Agrarabsolventen aus Weihenstephan - Weißt du noch...?

Diplomfeier

Diplomfeier

Auf vielfachen Wunsch:
Die Rede online!



Meine lieben Professoren,
liebe Dozenten und andere Mitarbeiter der Universität
liebe Eltern, Freunde und Verwandte
und liebe Studenten,

herzlich willkommen zu unserer Abschlussveranstaltung! Mir wird heute die Ehre zu Teil, dass ich die Rede für die Absolventen halten darf.
Um Fehlern auszuweichen will ich auch gar nicht lange machen, draußen wartet schließlich ein Freibierfest!

Aber ich denke, dass ist auch ein guter Einstieg: wo, wenn nicht hier an dieser Uni kann man eine Absolventenverabschiedung finden mit angegliederten Freibierfest?! Weltklasse, oder? Das hat aber nicht nur etwas mit Feiern zu tun, sondern ist mittlerweile eine, wie ich finde, schöne Tradition.

Beim Schreiben dieser Rede haben wir uns überlegt, was man rein nimmt und was nicht. Die Skepsis ob es überhaupt genug zu sagen gibt ohne in die Belanglosigkeit zu geraten war zwar da, wurde aber schnell überwunden, da sich in den letzten 4 bis 10 Jahren –je nachdem wie lange man hier war- an der Uni und in der Landwirtschaft viel getan hat. Oh, da muss ich gleich noch was einwerfen: wenn ich von Landwirtschaft und dem Studiengang spreche sind natürlich auch alle Gartenbauer mitgemeint, die ja teilweise ja deutliche Parallelen vorweisen.

Was wir liebe Kommilitonen aber alle gemeinsam haben war die Studienzeit hier am Campus. Ein Campus, der mit Abstand zu den schönsten in Deutschland gehört. Auf der einen Seite die topmodernen Lehr- und Forschungseinrichtungen und auf der anderen Seite, auf dem Berg, die traditionsreichen Mauern des alten Klosters und mit einem Wahnsinnsblick bei schönem Wetter. --- Und einer immer sportlicher werdenden Studentenschaft. Einige werden das neue Biotechnikum gesehen haben... da war früher der Hauptparkplatz. Viele der Autofahrer mussten deshalb jetzt auf das Rad oder per Pedes zur Vorlesung kommen. Dass diese Tatsache die Teilnahme an frühen Vorlesungen reduziert hat ist nur ein Gerücht! Und neben dem normalen Studium hat man hier auch unheimlich was fürs Leben gelernt hat. Wäre die Mensa hier nicht so mittelmäßig, ist zu bezweifeln, dass so viele hier überhaupt kochen könnten und auch schon bald wurde aus der Maggi- Raviolidose eine selbsterdachte Kreation mit frischen Zutaten. Auch das Eventmangement war gefragt, wie kann man auf die schnelle zum Mittag ein Grillen mit 12 Leuten organisieren? Auch Zeitmanagement wurde groß geschreiben – wir hatten nie genug Zeit! Und nicht zuletzt hat der ein oder andere hier die große Liebe gefunden, stimmt doch wohl, oder??? Zumindest denke ich aber, dass jeder Freundschaften von längerer Dauer geschlossen hat. Sie zu pflegen wird für viele eine Aufgabe in nächster Zeit wo sich doch viele Wege sich trennen werden....

Aber wir haben ja auch studiert und das nicht wenig! Vor allem die ersten Semester verlangten von vielen ALLES ab. Diese tollen Fächer wie Physik, Chemie, VWL und Mikrobiologie sind vielen wahrscheinlich noch in „guter“ Erinnerung und machten es nicht immer einfach zu erkennen, ob das wirklich der Studiengang war, den man gewählt hatte.
Während ein Teil der hier anwesenden nach der alten Studienordnung seinen Abschluss fabrizierte, konnte der andere Part der hier anwesenden Absolventen zwischen neuer und alter Studienordnung wählen. Der dritte Gruppe der hier gegenwärtigen Agraringenieure durfte/musste sich mit der neue Studienordnung zufrieden geben. Es war also ein ziemliches durcheinander als die dritte Gruppe hier im WS 2000 angefangen hat.
Sama no dabei meine Herrschaften?

Einige wurden gleich zu Versuchskaninchen ohne es so richtig zu wissen.
Denn wir waren der erste Studiengang mit einer gemischten Studienordnung, dem sogenannten Münchner Modell. Es war nämlich möglich als Abschluss auf der einen Seite das ganz normale Diplom zu machen oder sich für den „topmodernen“ Bachelor/Masterstudiengang zu entscheiden. Nur wusste noch niemand so richtig etwas damit anzufangen. Auch konnten die meisten Bachelor gar nicht aussprechen. Wir standen mit der Ansicht im übrigen nicht allein da. Als ich meinen Großeltern z.B. erzählt hatte, dass ich hier einen Bachelor machen könnte waren diese zunächst ziemlich verdutzt. Dann fragte mich mein Großvater aber, ob ich denn auch Rosen verteile. - Ich saß genau so fragend da wie die meisten von ihnen auch, bis ich aber herausfand dass er nur aufgrund der RTL Fernsehsendung „Der Bachelor“ jemals etwas davon gehört hatte. Aber sehen sie, genau das ist das Problem: Kein Mensch weiß, was das ist und was man damit machen kann! War es denn überhaupt nötig die Studiengänge so dem amerikanischen System anzupassen??? Das deutsche Diplom war akzeptiert und darüber hinaus auch geachtet. Wir sind mit die letzten, die das erfahren können.

Dabei liefen wir ja auch schon Gefahr die letzten zu sein, die je was agrarwissenschaftliches in Weihenstephan erfahren durften. Denn vor zwei Jahren war die Diskussion wie es mit dem TU Standort weitergehen sollte auf dem Höhepunkt und auf einmal war der Agrarstudiengang in seiner Selbst in Frage gestellt. An dieser Stelle muss ich unseren Professoren Lob und Kritik bescheinigen. Lob dafür, dass sie sich unter hohem persönlichen Engagement dafür eingesetzt haben, dass es weiterhin möglich ist ein vernünftiges Studium am WZW machen zu können.
Wenn wir schon beim Bedanken sind,… möchte ich mich im Namen aller erst mal bei Ihnen liebe Eltern bedanken. Sie haben mehr als finanzielle Unterstützung geleistet und maßgeblich dazu beigetragen, dass wir jetzt hier so wie wir sind stehen. Natürlich schulden wir auch Ihnen, meine lieben Professoren Dank für die Ausbildung und Beratung, die Sie und ihre Mitarbeiter für uns bereitgestellt haben. Einen muss bzw. möchte ich aber noch besonders erwähnen: Prof. Heißenhuber, Sie und ihr Lehrstuhl haben uns das Leben deutlich leichter gemacht. Gerade das Chaos, dass durch die Veränderungen an der Studienordnung hervorgerufen wurde, konnte durch einige Informationsveranstaltungen von Ihnen und ihren Mitarbeitern deutlich verringert werden. Danke dafür!

Auf der anderen Seite stimmt es nachdenklich, dass es zwar als die Agrar- und Gartenbauwissenschaften in ihrer Gänze bedroht waren an einem Strang gezogen wurde. Jedoch hatte man den Eindruck, dass, als es dann um den neuen Studiengang ging, sofort interne Lager entstanden, die sich nicht einig waren, an welchem Ende des Seils sie nun ziehen sollten. Dies war absolut kontraproduktiv und führte letztlich auch dazu, dass nicht nur die Diskussion nach außen getragen wurde, sondern dass die Uni auf der internationalen Ebene viel Ansehen verloren hat. Profitiert hat am Standort Weihenstephan davon niemand, aber das Gesamtgebilde erlitt schweren Schaden. Wir mahnen nochmals alle Beteiligten, dass jede Diskussion um Übernahmen oder Umgestaltung eine Schwächung des Standorts WST mit sich zieht und ihn so auch selbst in frage stellt. Natürlich muss von Zeit zu Zeit das System oder Positionen restrukturiert werden, aber es muss als Erweiterung und nicht auf Kosten anderer passieren! Es macht keinen Spaß, als Student ständig gefragt zu werden, wie lange es Weihenstephan denn noch geben werden. Man kann jetzt natürlich sagen, „was wollt ihr denn ihr seid doch fertig und habt damit nix mehr zu tun“. Das ist falsch! Wir Absolventen brauchen WST auch weiterhin. Wir brauchen einen guten Ruf, der uns manchmal sogar auch vorauseilt. Wir brauchen eine Verlässlichkeit auf die Professionalität und wissenschaftliche Exellence, die einem WST Studenten zugetraut wird. Wir werden auch dazu beitragen diese Botschaft in die Welt –wo auch immer die sein wird- hinauszutragen. Aber wir brauchen auch die Unterstützung von ihrer Seite meine sehr verehrten Professoren und natürlich die der nachfolgenden Generationen. Ein wichtiger Schritt dabei ist das Erkennen von Trends. Dazu gehört auch die Absprache mit den verschiedenen Organisationen, will sagen man muss für den Markt produzieren. Es bleibt also zu hoffen, dass die Bewegung genutzt wird und zum neuen Bachelorstudiengang auch zukunftsträchtige Masterstudiengänge angeboten werden. Und dabei ist es auch absolut möglich alte Traditionen nicht zu verraten. Von diesen gibt es eine Menge am Standort WST und wir möchten auch das diese weiterhin gewahrt werden. Dazu gehört auch die klassische Landwirtschaft. Dieser wurde in letzter Zeit immer weniger Beachtung geschenkt und natürlich ist es wichtig in innovativen Bereichen wie der Energiepflanzenproduktion und dem ökologischen Landbau zu forschen.
Allerdings muss sichergestellt sein, dass die klassischen Disziplinen in der Lehre noch von Personen abgedeckt werden können, die wissen wovon sie reden. Das kommt auch der Forschung zu Gute, wenn die Leistungsträger den Bezug zur Anwendung zumindest kennen. Denn die Versorgung mit gesunden und natürlichen Grundlebensmitteln ist weiterhin oberste Prämisse der Landwirtschaft. Wir wissen natürlich nicht wie im Rahmen der Globalisierung sich die Produktion verlagern wird. Aber niemand wird ernsthaft darüber nachdenken die Deutsche Landwirtschaft für die Nahrungsmittelproduktion aufzugeben. Außerdem wird die wachsende Weltbevölkerung auch dazu führen, dass immer mehr Standorte zur Produktion benötigt werden. Und dafür, dass wir noch längst nicht alles in diesem Bereich wissen gibt es viele prominente Beispiele: Viele dachten, dass mit der Entwicklung des Schleppers alles erfunden wurde, was man braucht um Landwirtschaft zu betreiben. Und einen ganz berühmten Irrtum machte Bill Gates 1980 als er sagte „kein Mensch wird je mehr als 64 Bit benötigen“. Wir wissen alle was aus beiden Behauptungen geworden ist.

In letzter Zeit hat die Landwirtschaft eine erhöhte Öffentlichkeitswirkung erfahren. Und immer mehr wird sie –das wird auch am heutigen Tagungsprogramm deutlich- als wichtiger Energieproduzent gesehen.
Aber ob sich dieser Trend fortsetzen kann oder ob es nur ein Strohfeuer war kann niemand so genau sagen.

Viel entscheidender -und deutlich publikumswirksamer- waren aber die Skandale! Als ein Teil mit dem Studium im Herbst 2000 anfing, dauerte es ziemlich genau zwei Monate bis in Deutschland der erste BSE-Fall zu Tage kam und nebenbei bemerkt dauerte es auch gar nicht lange bis es nicht mal 10 km von hier einen gab. Aufgrund des –leider auch nur kurzfristig- gestiegenen Bewusstseins für Lebensmittelqualität wurde ja auch das Bundesministerium für Verbraucherschutz quasi „neu gegründet“, mit Renate Künast als „Superministerin“ für die Food Chain. Zwei Jahre nach der Gründung geriet dann aber auch eines ihrer liebsten Steckenpferde die ökologische Landwirtschaft mit dem Nitrofenskandal in Bedrängnis. Das Vertrauen in die Landwirtschaft und den Standort Deutschland war erschüttert.

Aber warum dieser Standort Deutschland trotzdem so wichtig ist, sieht man wenn man Wirtschaftsbereiche in der Landwirtschaft betrachtet. Genau dort ist Deutschland immer vorn mit dabei. In der Pflanzenschutzindustrie, wo immerhin zwei der weltweit 4 wichtigsten Unternehmen aus Deutschland kommen, der Tierzucht, der Landtechnik, der Pflanzenzüchtung und und und. Diese Industrie lebt von neuen Innovationen und woher kommen die? Von kompetenten, 23-jährigen Absolventen einer Universität, die eine 3-jährige Berufserfahrung mit anschließendem 2 jährigem Auslandsaufenthalt in Ihrem Lebenslauf vorweisen können. Des weiteren kann der durchschnittliche Absolvent 4 Sprachen fließend und ist flexibel für einen Hungerlohn weltweit einsetzbar. Profile wie diese wären den Unternehmen am liebsten. Leider wurde die eierlegende Wollmilchsau noch nicht erfunden. Aber, meine verehrten Damen und Herrn, wenn... dann hoffen wir wird sie hier in Weihenstephan erfunden. Wir haben dazu die nötigen Kompetenzen...
Wie sie sicherlich wissen, sitzen hier Absolventen verschiedenster Disziplinen. Jeder der hier anwesenden Absolventen musste so ziemlich das gleiche Grundstudium über sich ergehen lassen. Da ist es nicht verwunderlich, dass der typische Agrarwissenschaftler an sich universell einsetzbar ist. Aber die Welt da draußen ist härter geworden. Mittlerweile wildern nicht nur Biologen und BWL´er in unserem Jobsegmenten.
Dabei muss das Studium keineswegs in „klassischen“ Bereichen enden.
Nur um Beispiele zu nennen: Weltweit sind unzählige Diplom-Agraringenieure in der Entwicklungshilfe tätig. Beim Volkswagenwerk in Wolfsburg ist ein Dipl. Ing agar für das gesamte Abwassermanagement zuständig. Das ist übrigens das Aushängeschild der Agrarfakultät Göttingen. Aber Weihenstephan braucht sich auch nicht zu verstecken. Viele werden wahrscheinlich in diesem Zusammenhang die Ausführungen von Frau Schröder vom Praktikantenamt kennen, wonach die weltweite Nr.2 von McDonalds ein Weihenstephaner ist. Herausforderungen gibt es genug. Ihr seht also:

Wir werden gebraucht, in Bayern, in Deutschland und offensichtlich auch in der Welt.

Danke!


Es gilt das gesprochene Wort! ;-)



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Gestern standen wir am Abgrund - heute sind wir einen Schritt weiter!

Re: Diplomfeier

S.-O. J.: "Die Dicke in dem roten soll mal meinen Krug hergeben!"

Ich sag aber jetzt ned wenn er damit gemeint hat (ein paar wissen s ja, vielleicht auch sie)!
Des hät er sich vor der Veraschiedung noch nicht getraut!

Re: Diplomfeier

Das hab ich nicht gesagt!!! *rot werd*



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Re: Diplomfeier

mir geht's genauso olli! was ich alles gesagt haben soll....
dazu kann ich nur sagen: kann schon sein

Aber nun mal noch nen tipp: wer ist die holde unbekannte???

Und wer hat meinen Krug (besonderes Kennzeichen ein roter Kabelbinder am Henkel) aus der WG 11 entwendet???



Re: Diplomfeier

Ich glaubs auch... die lügen doch!

Ich hab deinen Krug nicht! Von meinen 3 Krügen hab ich auch nur zwei wiedergesehen...



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Re: Diplomfeier

Tja, eure Feier scheint ja wohl ein voller Erfolg gewesen zu sein.

@Oli: wer war die rote?






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Das sieht nicht aus!

Re: Diplomfeier

das würd mich a mal interessieren herr J.: WER WAR DIE ROTE?

Re: Diplomfeier

Neugieriges Pack! Ich sag dazu nix!!!!

@Sandra: Hattest du nicht was rotes an???



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Re: Diplomfeier

mir war so klar, dass das jetzt kommt..! du bist ja sowas von durchschaubar geworden..tztztz..

Re: Diplomfeier

Also ich könnte ja Licht in die Sache bringen,
aber das wäre ja viel zu einfach.

Gebt doch noch ein paar Tips ab!