Vergiftung bei Kleinkindern - Was tun?
Vergiftungen bei Kleinkindern - Was tun?
Eine allgemeingültige Empfehlung für das Verhalten bei Vergiftungen gibt es nicht, aber es gibt eine Reihe von Maßnahmen, die die Folgen einer Vergiftung lindern können.
Ebenso wichtig ist das Vermeiden von überlieferten, heute als falsch geltenden Behandlungsmaßnahmen, die den Verlauf einer Vergiftung sogar noch verschlimmern können. Dazu gehört die Gabe von Milch und das Auslösen von Erbrechen.
Kinder nehmen bei der Erkundung der Umwelt vieles in den Mund und probieren es. Besonders gefährdet sind Kinder im Alter von ein bis vier Jahren.
Zu den Gefahren zählen Haushaltschemikalien wie Putz- und Spülmittel, kosmetische Produkte, Beeren und andere Pflanzenteile, sowie Medikamente, diese sind oft für schwere Vergiftungen verantwortlich.
In unseren Breiten sind Vergiftungen durch Tiere (Schlangen, giftige Insekten oder Meerestiere) selten. Jedoch wirken ihre Gifte bei Kindern ausgeprägter als bei Erwachsenen.
Wenn sich ein Kind vergiftet hat, ist es wichtig sich einen Überblick über die Vergiftungssituation zu verschaffen.
Wie geht es dem Kind?
Was und wieviel ist aufgenommen worden?
Wenn das Kind nach der Aufnahme schädigender Stoffe deutliche Symptome wie starke Schmerzen, Luftnot, Husten oder Verhaltensauffälligkeiten zeigt, sollte sofort ein Notarzt über die nächste Rettungsleitstelle (Telefon: 112) angerufen werden.
Zeigt das Kind vorerst keine oder nur geringe Anzeichen einer Vergiftung, sollten folgende Verhaltensmaßregeln eingehalten werden:
1. Ruhe bewahren
Durch Panik in der Umgebung kann bewirkt werden, dass das Kind die verschluckten Substanzen vor Aufregung spontan erbrechen muss. Dies sollte möglichst vermieden werden!
Die vermuteten Gifte müssen möglichst genau identifiziert werden und ggf. deren Packung gesichert werden.
2. Kein Erbrechen auslösen
Nach Aufnahme einiger Gifte kann Erbrechen sehr gefährlich sein - hierzu zählen z.B. ätzende Produkte wie chemische Rohrreiniger oder manche Reiniger für Geschirrspülmaschinen.
Die Speiseröhre reagiert viel empfindlicher als der Magen auf solche Stoffe. Durch ein Erbrechen passieren die Produkte ein weiteres Mal die Speiseröhre und können diese nochmals schädigen.
Andere Substanzen wie Benzin, Petroleum oder Lampenöle sind besonders gefährlich, wenn sie in die Lunge geraten. Beim Erbrechen dieser Flüssigkeiten kann es besonders leicht zum Eindringen in die Atemwege kommen.
Das gleiche gilt für waschaktive Substanzen (Detergenzien, Tenside), wie sie in Spülmitteln, Haushaltsreinigern und auch Körperpflegemitteln vorkommen. Diese Produkte schäumen beim Erbrechen und der Schaum kann ebenfalls in die Lunge gelangen.
Auch das Auslösen des Brechreizes kann gefährlich werden:
Wird z.B. versucht, das Erbrechen durch die Gabe von Salzwasser auszulösen, kann u.U. eine Kochsalzvergiftung eine lebensbedrohliche Verschiebung der Blutsalze auslösen.
Der Versuch, Erbrechen durch "Finger-in-den-Hals-stecken" auszulösen, kann sowohl zu örtlichen Verletzungen als auch zu schweren Kreislaufstörungen führen!
3. Keine Milch zu trinken geben
Entgegen landläufiger Meinung bindet Milch keine Gifte, sondern verstärkt durch ihre feinverteilten Fetttröpfchen die Aufnahme fettlöslicher Gifte aus dem Darm.
Auch sprudelndes Mineralwasser sollte vermieden werden, da es die waschaktiven Substanzen aufschäumen kann.
Das Kind sollte stattdessen Tee oder Leitungswasser trinken, dies ist gerade bei ätzenden Substanzen wichtig.
4. Giftinformationszentrum anrufen
Telefon 0551 / 19240
Dort können alle, die mit Kindern zu tun haben 24 Stunden täglich anrufen, selbst an Sonn- und Feiertagen. Qualifizierte Ärzte geben kompetenten Rat zu allen Vergiftungsfragen.
In vielen Vergiftungsnotruf-Fällen kann Entwarnung gegeben werden. Bei leichten Vergiftungsanfällen können Ratschläge zur häuslichen Behandlung gegeben werden. Um schnell handeln zu können wird empfohlen medizinische Kohle (10g) und ein entschäumendes Medikament (Inhaltsstoff: Simeticon) zu bevorraten. Dies erhält man in jeder Apotheke!
Die Kohle kann durch Bindung vieler Gifte deren Aufnahme aus dem Darm verhindern; ein Entschäumer hemmt bei Seifen und anderen Haushalteschemikalien das gefährliche Aufschäumen im Magen.
Vorbeugung:
Haushaltschemikalien, Lampenöle, Medikamente, Schädlingsbekämpfungsmittel und andere gefährliche Produkte sollten für Kinder unzugänglich aufbewahrt werden!
Diese Produkte nie in Flaschen oder andere Behälter umfüllen, in denen üblicherweise Getränke aufbewahrt werden!
Medikamente nicht im Beisein von Kindern einnehmen (Nachahm-Effekt!). Möglichst Medikamente für Kinder von denen für Erwachsene getrennt aufbewahren!
Auch über die Pflanzen im Haus und in der näheren Umgebung sollte man sich gut informieren, so dass im Falle einer Vergiftung deren Name schnell und verläßlich mitgeteilt werden kann!
Svenni