprediger Pat Robertson verbreitet, dass Haiti deswegen von dem Erdbeben so schwer getroffen wurde, weil die Haitianer einst im 18. Jh. einen Pakt mit dem Teufel geschlossen hätten, um von der französischen Besatzung befreit zu werden und somit das schwere Erdbeben eine Strafe Gottes ist.
In Haiti ist seit 2003 das noch immer verbreitete Voodoo neben dem Katholizismus offizielle Staatsreligion. Drei Viertel der Haitianer gehören beiden Religionen an (ähnlich wie bei den lateinamerikanischen Santaria).
Nun strömen 1000ende christlicher Missionare ins Land, fast ausschließlich US-Bürger. Offiziell um humanitäre Hilfe zu leisten, diese ist aber seit dem Beben häufig mit fanatischen Missionierungsversuchen verbunden.
Ende Februar d. J. ging das soweit, dass von Missionierungseifer besessene (vorwiegend US-) Christen während einer Voodoo-Zeremonie dieselbige stürmten. Bewaffnet mit Knüppeln, angefeuert von einem Baptisten-Pastor, der ständig in sein Megafon rief "Voodoo ist schuld am Beben", zerstörten die christlichen Fanatiker alles, was ihnen in die Finger kam - Trommeln, Fahnen u. a. Schließlich gingen diese Christen auch auf die Voodoo-Anhänger los - es flogen sogar Pflastersteine. Dann steckten sie alles in Brand. 20 Menschen wurden verletzt, drei davon schwer. Ein weiterer, trauriger "Höhepunkt" dieser versuchten Zwangs-Missionierung und Bilderstürmung - zwei Jugendliche pinkelten unter dem Beifall des grölenden (christlichen) Mobs auf ein mit Kreide gezeichnetes Symbol der "Göttin der Friedhöfe" im Mittelpunkt des Zeremonienplatzes .
Es wird nun befürchtet, dass bei weiteren "Missionierungen" dieser Art und anhaltenden Versuchen seitens dieser fanatischen Katholiken, den Voodoo-Kult auszulöschen, ein Bürgerkrieg ausbrechen könnte.
Bis vor dem Beben sind die Haitianer anscheinend gut mit den zwei Staats-Religionen zurecht gekommen und lebten diesbezüglich weitgehend in friedlicher Koexistenz - bis jetzt! Und nun kommen diese religiösen US-Fanatiker daher und zerstören diesen Frieden. Da bekommt man doch gleich eine klarere Vorstellung davon, wie das im Mittelalter abgelaufen ist - schade, dass sich Geschichte ständig wiederholt....
Fürchte dich nicht davor, exzentrische Meinungen zu vertreten; jede heutige Meinung war einmal exzentrisch. (Bertrand Russell) ----------------------------------------------------------------------------- Viele kleine Leute, in vielen kleinen Orten, die viele kleine Dinge tun, können das Gesicht der Welt verändern. (Spruchweisheit der Mandika, Afrika)
Re: Religionskampf in Haiti
Das ist ja wirklich das Letzte. Und zeigt zudem sehr deutlich, dass "wir" noch immer bereit sind für entsprechende Religionszugehörigkeitsschubladen nach wie vor anderen Menschen die Köpfe einzuschlagen, andere zu demoralisieren, andere zu demütigen oder gar zu ermorden.
Ich würde nicht sagen, dass sich Geschichte wiederholt, sondern die gleiche Geschichte dauert noch immer an.
Leider.
LG Lilu
"Immer weigere ich mich, irgendetwas deswegen für wahr zu halten, weil Sachverständige es lehren, oder auch, weil alle es annehmen.
Jede Erkenntnis muss ich mir selbst erarbeiten. Alles muß ich neu durchdenken, von Grund auf, ohne Vorurteile."
Albert Einstein (1879-1955)
Re: Religionskampf in Haiti
Hallo Lilu,
Du sagst es - finde es wirklich schlimm, dass es noch immer diese "Religionszugehörigkeitsschubladen" gibt und anscheinend die meisten Menschen nach wie vor für wahre Religion überhaupt nicht bereit sind.
Liebe Grüße, Eva
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Fundamentalistische US-Christen planten Attentate
Hallo @ll,
US-Ermittlungsbehörden haben nach eigenen Angaben eine Verschwörung militanter Christen gegen die Regierung aufgedeckt. Bereits am Montag erhob die Staatsanwaltschaft in Detroit Anklage gegen neun mutmaßliche Mitglieder der rechtsradikalen, christlichen Gruppe Hutaree. Seit 2008 sollen die Mitglieder dieser Gruppe regelmäßig mit Waffen trainiert und den Bau von Sprengsätzen geübt haben.
Die Angeklagten sollen geplant haben, einen Polizisten zu töten und dann bei dessen Beerdigung Bomben zu zünden. Die Gruppe glaubte, auf diese Weise einen Aufstand gegen die Regierung anzetteln zu können.
Diese Gruppe betreibt auch eine Webseite, wo sie u. a. geschrieben hat, "dass es ihre Mission sei, sich für die Endzeit-Schlacht vorzubereiten, um das Zeugnis Jesu Christi am Leben zu erhalten". Desweiteren, "dass es der Wunsch Jesu sei, wenn der angekündigte Anti-Christ komme, uns mit dem Schwert zu verteidigen".
Anscheinend wollen jetzt in den USA christliche Fanatiker endgültig den Taliban nacheifern.
Passend hierzu habe ich gestern eine Dokumentation auf Phoenix gesehen, in der über christlichen und islamischen Fanatismus berichtet wurde. Die Unterschiede zwischen beiden Gruppen verschwinden meiner Ansicht nach zusehends.
Was könnte die Welt doch für ein friedlicher Ort sein, wenn es keine Religion gäbe, schließlich basiert auch das kapitalistische System auf der vermeintlichen, vom Kirchen-Christentum propagierten "göttlichen Ordnung", mit der seit Jahrhunderten Unterdrückung, Ausbeutung, Naturzerstörung, (Religions)kriege, Frauendiskriminierung, Sklaverei, Vernichtung Andersdenkender etc. gerechtfertigt werden.
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Re: Religionskampf in Haiti
Hier noch zwei Links zu Artikeln über diese militante Gruppe aus meinem Vorbeitrag:
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Re: Religionskampf in Haiti
Nachstehend noch zwei Links zu zwei Artikeln, wobei der erste - es geht darum, was die US-Bürger über Obama denken, nur indirekt mit dem Thema zu tun hat.
Der zweite Link dagegen führt zu einem Artikel darüber, wie wichtig für die Menschen, welche der Vodoo-Religion angehören, diese Religion ist, um das Trauma schwerer Naturkatastrophen zu überwinden. Er geht auch kurz auf den Religionskampf in Haiti ein.
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