...und nun meine Geschichte
lange habe ich gezögert, überhaupt dieses forum zu gründen, da ich unsicher war, bzw. bin, ob ich das durchhalte. zu anfang wollte ich eine selbsthilfegruppe besuchen aber ich schaffe den weg dorthin noch nicht. manchmal habe ich mal in einem forum einen beitrag gelesen und hatte auch vor zu antworten aber während ich las, fühlte ich mich nur noch schlechter. wie soll ein nichtschwimmr einem ertrinkenden helfen? ich dachte, es täte mir gut zu wissen, dass ich mit meiner krankheit nicht alleine bin aber so ist es nicht. es ist schlimm zu erkennen, wievielen menschen es so schlecht geht, es ist unheimlich traurig. trotzdem habe ich mich für dieses forum entschieden, da ich hoffe, dass es für einige hilfreich sein wird.
meine depressionen fingen relativ früh an, allerdings dachte ich nie an diese krankheit, obwohl sie mir bekannt war. mit 13 Jahren bemerkte ich die ersten veränderungen an mir: ich war häufig "kaputt" , ermüdete sehr schnell und stellte so ziemlich von heute auf morgen die meisten meiner gewohnten tätigkeiten ein, wobei ich mein tagebuch jedoch weiterführte. heute bin ich darüber sehr froh, da ich anhand des buches ganz konkret vorkommnisse und befindlichkeit benennen und nachvollziehen kann, quasi über "beweise" verfüge.
diese veränderungen lösten eine ungeheure verzweiflung in mir aus, da ich dachte, es läge an mir. ich konnte bzw. wollte mich keinem anvertrauen, da ich dachte, es sei ein zeichen von schwäche, und ich wäre einfach zu weich und zu wehleidig, ich müsste mich einfach nur genug anstrengen. mit 14 jahren dachte ich das erste mal an selbstmord aber es hielt mich etwas zurück nämlich meine familie. für eltern ist es das schlimmste, ihr kind zu verlieren und dann noch auf diese art...ich sagte mir immer wieder, ich dürfe nicht egoistisch sein. jahre später erfuhr ich, dass sich meine tante, von der ich annahm, sie sei an einem herzanfall gestorben, sich mit 28 jahren umgebracht hatte. als es mir schliesslich mitgeteilt wurde, war ich auch 28. wie ich mich da gefühlt habe möchte ich nicht beschreiben.
meine mutter starb als ich 16 war an krebs. sie bekam zwar morphium aber nicht annähernd soviel, dass es ausreichte; sie hat furchtbar gelitten.
mein onkel ist auch depressiv und bekommt seit ca. 35 jahren medikamente, die ihm ermöglicht haben, ein schönes leben zu führen. nun hat er als spätfolge parkinson.
mit 15 jahren wurde meine schilddrüse untersucht, man vermutete aufgrund meiner ständigen müdigkeit eine unterfunktion. das resultat war, dass nichts gefunden wurde... also war es somit erledigt.
beruflich hatte ich ziemlich schnell alles erreicht, ich hatte nämlich durchaus auch gute, euphorische phasen, die mich glauben machten, es sei alles gut. umso tiefer fiel ich wieder. ich verabscheute mich aus verschiedensten gründen, hatte schuldgefühle, der hass auf mich selbst steigerte sich, frass mich fast auf je intensiver ich über mich nachdachte. ich fing an alkohol zu trinken, er machte mir einiges erträglicher, ausserdem machte es mir nichts aus mich zu zerstören, im gegenteil.
ich war nachts viel unterwegs, musste mir beweisen, dass es mir gutging, und ich mein leben geniessen konnte. doch es ging mir immer schlechter. nur in meinem beruf ging ich voll auf, keine mensch hat je etwas bis zu meinem suizidversuch gemerkt.
dann starb mein vater als ich 28 war ebenfalls an krebs. danach ging ich in die schweiz und zwei jahre später, einen tag nach meinem 30. geburtstag, versuchte ich mir das leben zu nehmen. ich kam in die psychiatrie und dann hörte ich dass erste mal, dass mein zustand namen hat: depressionen, bipolare störung und merkmale der borderline-erkrankung.
vg ancipitia
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1789 wurden erstmals die Menschenrechte als Gesetz verabschiedet. Keiner weiss, wo sie sich heute aufhalten.