"Karneval in Rio:«Größte Party der Welt»"
"Karneval in Rio«größte Party der welt»ist zu Ende.
28.2.2006
Rio de Janeiro
- Zitat:
Viel nackte Haut,fantasievolle farbenprächtige Kostüme,tolle Choreografien und heiße Sambarhythmen haben beim Karneval in Rio de Janeiro zehntausende Menschen zur Ekstase getrieben.Der weltberühmte zweitägige Umzug der so genannten Sambaschulen ging am Dienstag am Zuckerhut erst gegen acht Uhr morgens(1200 Uhr MEZ)zu Ende.Auch ein starker Sommerregen konnte zum Abschluss der«größten Party der Welt»die Gemüter nicht abkühlen.«Nur die Geburt meiner Töchter hat mich so bewegt»,sagte etwa Argentiniens Fußballlegende Diego Maradona(45).Auch der deutsche Fußballnationalspieler Kevin Kuranyi,der in Brasilien aufgewachsen ist,feierte ausgelassen mit.«Die Menschen schwebten», schrieb die Zeitung«Estado».Am letzten Defilee nahm nach Sonnenaufgang der US-Musiker Quincy Jones teil.«Das ist ein unglaubliches Fest.Der Karneval hier wird immer besser.Ich war bereits vor 50Jahren 1956in Rio»,sagte Jones,der auf einem Allegorie-Wagen der Sambaschule Portela trotz anfänglicher Höhenangst bald auch die schwierigsten Sambaschritte wagte.Etliche Prominente wie Sportstars,Politiker,Supermodels oder auch der US-Rapper Puff Daddy ließen sich in diesem Jahr bei schwüler Hitze um die 40Grad vom Samba in Rio mitreißen.U2-Sänger Bono feierte lieber in Salvador im Nordosten Brasiliens.Den größten Jubel der rund 90 000Zuschauer im Sambodromo-Stadion bekam aber trotz der vielen ausländischen Persönlichkeiten der legendäre«Vorsänger»der Sambaschule Mangueira Jamelao.Der 93 jährige Mulatte,der nach eigenen Angaben täglich eine Flasche Whisky trinkt kündigte an:«Nächstes Jahr bin ich wieder da.»Ähnlich enthusiastisch zeigte sich die 85-jährige Maria,die auf der Tribüne mitfeierte: Ich tanze und singe,bis ich für für immer tot umkippe.»Jede der 14 Sambaschulen mobilisierte wieder 80 Minuten lang um die 5000Sänger,Tänzer und Statisten,und wie immer auch viele Persönlichkeiten des brasilianischen Showbusiness. Einige Frauen gingen sogar nur mit Farben«bekleidet»auf die Laufbahn.Obwohl sie ausnahmslos in den«Favela»Slumvierteln von Rio sitzen,gaben die Samba-Schulen auch in diesem Jahr wieder jeweils um die zwei Millionen Euro für die Umzugsvorbereitungen aus. Während des Umzugs waren die Straßen Rios wie leergefegt.Millionen saßen jede Nacht neun Stunden lang vor TV-Schirmen zu Hause,in Kneipen und Vereinen.In sportlicher Hinsicht»wurde die Parade mindestens ebenso ernst genommen wie die nationale Fußballmeisterschaft.Am Mittwoch ermittelt eine Jury auch den Meister und die zwei Absteiger unter den 14 Samba-Gruppen.Mit dem zweitägigen Umzug geht der Karneval in Rio aber noch längst nicht zu Ende. Bis nächsten Sonntag gibt es trotz Kritik der katholischen Kirche, die den Karneval am Aschermittwoch abgeschlossen sehen möchte, unzählige Straßenparaden.Menschen aller Rassen,Klassen,Nationalitäten und Altersstufen tanzen und singen ausgelassen und zügellos um die Allegorie-und Musikwagen nach dem Motto«Ninguem é de Ninguem» (etwa«Jeder ist frei»).Frauen müssen sich deshalb von fremden Männern widerstandslos küssen lassen.Nach Angaben der Tourismusbehörde Riotur kam zum Karneval2006 die Rekordzahl von680 000 Touristen aus dem In-und Ausland in die Stadt.Hunderttausende Touristen besuchen auch den Nordosten,wo der Straßenkarneval ebenso ausgelassen gefeiert wird.In Recife feiern seit dem Wochenende jeden Tag um die 2,5 Millionen auf den Straßen.Damit der Karneval in Rio so friedlich über die Bühne geht wie in den vergangenen Jahren,wurden in der von Kriminalität geplagten Stadt rund 33 000Beamte-unter anderem auch in zivil-auf Sonderpatrouille geschickt.Aus Sorge um die Verbreitung von Aids und Geschlechtskrankheiten hat das Gesundheitsministerium landesweit 25Millionen Kondome kostenlos verteilen lassen.In Zusammenarbeit mit den Vereinten Nationen führen außerdem das Justizministerium in Brasilia sowie einige Bundesstaaten wie Rio,Ceara und Goias eine Kampagne gegen Menschenhandel und Sextourismus durch.Allein während des vergangenen Karnevals gab es in Brasilien 14 376 Anzeigen wegen sexuellen Missbrauchs von Minderjährigen.Die diesjährige Bilanz gibt die Polizei in den nächsten Tagen bekannt.Einige Todesfälle gab sie aber schon jetzt bekannt:In Salvador schoss ein Mann in die feiernde Menge und tötete einen Jugendlichen.Beim Einsturz einer Tribüne wurden in Porto Velho im Land Rondonia zwei Menschen getötet und Dutzende verletzt. |