Leben mit Depressionen - unsere Tiere

Kosten für Eine Katze?

Re: Kosten für Eine Katze?

hallo anja,
habe mir die homepage teilweise angeschaut, bin momentan wieder zu müde, um etwas aufzunehmen, aber das, was ich gelesen habe, gefällt mir gut. so eine homepage macht schon arbeit, und auch ich weiss nicht, wie lange ich meine halten kann oder ob ich noch wesentliche veränderungen vornehmen kann. aber da setze ich mich auch nicht so sehr unter druck, bzw. möchte nicht so viel daran denken.



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1789 wurden erstmals die Menschenrechte als Gesetz verabschiedet. Keiner weiss, wo sie sich heute aufhalten.

Re: Kosten für Eine Katze?

Hallo Anja, ich war alleinerziehende mutter und musste auch mit jedem Pfennig rechnen.Ich habe meinem Sohn ,er war damals gerade 7 ,seinen Wunsch nach einem tier nicht abschlagen können.Er wollte unbedingt einen Hund.Und die Enttäuschung war erstmal gross, als ich mit einem meerschweinchen und einem Wellensittich ankam.Es gibt einfach viele unberechenbare Kosten auch bei tieren. das Kleine Schweinchen hat damals für mich unsummen an Tierarztkosten verschlungen ,na wir haben es durchbekommen.mir taten beide leid mein sohn und das Meerschweinchen.Auch wenn es schwer ist ,wenn man so sehr rechnen muss,würde ich die Anschaffung eines Tieres bis auf weiteres verschieben. Deine Tochter ist 17 und du kannst es ihr vernünftig erklären .letztendlich sind die Tiere auch wenn man es noch so gut meint meistens die leidtragenden.Ich denke auch deine Tochter wäre glücklicher,wenn sie nicht wegen jedem leckerchen ,(man soll es nicht ,tut es aber trotzdem manchmal)den Cent dreimal umdrehen muss.Oder Rechnen obs denn fürs Streu noch reicht, dann siehts fürdie Wohnung nämlich übel aus ,wenns klo nicht sauber ist.....und zwei Katzen kosten halt mehr als eine ,schliesslich bleiben sie nicht immer klein. liebe Grüsse Edith

Re: Kosten für Eine Katze?

Hallo Anja!

Der allgemeinen Annahme zuwider habe ich als Mann keine großen Probleme, über meine Gefühle zu reden (solange es NICHT ZU WEIT geht!), vielleicht, weil ich das große Glück habe, naturell bedingt von ihnen nicht über längere Zeit belastet zu werden, weil "von Natur gegebene" Mechanismen zum Selbstschutz bei mir ganz gut funktionieren. Wenn es mal seelische Probleme gibt, kann ich sie so ironisch distanziert betrachten.

Andres sieht es aus, was die leidigen Finanzen betrifft. Zwar rede ich auch hier offen darüber, wenn es mal nicht so gut läuft, aber mehr aus dem Grunde, weil ich mir nicht selber vorhalten möchte, nicht die Courage aufbringen zu können, dazu zu stehen. Im Jahr 2000 hat es mich knüppelhart erwischt. Probleme mit dem Rücken, die über viele Jahre mit hinreichender Vorwarnung sich vergrößert hatten, haben mich im übertragenen Sinne "gelähmt". Ich konnte nicht mehr länger als einige wenige Sekunden sitzen - etwa zum Essen, stehen - etwa an der Supermarktkasse, die Schuhe konnte ich mir nur unter den seltsamsten Verrenkungen zubinden oder stehend kam ich mit den Fingerspitzen nicht mal annähernd zu den Kniescheiben, weil ein bestimmer Nerv dann wie irre "zog".
 
Kurz: An Arbeit war nicht im Entferntesten zu denken. Nach zwei Monaten war das Geld aufgebraucht - und ich musste den äußerst (wortwörtlich) "pein"-lichen Gang zum Sozialamt antreten. War nicht leicht; bis heute habe ich noch keinen einzigen Tag "krankgemacht", um mir einen zusätzlichen Tag Urlaub zu erschleichen. (Denn wenn mir irgend etwas stinkt, fechte ich dies auf anderem Wege aus.) In den ersten Monaten bekam ich noch 1300 DM, dann 900 DM. Allein Miete plus NK und Betriebskosten beliefen sich auf 700 DM. Ich war sehr glücklich, als der Spuk sich nach etwa zehn bis zwanzig Monaten langsam auflöste. Es war allein der Optimismus, der dazu entscheidend beigetragen hat, dass ich die Zeit per se nicht als wirklich dramatisch oder gar tragisch empfand.
Was es heißt, sparsam haushalten zu MÜSSEN, habe ich also auch erfahren. Aber auch, dass hier Grenzen gesetzt sind. Ich musste mir am Ende sogar noch Geld leihen, weil ich es eben nicht hinbekam.

Im Übrigen muss ich nicht lange überlegen, ob diese Zeit mir nicht auch etwas Positives gebracht hat: Durch diese zugebener Maßen heftige Breitseite vor den Bug habe ich erst gelernt, wie wichtig es ist, auf die Warnsignale zu hören und dementsprechend zu reagieren anstatt sie nur zu registrieren. Wahrscheinlich wäre anderenfalls der eingetretene Schaden irgendwann erheblich größer oder gar irreversibel gewesen.

Wie heißt es häufig im Radsport, speziell bei großen Leistungen einzelner Fahrer?
CHAPEAU! Und den ziehe ich heute nochmals vor Dir.

LG heute speziell an Dich!! (Natürlich auch an alle Anderen!)






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Viele Leute glauben, daß sie denken, wenn sie lediglich ihre Vorurteile neu ordnen.
(William James, amerik. Philosoph, 1842-1910)

Re: Kosten für Eine Katze?

Hallo Ihr Lieben

erstmal vielen Dank für Eure zahlreichen Antworten!

Die Katze der Freundin meiner Tochter ist noch nicht schwanger, also zunächst mal noch lange Zeit, um gründlich darüber nachzudenken und zu reden. Es "schrecken" mich ja nicht nur die Kosten ab, die wir uns evtl. nicht leisten können - bei mir gibt es da wirklich noch andere Gedanken, die ich mir mache. Im Augenblick ist sie derart fixiert, dass ich kaum an sie rankomme.

Was mir halt zu schaffen macht - ist nicht jetzt unbedingt "nur" wegen der Katze - ist eben gerade jetzt, wo meine Tochter wieder bei uns lebt, die Tatsache, dass wir zwar ganz gut zurechtkommen und ganz sicher nicht verhungern. Leider aber ist halt wirklich nichts anderes drin - ich weiß, dass ich da nicht alleine da stehe - aber es ist wirklich schwer, wenn es noch nicht mal drin ist, mal ein Eis essen zu gehen oder jetzt, wo es die Ferienkarte gibt, dieses Geld dafür wirklich "vom Munde abzusparen". Dafür werd ich wohl diesen Monat keinen Arztbesuch machen können, denn diese 10 Euro Praxisgebühr sind echt nicht mehr drin.
Schon witzig, dass man nicht zum Arzt gehen kann, weil man sich die Praxisgebühr nicht erlauben kann......

Manchmal ist es einfach schwer, zu akzeptieren und zu verstehen, dass ich geackert und geackert habe, jetzt sogar wieder 5 Std. arbeiten gehen kann (allerdings in der WfB), aber trotzdem von den Ämtern abhängig bin und keinen müden Cent übrig habe.

Allerdings - und das muss ich schon auch betonen - es gibt einfach so viel Positives, was in den letzten Jahren passiert ist. Mittlerweile denke ich, dass jedes noch so kleine Detail in irgendeiner Form einfach so sein musste, von mir genauso "gewählt" wurde, um heute genauso zu sein, wie ich bin.
Nicht immer, aber doch meistens, überwiegen diese Dinge und dann kann ich auch über die finanziellen Sorgen hinwegsehen - glücklich zu sein und zu spüren, auf dem richtigen Weg zu sein, weiterzukommen ist nicht mit Geld zu bezahlen. Und ich glaube, dass ich für mich sagen kann, doch die meisten Tage glücklich und dankbar zu sein.

Obwohl es mir oftmals so dreckig ging, wirklich einige Tage, Wochen und Monate einfach aus dem Gedächtnis streichen möchte, will ich doch keinen Tag missen, auch wenn es heute noch oft schwer zu ertragen ist.

Ich spüre, dass ich jetzt, in dieser neuen Wohnung, wieder mit meiner Tochter zusammen, auch in diesem finanziellen "Loch", erneut einen Weg eingeschlagen habe, der mir noch sehr viel bieten wird, der mich weiterbringen wird, als es bisher der Fall war. Es ist ein Gefühl, als ob sich - ganz langsam und Stück für Stück - ein Kreis, der unterbrochen war, wieder schließen würde. Noch ist es nicht soweit, aber es ist erstaunlich, wie sehr ich es spüre.

Bäckermeister - ich danke Dir, dass Du den Hut vor mir ziehst - aber ich denke, jede Leistung, die wir mit "unserer" Krankheit, wie auch immer sie geartet sein mag, vollbringen - sei es, einer Beschäftigung nachzugehen, sei es, hier in diesem Forum sich zu öffnen oder sei es auch "nur", überhaupt es zu schaffen, den Tag zu beginnen und nicht im Bett zu verbringen. Alle diese Dinge sind mit unserer Krankheit Leistungen, die für andere selbstverständlich, aber für uns ein wahres Wunder darstellen, dass nicht genug zu würdigen ist - und ein großes Stück weiter sind wir, wenn wir das auch selbst so sehen können :)

Und wieder war dies jetzt ein großer Text von mir, auch wenn es dieses Mal nicht mehr viel mit meinem Ursprungspost und meiner Frage zu tun hatte - irgendwie war ich heut gar nicht in der Lage, so viel zu schreiben, aber es sollte wohl irgendwie so sein :)

Ich wünsche allen einen schönen Tag

Liebe Grüße

Anja



Re: Kosten für Eine Katze?

es ist nicht leicht, wenn man so stark auf etwas fixiert ist, davon wieder abstand nehmen zu müssen, aber deine tochter ist alt genug (wobei, kann man für irgendetwas zu alt sein?) um alles sacken zu lassen, und dann noch einmal darüber nachzudenken. vielleicht wird die katze ja auch kastriert? dann gibts erst gar keine jungen...
es ist schon bewundernswert, wie du mit deiner situation umgehst.  ich finde, jeder, der arbeitet, ob nun krank oder gesund, egal wo und wie, hat das recht finanziell abgesichert zu sein ohne sich von anderen abhängig machen zu müssen. es ist schlimm wenn man sich mal ansieht, wieviele menschen alleine schon in deutschland unter oder knapp an der armutsgrenze leben...und besser wird es nicht, im gegenteil: die kluft wird grösser, was meiner meinung nach auch beabsichtigt ist. kann man nur hoffen, dass es doch irgendwie besser wird...



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1789 wurden erstmals die Menschenrechte als Gesetz verabschiedet. Keiner weiss, wo sie sich heute aufhalten.