Eines der eindrucksvollsten Elemente der Innengestaltung der Semperoper ist der 17 mal 12 Meter große und 400 Kilogramm schwere Schmuckvorhang von Ferdinand Keller, der für den Wiederaufbau des Hauses von den Malern Gerhard Keil und Walter teichert im Palais im Großen Garten
neu geschaffen wurde. Der Vorhang besteht aus von Hand vernähtem
belgischem Leinen, welches mit nach alten Techniken gemischten Farben
bemalt wurde.
Der gemalte Schmuckvorhang zeigt eine große figürliche
Komposition, von reich dekorierten Friesen gerahmt. Der obere und untere
Fries enthält Putten mit Frucht- und Blumengirlanden, oben mit sechs
Bildmedaillons von Dichtern, unten von sieben Komponisten. Das obere
mittlere Medaillon trägt die verschlungenen Initialen des sächsischen
Königspaars AC Albert und Carola.
Die Figurenkomposition in der Mitte ist gerahmt von einem üppigen
Früchtekranz, in den Theatermasken verwoben sind. Auf einem steinernen
Stufenthron sitzt eine geflügelte Frauengestalt die Allegorie der
Phantasie und hebt mit ihrer rechten Hand eine brennende Fackel empor.
Ihr zur Seite sitzt links eine zu ihr hinblickende Frauengestalt mit
Buch und Federkiel, die allegorische Gestalt der ernsten Dichtkunst.
Rechts der Phantasie haben zwei Frauengestalten mit Lyra und Geige ihren
Platz, die die Instrumentalmusik darstellen. Diese Mittelgruppe ist von
einem Vorhang hinterfangen, den zwei fliegende Engelputten emporheben.
Im Vordergrund lagern sich zwei Frauenfiguren. Zu der linken leitet ein
Putto über, der im Begriff ist, der Frau eine Narrenkappe aufzusetzen.
Sie hält in der rechten Hand einen Harlekinstab; es handelt sich um die
Dichtkunst der Komödie. Auf sie ist auch die Vase mit dionysischen
Motiven in der linken unteren Bildecke bezogen. Auch die Herme eines
Fauns ist auf diesen Themenkreisen abgestimmt, während die ernste
stehende Gestalt im Hintergrund, der ein Putto ein geöffnetes Buch
vorhält, die Geschichte versinnbildlicht. In der rechten unteren
Bildecke sitzt eine singende Frau, auch ihr hält ein Putto ein
geöffnetes Buch vor. Das Attribut der Figur der Gesangskunst ist der
Schwan. Im Hintergrund sind zwei tanzende Gestalten dargestellt. Die
Fackel der inspirierenden Phantasie leuchtet also der Tragödie, Komödie
und Geschichte auf der einen Seite, der Musik, dem Gesang und Tanz auf
der anderen Seite.
Nach fast 30 Jahren wurde der Vorhang 2013 gereinigt und restauriert. Die Kosten betrugen rund 40.000 Euro.