Frühkoptische Apokryphe beschreibt Jesus als Formwandler
Frühkoptische Apokryphe beschreibt Jesus als Formwandler
Hallo @ll,
zugegeben, als ich die Überschrift dieses Artikels bei grenzwissenschaft.aktuell gelesen habe, warf ich erst einmal einen Blick auf den Kalender, ob wir vielleicht nicht doch schon den 1. April haben. Beim Durchlesen des Artikels änderte sich meine Ansicht - der Artikel ist sehr interessant.
Hintergrund ist, dass der Historiker Roelof van den Broek den entsprechenden Text in seinem im Artikel genannten Buch präsentiert, diesen in zwei Manuskripten entdeckte, welche 1200 Jahre alt sein sollen. Unter anderem ist in dem Text, im Gegensatz zum Neuen Testament der Bibel, davon die Rede, dass Jesus sein letztes Abendmahl nicht mit den Aposteln sondern mit Pontius Pilatus verbracht hat. Letzterer wollte sogar seinen eigenen Sohn anstelle von Jesus ausliefern.
Noch interessanter ist, dass dieser Text, der angeblich vom Heiligen Cyrill von Jerusalem, der im 4. Jh. nach Christi lebte, stammt, Jesus als Formwandler beschreibt. (Glaube, mich zu erinnern, dass ein Cyrill - im Artikel ist auch von einem "Pseudo-Cyrill" die Rede - einst von der römischen Kirche als Ketzer angeprangert wurde.)
Zitat:
Auf dieses Angebot, so v/d Broek, antwortet Jesus wie folgt: "Oh Pilatus, du hast große Gnade und eine gute Einstellung mir gegenüber gezeigt." Zugleich habe Jesus Pilatus verdeutlicht, dass er jederzeit entkommen könne, wenn er dies wollte: "Pilatus sah Jesus an und siehe da, Jesus wurde körperlos. Er (Pilatus) sah ihn (Jesus) eine ganze Zeit lang nicht mehr." Des Weiteren berichtet der Text über Visionen eines getöteten Adlers (als Sinnbild Jesu), die Pilatus und dessen Frau in dieser Nacht heimsuchten. In der koptischen und äthiopischen Kirche wird Pilatus als Heiliger verehrt.
Nebenbei angemerkt finde ich es sehr interessant, dass hier der Adler als Sinnbild Jesu gesehen wird. Eine weitere Passage könnte ebenfalls für Formwandlerfähigkeiten Jesu sprechen, gibt m. E. aber auch eine andere mögliche Erklärung, auf die ich später zurück komme. Erst einmal ein weiteres Zitat:
Zitat:
"Dann sprachen die Juden zu Judas: Wie sollen wir ihn (Jesus) verhaften, hat er doch nicht nur eine Erscheinungsform und (kann) sein Aussehen verändern. Manchmal ist er rötlich, dann wieder weiß und manchmal rot. Manchmal hat er die Farbe des Weizens und manchmal ist er blass wie ein Asket. Manchmal ist er jung, dann wieder ein alter Mann (...)".
Sicher, wenn man gläubiger Christ ist, dürfte auch der Glaube an eine Formwandlung Jesu, da ja Sohn Gottes kein, Problem sein. Als nicht Gläubiger (Christ) könnte man auch mit der manchmal von Paläoseti-Forschern angeführten These, Jesus war ein Außerirdischer oder Zeitreisender, konform gehen, wobei Ersterer auch ein Formwandler sein könnte. Es gibt aber auch eine weitere Möglichkeit - der hier erwähnte apokryphische Text könnte auf Tatsachen beruhen, wurde aber mythologisch verbrämt (ähnlich wie die Artussage). Das wiederum könnte bedeuten, was von einigen Bibelforschern auch schon ab und zu in betracht gezogen wurde, dass Jesus eigentlich ein Widerstandskämpfer bzw. der Anführer einer Widerstandsbewegung gegen die römische Herrschaft gewesen ist und Pilatus hat mit ihm paktiert. Da Jesus als Anführer die wichtigste Person in dieser Widerstandsbewegung gewesen ist, hatte er womöglich eine Menge Doubles bzw. Männer um sich, die sich nach außen jeweils als Jesus ausgaben um u. a. ihren Anführer zu schützen. Als es eng wurde, hat Jesus sich geopfert und wurde so zum Märtyrer für die Widerstandsbewegung.
Wenn man bedenkt, dass der christliche Glaube eigentlich von Paulus und nicht wirklich von Jesus begründet wurde ist die Theorie vom Widerstandskämpfer Jesus durchaus legitim.
Wie auch immer - diesen apokryphischen Text finde ich hochinteressant, da er in vielerlei Hinsicht der Bibel widerspricht und darum u. a. Einblicke in die vielfältigen Glaubensrichtungen der frühen Christen gewährt.
Liebe Grüße, Eva
Humanität besteht darin, dass niemals ein Mensch einem Zweck geopfert wird (Albert Schweitzer)
Re: Frühkoptische Apokryphe beschreibt Jesus als Formwandler
Hallo Eva,
das ist eine durchaus interessante wie plausible Theorie. so könnte Jesus eine Art Doppelleben geführt haben. eben einmal als Prediger und ein anderes mal als Widerstandskämpfer. anderer seits käme auch eine zweite, vielleicht auch gespaltene Persönlichkeit in Frage. es muss also nicht zwingend eine körperliche Wandlung gemeint sein, eine Geistige käme auch in Frage.
da ich eh davon ausgehe, das Jesus "nicht" am Kreuz starb, wie die Kirche/Bibel es suggeriert. so bleibt nur die symbolische Last, die er durch seine, ihm auferlegte Aufgabe, zu tragen hatte. das käme bezüglich der, mit einher gehenden Verantwortung als Führer....eines geheimen Widerstands Bundes, dem schon sehr nahe.
die Geschichte steckt voller Metaphern, wie zB. das übers Wasser gehen oder einen Blinden sehend machen et.c. allerdings durchaus lösbar.
Lg. Sweety
Re: Frühkoptische Apokryphe beschreibt Jesus als Formwandler
Hallo SweetSamarita,
die Idee vom Doppelleben Jesu finde ich gut. Auch ich denke, dass Jesus eher nicht am Kreuz starb, sondern seine Getreuen ihn rechtzeitig gerettet haben und er nach seiner Gesundung einfach untergetaucht ist. Ist aber reine Spekulation. Einen wirklichen Formwandler und somit Außerirdischen halte ich ebenso für möglich wie verschiedene Menschen, die sich alle als Jesus ausgaben oder einen Zeitreisenden.
Liebe Grüße, Eva
Humanität besteht darin, dass niemals ein Mensch einem Zweck geopfert wird (Albert Schweitzer)