oder auch: der zeitweise wichtige Lebensbegleiter !?
Ist unsere heutige Kultur in Westeuropa u.a. eine "Lebensabschnitts-Kultur" geworden, wo man z.B.
in einer Partnerschaft einen bestimmten Lebenspartner benötigt, für die Zeit mit den Kindern. Endet dieser Zeitraum der Kindererziehung, oder sind diese groß und selbstständig, so sucht man oder Frau sich für den nächsten Lebensabschnitt wieder einen neuen Partner, der neue Impulse in`s eigene Leben bringen soll ?,
während der Berufsausbildung oder des Studiums hat man - in diesem Lebensabschnitt - einen (oder nach und nach mehrere Partner), die dann nach Beendigung dieses Lebensabschnittes wieder "ausgetauscht" werden gegen neue Partner/innen, um den Bedürfnissen und Anforderungen des neuen Lebensabschnittes Berufstätigkeit besser gerecht zu werden oder zu können ?,
man schreibt und diskutiert in einem oder mehreren Foren während eines bestimmten Lebensabschnittes, z.B. des Studiums, und gibt diese Tätigkeit dann auf, wenn ein neuer Lebensabschnitt beginnt, z.B. die Berufstätigkeit, oder genau so gut der Übergang in`s Rentenalter ?
-usw., usw. mit xyz-Beispielen.
Alle vorher noch so persönlich !! wichtigen Beziehungen oder Themen oder Tätigkeiten u.a. sind dann (plötzlich) unwichtig, da diese nur für den eigenen, bestimmten Lebensabschnitt, von z.B. ca. 20 - 30 Lebensjahren, relevant waren und nach 30 dann plötzlich "zu Staub zerfallen", oder genau so gut eben nach dem 65.Lebensjahr der Pensionierung urplötzlich irrelevant werden, oder wann auch immer ?
Hat man also als Mensch der Gegenwart - in aller Regel - nur noch "zeitweise wichtige Lebensbegleiter", in Person (andere Menschen) oder Gegenständlich (z.B. Internetforen) oder Sächlich (z.B. aktueller Beruf) die neuen Entwicklungsaufgaben des eigenen Lebens weichen müssen durch andere, neue Partner/innen, Freizeitaktivitäten oder Berufsfelder ?
Menschliches, Gegenständliches und Sächliches als "Ware", aktuell wichtig n u r !! in der jeweiligen eigenen Lebensphase; und nach der jeweiligen Lebensphase meistens "über Bord zu kippen" !??
Scheint so zu sein, wenn z.B. statistisch jede zweite Beziehung oder Ehe wieder aufgelöst wird, die durchschnittliche aktive Teilnahme an Internetforen zwischen ca. 2-5 Jahren liegt, viele Berufe durchschnittlich "nur" 5-10 Jahre ausgeübt werden, usw.usw.usw..
Alles eine "Ware" (menschlich, gegenständlich und sächlich) und keine dauerhaften, bleibenden Dinge mehr ? Offenbar der allgemeine Trend der letzten ca. 25 Jahre in der westeuropäischen Kultur.
Stimmt oder stimmt nicht, und warum und wieso, und warum gerade so; was meint ihr ?
Drivethesee
Re: Lebensabschnittsdogma der heutigen Gesellschaft
Hallo Drivethesee,
denke, man muss das etwas differenzierter sehen. Was die Berufstätigkeit betrifft ist es heute so, dass es aufgrund des rasanten technischen Fortschritts einerseits und der Globalisierung andererseits nur noch sehr selten möglich ist einen Beruf mehrere Jahrzehnte lang oder gar bis zur Rente auszuüben.
Was das Schreiben in Foren betrifft denke ich, dass hier tatsächlich bestimmte Lebensabschnitte eine Rolle spielen. Die Interessen verändern sich. Sehe das ja an mir selbst, wenn ich mal vergleiche, was der Schwerpunkt unseres Forums hier vor zehn Jahren war und welcher er heute ist. Dann spielt auch noch die große Konkurrenz der sogenannten Sozialen Netzwerke eine Rolle. Gerade junge Menschen halten sich dort meiner Ansicht nach lieber auf als in einem Forum.
Insgesamt leben wir in einer schnelllebigen Zeit und das Internet hat auch eine Menge verändert.
Was die Lebenspartnerschaften betrifft denke ich, dass man heutzutage weniger bereit ist zurückzustecken oder Kompromisse zu schließen. Wir leben m. E. in der Tat in einer Kultur, die Konsum über alles stellt, die Egoismus fördert und somit lebenslange Beziehungen zu einer Rarität werden lässt, denn hier müssen Kompromisse geschlossen werden. Leider erstreckt sich meiner Ansicht nach die Wegwerfmentalität immer mehr auch auf Menschen; passt eine Beziehung nicht mehr wird nicht nach Lösungen die Partnerschaft zu retten gesucht sondern ein/e neue/r Partner_in, der/ die den eigenen Wünschen mehr entgegenkommt. Alte werden in Heime abgeschoben usw. Denke aber, dass sich diese Zeiterscheinung irgendwann in absehbarer Zukunft überholt haben wird.
Liebe Grüße, Eva
Humanität besteht darin, dass niemals ein Mensch einem Zweck geopfert wird (Albert Schweitzer)
Re: Lebensabschnittsdogma der heutigen Gesellschaft
"Es ist alles nur für eine bestimmte Zeit" - ich finde persönlich, diese Aussage trifft es am besten. Sowohl in beruflichen Angelegenheiten, wie das Schreiben in Internetforen als auch in Beziehungsangelegenheiten.
Dies liegt m.E. vor allem an der inzwischen massiv verlängerten Lebensspanne des Menschen und an der Verdopplung des gesamten menschlichen Wissens etwa alle 10 Jahre, was es in früheren Jahrhunderten in der Form nicht gegeben hat.
Lehrsätze aus der eigenen Ausbildungs/Studienzeit von vor 20-30 Jahren sind faktisch überholt durch neue und andere Erkenntnisse; vor knapp mehr als 100 Jahren galt Wissen selbst noch als ein vielfach unumstößliches Faktum.
Heute kann Wissen jeder Form sachlich und faktisch nach 10 Jahren schon überholt und widerlegt sein.
Diese massiv-schnellen Veränderungen der Grundlagen dürften sich auch auf das menschliche Beziehungsgeflecht auswirken.
Conclusio: wenn alles so vergänglich ist, brauch man als Mensch auf der anderen Seite auch nichts Dauerhaftes mehr. Ergibt durchaus Sinn als eigene Form der Logik !
Warum noch an eine Sach- oder Wertstabilität von materiellen oder immateriellen Dingen glauben oder davon überzeugt sein, wenn dies alles faktisch bereits widerlegt ist durch die rasante Entwicklung in allen Sektoren ?
Kapitalismus ist das Anhäufen von privaten Reichtümern - viele haben das scheinbar vergessen und verwechseln soziale Marktwirtschaft mit kommunistischen Prinzipien, obwohl diese doch auf Kapitalismus basiert !
Schon ganz schön irre.
Drivethesee
Re: Lebensabschnittsdogma der heutigen Gesellschaft
Na wen haben wir denn hier', doch nicht etwa nen Rammstein-Fan' mhmm? und ich dachte, die hätten keine Fan's mehr....SEEMANN!
Re: Lebensabschnittsdogma der heutigen Gesellschaft
Hallo Drivethesee,
stimme Dir hier weitgehend zu. Andererseits klammert man sich jetzt aber wieder mehr an Traditionen - vielleicht als Ausgleich zur sonstigen Hektik.
Liebe Grüße, Eva
@ Drivethesee und Sweet Samarita
Egal welche Probleme ihr beide miteinander habt, löst diese bitte außerhalb dieses Forums oder per PM. Danke!
Humanität besteht darin, dass niemals ein Mensch einem Zweck geopfert wird (Albert Schweitzer)
Re: Lebensabschnittsdogma der heutigen Gesellschaft
Das mit den Traditionen ist noch ein relativ junger Trend - da stimme ich dir zu.
Ich denke mehr an eine Art von Dauerhaftigkeit und vor allem Verlässlichkeit, die solche der ach so schnelllebigen und unzuverlässigen Zeit heute entgegensetzen soll.
Tradition ist doch mal was von Dauer ! - ein echter Gegenpol sozusagen, wenn schon nach 10 Jahren das en Groh an Wissen wieder überholt ist, der Job gewechselt hat, der Partner ebenso, ebenfalls der Wohnort und die meisten Freunde und Interessen selbstverständlich auch.