Dilla´s & Eva´s grenzwissenschaftl. & polit. Forum - Na 2009 bis 2010

Die sog. "Todeszonen" in Ozeanen breiten sich weiter aus

Die sog. "Todeszonen" in Ozeanen breiten sich weiter aus

Hallo @ll,

die Meere befinden sich weltweit in einem beklagenswerten Zustand verursacht durch Überfischung, Verschmutzung und damit verbundenem Artensterben. Vor allem die Küstengewässer sind von Sauerstoffmangel und Leblosigkeit betroffen. Profiteure hiervon sind die Algen, die dann wieder selbst Teil des Problems sind - ein tödlicher Kreislauf.

Hauptverursacher dieser Katastrophe ist wieder einmal der Mensch bzw. vor allem die exzessive Landwirtschaft. Dadurch wird immer mehr Dünger in Flüsse, wie z. B. im Mittleren Westen der USA der Mississippi, eingeleitet bzw. durch Sturm und Regen hineingeschwemmt. Es entstehen große Mengen an Stickstoff, den die Flüsse dann in die Meere transportieren. Der Stickstoff verhilft den Algen zu einer riesigen Blüte. Wenn diese Algen dann absterben zehren sie den im Wasser gelösten Sauerstoff auf und ersticken dadurch fast alle anderen Meereslebewesen. Die See wird durch geringen Sauerstoffgehalt hypoxisch, manchmal auch, wenn der lebensnotwendige Sauerstoff komplett aufgebraucht wurde, anoxisch. Warme Temperaturen begünstigen zusätzlich diesen Vorgang. Somit verschärft die Klimaerwärmung dieses Problem.

Die schon jetzt bestehende Konsequenz - Absterben von Muschelbänken und Korallenriffen, vergiftete Fische; Fische, die sich nicht mehr richtig fortpflanzen können, dadurch leiden auch Robben, Kleinwale u. a. an Nahrungsmangel.

Dabei wäre dieser Schaden zumindest teilweise behebbar wie das Beispiel "Schwarzes Meer" zeigt. Dort sind hypoxische Gebiete, die 1990 noch ca. 40.000 qkm Fläche betrugen, so gut wie verschwunden, was jedoch dem Zusammenbruch der Landwirtschaft zuzuschreiben ist. Würde man z. B. wesentlich weniger Dünger in der Landwirtschaft verwenden würde dies sehr zu einer Erholung der Ozeane beitragen. So stieg der Sauerstoffgehalt des Schwarzen Meeres wieder verhältnismäßig schnell an, dadurch kehrte das Leben wieder in das Gewässer zurück. Die Natur hat sich dort zwar noch nicht ganz erholt, das wird nach Meinung der Wissenschaftler auch noch etwas dauern, aber es gibt so gut wie keine Todeszone mehr.

In Großbritannien an der Themse-Mündung vor London und an der des Hudson vor New York wurden Maßnahmen ergriffen, dass durch diese Flüsse weniger Stickoxide ins Meer gelangen. Diese Maßnahmen waren auch erfolgreich.

Weltweit bzw. insgesamt gesehen geht der "Trend" leider dahin, dass sich der Stickoxidgehalt der Flüsse und somit auch jener der Ozeane erhöht. So kommt es zu stark vereinfachten marinen Lebensgemeinschaften, denen die großen Tiere wie Wale, Haie, Thun- und Schwertfisch fehlen.

Ursächlich ist aber nicht "nur" die Landwirtschaft. Seit der Mensch so intensiv das Meer nutzt verschwanden 85 % der großen Wale, über 90 % der Meeresschildkröten, über 50 % der Seevögel, 90 % der Austern und ca. 66 % der Grundfische wie Scholle und Seezunge. In einigen Gebieten brach die Biomasse der Fische um 95 bis 96 % ein. Im Golf von Mexiko, dem Mittelmeer und im Nordwestatlantik sind Haie fast ausgestorben, im Mittelmeer teilt der Rote Thunfisch dieses Schicksal.

Liebe Grüße,
Eva

Die Welt hat Platz für jedermann, aber nicht für jedermanns Gier (Indira Gandhi)
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Das Versagen einer Elite beginnt damit, dass sich die Falschen dafür halten. (Hans-Jürgen Quadbeck-Seeger, deutscher Chemiker)

Re: Die sog. "Todeszonen" in Ozeanen breiten sich weiter aus

Die Zahlen sind schon erschreckend, ebenso wie das sehr auffällige Artensterben.


LG
Lilu



"Immer weigere ich mich, irgendetwas deswegen
für wahr zu halten,
weil Sachverständige es lehren, oder auch,
weil alle es annehmen.

Jede Erkenntnis muss ich mir selbst erarbeiten.
Alles muß ich neu durchdenken, von Grund auf,
ohne Vorurteile."

Albert Einstein (1879-1955)

Re: Die sog. "Todeszonen" in Ozeanen breiten sich weiter aus

Hallo Lilu,

stimme Dir hier voll und ganz zu.

Liebe Grüße,
Eva

Die Welt hat Platz für jedermann, aber nicht für jedermanns Gier (Indira Gandhi)
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Das Versagen einer Elite beginnt damit, dass sich die Falschen dafür halten. (Hans-Jürgen Quadbeck-Seeger, deutscher Chemiker)

Re: Die sog. "Todeszonen" in Ozeanen breiten sich weiter aus

Hallo @ll,

eine neue Studie prognostiziert eine Erhöhung um 50 % Ausbreitung der Zonen mit sauerstoffarmen Wasser bis Ende dieses Jahrhunderts.

Auch breiten sich diese Todeszonen viel schneller aus als bisher gedacht.

Auch große Schwankungen in den pH-Werten der Ozeane tragen zur Ausbreitung dieser Todeszonen bei. Viele Meereslebewesen, vor allem Muscheln, können die starken pH-Wert-Schwankungen des Wassers nicht mehr kompensieren. Als Folge, wie im Eingangsbeitrag bereits erwähnt, erhöht sich die Algenpopulation, welche die Versauerung der Ozeane und somit die Ausbreitung der Todeszonen beschleunigt.

Liebe Grüße,
Eva

Die Welt hat Platz für jedermann, aber nicht für jedermanns Gier (Indira Gandhi)
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Wenn eine Idee anfangs nicht absurd klingt, besteht keine Hoffnung für sie! (Albert Einstein)

Re: Die sog. "Todeszonen" in Ozeanen breiten sich weiter aus

Hier noch ein aktueller Zustandsbericht:

Verschärfung der globalen Fischereikrise
UN-Report: Weltweite Fischerei als Verlustgeschäft für Mensch und Natur

Rom/Wien (pte/02.03.2009/15:45) - Die Zahl der stark reduzierten oder bis an die biologischen Grenzen ausgebeuteten Fischbestände ist zwischen 2004 und 2006 von 77 auf 80 Prozent erneut gestiegen. Dies geht aus einem Bericht der Welternährungsorganisation FAO https://www.fao.org hervor. Neben der ökologischen Katastrophe komme auch noch ein volkswirtschaftliches Problem auf die Menschen zu, meint WWF-Fischereiexperte Georg Scattolin https://www.wwf.at gegenüber pressetext.


"Gelernt hat man aus der Katastrophe nach dem Zusammenbruch der Kabeljau-Fischerei in den 1990er Jahren in Kanada nichts", meint der Meeresbiologe. Damals gingen 40.000 Arbeitsplätze verloren. Die Wissenschaftler hätten immer wieder vor dem Ende der Bestände gewarnt. "Doch die Politik wusste es besser", so Scattolin. Das gleiche Problem zeichne sich mit dem Kabeljau in der Nordsee und mit dem Tunfisch im Mittelmeer ab. Die seit langem von Politik und Fischereiindustrie versprochene Trendwende sei ausgeblieben. Neben dem volkswirtschaftlichen Schaden gefährde der drohende Zusammenbruch vieler Fischbestände auch die Ernährungssicherheit in den Entwicklungs- und Schwellenstaaten.

Die Zahl der nur moderat genutzten Fischbestände habe sich laut FAO seit den 1970er Jahren von 40 auf 20 Prozent halbiert. "Das bedeutet, dass die weltweite Fischerei ein Verlustgeschäft für Mensch und Natur ist. Sie könnte bis Mitte des Jahrhunderts komplett zusammenbrechen", so der Meeresbiologe. Die Gesamtmenge der gefangenen Fische belief sich nach FAO-Angaben 2006 auf 81,9 Mio. Tonnen. Das sind über vier Prozent weniger als noch zwei Jahre zuvor. "Expertenhochrechnungen zufolge belaufen sich die wirtschaftlichen Verluste durch die Überfischung der Meere auf etwa 40 Mrd. Euro im Jahr."

"Die einzige Lösung des Problems ist eine nachhaltige Fischerei", erklärt der Experte. Dieser Trend sei derzeit aber nicht auszumachen. Ein weiteres Problem für die Ausbeutung in den Meeren sieht Scattolin in der illegalen Fischerei. "Da die Gesamtmengen der illegalen Fänge nicht bekannt sind, werden sie von Fachleuten geschätzt." Auch dieses Problem könnte man über den Handel relativ einfach lösen: Wenn es eine Kennzeichnung gibt, die den Fang bis zum Fischer zurückverfolgt, werde der illegalen Fischerei ein Riegel vorgeschoben. Effektiv sind zudem auch Zertifikate wie etwa das MSC-Label https://www.msc.org, das eine umweltschonende Fischerei garantiert. Den Verbrauchern in Österreich empfiehlt der WWF beim Einkauf auf Fische aus gefährdeten Beständen - wie zum Beispiel Tunfisch, Scholle, Seezunge oder Rotbarsch - zu verzichten. https://www.wwf.at/fischfuehrer.

"Der WWF fordert angesichts der dramatischen Zahlen einen Paradigmenwechsel in der Fischereipolitik", so Scattolin. Dieser müsse auch in der bevorstehenden Reform der EU-Fischereipolitik vollzogen werden. Mehr Schutzgebiete und fischereifreie Zonen, umweltfreundlichere Fangtechniken und eine massive Verkleinerung der Fangflotten seien erforderlich, um der Krise zu begegnen, die in Europa besonders drastisch ist. (Ende)

https://pressetext.ch/news/090302038/verschaerfung-der-globalen-fischereikrise/



"Immer weigere ich mich, irgendetwas deswegen
für wahr zu halten,
weil Sachverständige es lehren, oder auch,
weil alle es annehmen.

Jede Erkenntnis muss ich mir selbst erarbeiten.
Alles muß ich neu durchdenken, von Grund auf,
ohne Vorurteile."

Albert Einstein (1879-1955)

Re: Die sog. "Todeszonen" in Ozeanen breiten sich weiter aus

Hallo Lilu,

befürchte, man wird auch jetzt nicht gegensteuern. Das System lässt dies auch nicht zu und was bis jetzt versucht wurde, z. B. Fangquoten, ging voll nach hinten los. Dieses Umweltgesetz schreibt u. a. Fischern vor, welche Art Fisch sie fangen dürfen - gelangt eine andere Art ins Netz und wird in den Hafen transportiert, droht den Fischern Strafe. Da sich aber bei der Hochseefischerei im großen Stil eben immer auch eine andere Art als gerade erlaubt ist im Netz verfängt, werden diese Fische einfach über Bord geworfen. Zu diesem Zeitpunkt sind die meisten aber schon verendet oder kurz davor. Das heißt - der gefangene Fisch wird nicht einmal mehr verwertet und somit trägt dieses schwachsinnige Gesetz zu einem noch viel schnelleren Artensterben bei.

Liebe Grüße,
Eva

Die Welt hat Platz für jedermann, aber nicht für jedermanns Gier (Indira Gandhi)
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